Friedrich Gundolf: Gedichte


Wer sein selbst verlor
Im atmen der gewalten
Durchwandelt flor
Zerfahrender gestalten,
Noch aug, nerv, ohr,
Doch ohne hand zum halten,
Schaudernd zwischen geballten
Schwaden die keiner beschwor.

 

Nur des herzens gebot
Bannt den Gott welcher welt
Wirkt und ent-stellt.
Manchmal will er sie tot —
Aus nachtgrün und frührot
Drin es spricht, singt und bellt,
Aus schein der unsein erhellt
Erlöst vom geschaffenen kot.

 

Doch sein geschöpf das Ihn muß
Ringt ihn schwach
Aus seinem eigenen schluß.
Verzweifeltes ach,
Sinnlöschender kuß
Schöpft Gottes überfluß
Einmal und tausendfach
In sein selbst wieder wach.