Friedrich Gundolf: Gedichte


Wer hat sich ängstiger gefragt
Ob nicht der wahn mein herz benagt
Ob ich mit diesem drang nach dir
Verblendet sei in schwacher gier.

 

Was will ich denn? Zum überdruß
Ward mir der spielige genuß..
Die dunkle seelenzauberei
Hab ich erkannt — sie ist vorbei...

 

Wie ich dich nahm aus Gottes schoß
Geheim und leicht, gedrang und los
Bist du noch heut und was ist fromm
Wenn nicht mein wissend rufen „komm“?

 

Ich hab mich zweifelnd wund gefleht
Ich hab geschaut und mein gebet
Will nach der qual und not gewiß:
Dich oder ewige finsternis.