Die Herrin Lindabridis und der Flötenbläser Malandrin
LINDABRIDIS:
Flötenspieler! Sag: Warum
Bin ich oft so laut mit Vielen
Aber gleich bei deinem Spielen
Mit mir selbst so tief allein,
Ja als wäre ich zu Zwein,
Mit mir selbst so selig stumm?
MALANDRIN:
Zwar ist meine Flöte klein
Doch von mächtigen Gewalten.
Wie die Luft nicht wehren kann,
Daß der Südwind in ihr wühlt,
Werden, kaum daß ich begann,
Aus dir selber schon die alten
Rätsel tief heraufgespült,
Und der von sich selbst vergessne
Abgrund deiner Seele fühlt
Sich hinab ins Unermessne,
Bis ein schöneres Gesicht
Dir wie eine Abendröte
Aus gewohnten Zügen bricht;
Und dir winkt sein Widerschein
Aus den Tönen meiner Flöte
Wie aus einem Becher Wein.
LINDABRIDIS:
Aber wie, wenn ich dich töte,
Weil du zuviel von mir weißt?
MALANDRIN:
In dir sänge fort die Flöte!
Statt mit einverstandnem Spiel,
Dem du horchest, deinen Geist
Flügelhaft aus sich zu lösen,
Wirkt sie dann in dir zum Bösen.
Denn dies ist der Flöte List,
Daß sie in der Seele viel
Heimlicher zu Hause ist
Als du selbst. Dir wird als tränkest
Du die Düfte von Salbei
Ein und welken Margeriten,
Ja — und deine Hände glitten
Durch die Luft noch so wie zwei
Irre Vögel — und du sänkest
Hin mit einem leisen Schrei...