Friedrich Gundolf: Gedichte


Der klostergang, verstrickt von reben,
Braut aus den früchten schwülen tags
Ewigen schlaftrunk. Spinneweben
Dämpfen den ruf des stundenschlags.
Zum wildwuchs modert das gehäuse,
Gebälk verkehrt sich zu gebein
Der eulen und der fledermäuse,
Rückwesend in den tod hinein.

 

Du hörst noch wie verschollne laute
Der mönche seufzen, litanei..
Und der jahrtausendlang gestaute
Innig erwürgte schöpfungsschrei
Schwingt lüstern und geheim im schweigen
Beharrlichen sommers, im getrill
Balzender stare. Nackter reigen
Heiliger leiber wandelt still

 

Umher, hinunter.. über fliesen
Blind schleichend zwischen kot und moos
Zur flöte, die stein, büsche, wiesen
Zerspukt — hinfälliges gekos
Des mittagsgottes der erinnern
Ersehnt. Er sucht es mit musik
Von stummen mächten, tauben minnern
Im all-erloschenen augenblick.