Die Rune
Wenn ich ersterbe, bin ich Stein
Und ruhe dumpf vom Weh und Wohle.
Von Menschen ein und aber ein
Bewandelt achtlos mich die Sohle.
Der Stein ist stumm.
Wer weiß darum
Daß jeder Stein ein Grab ist, jede Erde
Zerfallenes von Seele und Gebärde?
Und Staub befleckt mich, Regen speit,
Wind rüttelt beide aus dem Rechte.
Doch meine Schmerzverhaltenheit
Sprengt weder Frost noch Haar der Flechte.
Kein Blitz zerdrischt
Kein Wind verwischt
Die in mir eingeprägt geheimnisreichen,
Gelebten Sinn verewigenden Zeichen.
Ich bin gewidmet. Mir verblieb
Untilgbar eigen durch Erstarrung
Was in mich einst die Liebe schrieb
Und mein Jahrtausend heißt Beharrung.
Bis dessen Hand
Sich um mich wand
Der sich, dem einst in mir verschloßnen Blitze
Gehorsam, bücken wird auf mein Geritze.
Sein Mund, von Fieber eingeknittert,
Errät die Rune. Er erschrickt,
Weil er den Geistergriffel wittert.
Und Deine Form, nicht mehr verstrickt
In Kreuz und Strich,
Gebäre ich,
Wenn er mich preßt an die durchglühte Stirne,
Aufs neue seinem schaffenden Gehirne.