Friedrich Gundolf: Gedichte


Wirst du wieder mich in frühling führen —
Nach dem stein und staub vernutzter straßen —
Da schon arme stengel in den vasen
Auf dem simse mich zu tränen rühren?

 

Von dem kleinen haus am sanften hange
Soll ich matten sehn und bergesleuchten
Und mich sollen auf dem morgengange
Grasige pfade, schilfige ufer feuchten.

 

Würzige blumenbüschel triefend-erdig
Werd ich aus dem moos im dickicht pflücken,
Samtne glocken, flocken ungeberdig
Dir in die geschonten hände drücken..

 

Und dich anschaun mitten im gedüfte,
Überschienen vom wahrhaftigen glanze,
Mit dir atmend wandeln hüft an hüfte,
Mit dir blühn wie pflanze neben pflanze!

 

Kann dies sein? Noch preß ich mein verbleiben
In der brust und flehe in den nächten
Zu den unwahrscheinlich gütigen mächten,
Seufze morgens an beschlagnen scheiben.