FRIEDRICH UND FRANZISKUS
Friedrich:
Dich recht zu finden, mann der heiligen flucht,
Enntschlug ich mich der macht dich zu befehlen
Und suche meine antwort weit vom thron
Des reichs in deiner klause.
Franziskus:
Deinen thron
Trägst du mit dir.
Friedrich:
Der büßer und verwerfer
Huldigt dem herrn der welt mit schmeichelei?
Aus deiner grünen unschuld, im gezirp
Des flatternden geschwisters und im hauch
Der blumenkinder, vor den nackten balken
Der Heilands-zelle ehrst du meinen thron?
Franziskus:
Ich wehr ihm, kaiser.. daß du nicht vertraust
Mich zu entheimlichen, wenn du herab
Auf meine spreu trittst, statt mich zum gerüst
Von gold und purpur mit gewalt zu holen.
Was dem bescheid dich öffnet den du brauchst
Und den zu spenden meine demut heischt,
Mein hochmut zagt, ist nicht herablassung,
Kein müßig spiel der hoffart ohne krone
Noch lässige nachsicht des verwegnen sinns.
Du bringst die taubheit deiner neugier her,
Dein auge glaubt an seine blendungen,
Dein durst nach wissen hält dich ab vom quell.
Friedrich:
Wodurch erfahr ich dich als aus dem grund
Des nötigen willens, der dich reizt und schont?
Gott gab mir herrschaft und ihr darf ich nicht
Auch wenn ich möchte, heimwehkrank nach Ihm,
Entweichen in die süßigkeit des nicht-
Mehrmüssens.. in die schwebe des Warum
Die windig alle schranken wegwischt, jeden
Beding verstäubt in aschen jüngsten tags.
Was unterm himmel lebt planetenhörig
Muß ich, gotthörig, kennen.. laus und leu
Ysop und zeder, vesten und gezeiten
Haus gruft .. was wallt und wurzelt,und weshalb —
Der ewigen ordnung vogt in raum und zeit.
Verboten sind mir rätsel, nicht gesperrt ..
Und meinem fug getreu such ich dich heim
Den fremdling, neuling, daß ich ihm bestimme
Stätte und werk.
Franziskus:
Ich steh dir rede.
Friedrich:
Nein:
Du trotzest mir aus demut und du scheust
Die marter nicht womit man dich bedroht,
Gelockt vielleicht, als die dem untertan
Der unbarmherzige Antichrist verhänge.
Hoffe kein kreuz von mir und schände nicht
Mein amt mit dem verdachte des versuchers.
Franziskus:
Wer fragt versucht. Doch du bist der versuchte,
Gefragt vom geist dem Gott die grenzen wies:
Beginn und end, erkenntnis und begier.
Friedrich:
Da du mich kennst und mahnst an jenen sturz
Mit gleichem angst- und hoffensreinen blick
Wie du die rehe atzest und dein kraut
Benetzest, brüderlich beflissen um
Heimfall des nächsten abends, pflege mein,
Deß notdurft wissen ist, und sage mir
Dein eigenes bewenden .. ohne graun
Vor meiner grenze — gnade oder recht.
Franziskus:
Mein tun liegt offen vor dir.
Friedrich:
Nicht sein sinn.
Ich weiß daß du die heiligen gebote
Glaubst und befolgst auf Christi spur.. ein hort
Der armen, nackten, brestigen .. das üben
Des wortes fromme fröner lang, sich selbst
Drüben zum lohn und hier zur eitelkeit
Der niedertracht und zitternd vor der hölle,
Aus wollust unter schauervollem zwang.
Verrate mir das herz das deine blöße
Stolz, dein erbarmen froh macht und dich wagt
Neidlos vor meinen glanz!
Franziskus:
Könnt ichs durchschaun
Wie du verlangst, so wär sein licht getilgt,
Ein funken der in klares wasser fällt.
Die gottes-glut ist ausgeteilt an scheine,
Das wort in fleisch, das einmal wissen ward,
Damit die tausend zungen nicht erstummen
Im schwatz von Babel. Daß die tausend augen
Nicht ganz erblinden an dem einen licht,
Brach es sich in die farben und gestalten,
Drum du dich mühst, gott-abwärts. Mich vollzieht
Sein atem in sein ausgelassen all,
Die liebe Gottes schöpft mich in die wesen
Wie er in Jesus unsereins geworden,
Und unterging in sterblichen geschöpfen,
Bis er in jedem einzeln auferstand.
Friedrich:
Er-innre dich in Ihn zurück. Ich will
Vergessen, um sein Außen wach zu wirken
Und nicht zu löschen in der holden nacht.