Friedrich Gundolf: Gedichte


Seit ich dich fand
Hab ich dich kaum gemißt.
Von wand zu wand
Hab ich gewußt du bist
Und atmest wach und nah
Für meine hand und mehr als meine hand.
Genug du warst mir da
Ein einfach trautes ja..
Ich fragte nicht nach grund und nicht nach frist.

 

Ich schau umher
Zum ersten male bang
Und voll begehr
Nach täglichem empfang
Der sich von selbst verstand
Wie licht und brot. Nun spür ich all dein mehr
Und frage was verschwand
Daß ich so unverwandt
Nur lücken seh. Was macht die zeit so lang?

 

Die ich entbehr
Ergreift mich jetzt mit zwang.
Dein was und wer
Dein wort und wuchs und gang —
Sind es noch die ich sah
Von meiner neuen sehnsucht voll und schwer?
Ich rufe und empfah
Was mir durch dich geschah
Mit flehn und dank und zärtlicherem drang.