Das Urteil der Gewalten
Sanduhr Tierkreis Stab und Glas
Hölzer streng im Brand verriechend
Ließen mich gelähmt und siechend.
Nun allmählich ich genas
Und nach reinerm Dasein arte
Rüttelt unwirsch mir der Wind
Des Gebirgs am falschen Barte:
«Fort vom Kinne das! Sei Kind!
Ein Gelächter ist hier Zoll!»
Ich erschaudere und lasse
Die verzauberte Grimasse
Lachen — Echo weiß wie toll!
Fort ihr feierlichen Tücken!
Hier ist alles keusch und kühl.
Nimm mich, Wind, auf deinen Rücken
Zu centaurischem Gefühl!
Heimat ist, eh ich’s gedenk’ —
Ortschaft kindlich eingefaltet
Aber riesenhaft gestaltet
Das umgürtende Gesenk.
Über den vergessnen Rain
Klimme ich empor zur Tenne
Wo ich mich vom Falschen trenne
Edelgrauer Buchenhain!
In der Mitte ragt ein Steinmal.
Ich umarm’ es ungestüm.
Säuselt Laub und summt Geblüm:
«Alles Tausendmal ist Einmal.
Liebe Ihn nur, der entblößt
Hier mit dir sich gibt der Stummen
Und nur Sie, der unser Summen
Sich in Wahrsagungen löst!»
Ich gelobte es und schnitt es
In das knirschende Gestein.
Doch noch harrt die Quelle mein,
Keusche Schwester des Granites.
Sie entschied: «Wenn dies Gewog
Nach mäanderhaftem Wallen
Salzigem anheimgefallen
Zum Gestirn als Dunst verflog
Regnet es, ein unvermengt
Lauteres, ein sickernd Feines,
Bis ein Becken Urgesteines
Es zum Höhlenwasser engt,
Ihm ins Freie bahnt der Grundgang.
An wieviel ich mich verlor:
Quelle bin ich wie zuvor.
Reinigung ist aller Rundgang.
Bücke dich, daß du erfahrest
Wie du in dir selbst dich irrst.
Schlürfe mich — und wieder wirst
Du was du beim Ursprung warest!»