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Max Kommerell: Die Lebenszeiten


DIE SPIELE IM GARTEN

EINE IDYLLE

 

Der Garten wartet. Er entbietet seinen

Ankömmlingen Gerüche durch die noch

Verschloßnen Läden. Und es scheint dem einen,

Daß er im Halbschlaf Heu und Honig roch;

Ein anderes hört einen Atem gehen,

Der sonst nicht ging, und einem war’s, als lallte

Der Brunnen ihm ins Ohr. Dann, welch Verstehen!

Die Reise gestern! Wir sind hier! Der alte

Ist es, der Garten! Einmal wird im Jahr

Dies köstlich Neue beim Erwachen wahr.

Schnell ist man drunten, schnell mit dem Gespiele

Von einst vertraut; man schart sich zum Verein,

In dem als Geist ein Spiel regiert — wie viele,

Unfaßbar viele gibt der Garten ein!

 

Die Kleinsten sind (’s ist besser so; sie ahnen

So wenig erst vom Leben, und sie säßen

Nur so dabei) dort unter den Platanen

Und kochen ihren Puppen Huhn auf Reis

(So sagen sie) — als ob die Puppen äßen!

Hier weiß man, was man spielt, spielt, was man weiß:

 

Etwas, es umzutun; etwas

Schwarzweißes — ferner etwas, um

Daraufzusteigen — endlich viele

Tönende Worte (Gott, wie stumm

Doch oft die Großen sind, statt daß

Wort mit dem Worte Ringelreihen spiele —

Wird’s auch kein Sinn, wird’s doch ein Satz!

Und dann tat Gott uns noch nicht lang den Mund auf,

Drum sprechen wir so lustig, so von Grund auf) —

 

Gut denn, ein Stuhl, viel Worte und ein Latz

Sind uns vonnöten, daß ein Pfarrer da sei,

Daß in der Kirche, unsrem Gartenhause,

Das Brautpaar selig, und beherzt sein Ja sei.

Es sagt nur ja, sonst hat es meistens Pause.

Erika sei der Pfarrer! Sie hat große

Geschwister, ist daher vertraut

Mit Zeremonien. Die Rose,

Die weiße, dort ins Haar der Braut,

Die einen Vorhangstüll mit Hingebung

Als Schleier trägt, durch einen Regen geht

Von Blüten — ein zerpflücktes Sommerbeet —

Wie strahlend, hold und jung!

(Wir wissen gut, was man in diesem Falle

Sagt, wenn man groß ist!)

Ja, auch eine Taufe

Vermögen wir, mit Eltern, Paten, Vettern.

Johannes — er ist jünger als wir alle —

Braucht nur in seinem Lebenslaufe

Fünf Jahre oder sechs zurückzublättern,

Dann ist er schon, wo man ihn will, und schreit

Und wird mit Murmeln feierlich besprengt...

Ein andres blättert weit voraus — wie weit,

Weiß man noch nicht — und wird sehr schwach und fängt

Zu zittern an und greift sich so, wie neulich

Großmutter tat, ans Herz und bettet selber

Sich ohne Umschweif auf ein Brett.

Die Lippen färbt man ihm mit Kirschsaft bläulich,

Die Haut mit Blumenstaub von Lilien gelber;

Nachthemdchen über... Das Jaquet

Des Oheims ist, das schwarze, groß genug

Zum Bahrtuch. Schluchzend folgt der Trauerzug.

 

Denn hier geht’s, wie man denkt. Kein ödes Feiern,

Wie bei den Alten, die schon siebzig sind,

Von denen man erwarten darf als Kind,

Daß ihre Pflicht sie tun und sterben,

Statt ihren Lebenslauf hinauszuleiern...

Und überhaupt das Warten! So viel Wochen

Noch bis zur Schule, so viel bis zum Färben

Der Ostereier... bis zum Selberkochen,

Kindhaben, Heiraten wohl noch Jahrzehnte!

Je mehr man aber Stunden zählt und harrt,

Nur um so ferner gleitet das Ersehnte!

Doch hier wird, was ich denke, Gegenwart.

Geboren kaum durch die Gewalt der Sprüche —

«Jetzt tu’ ich so, als wäre ich, als hätt’ ich» —,

Bin ich schon Braut, lieg’ auf dem Totenbett ich,

Wieg’ ich ein Kind und koch’ ich in der Küche,

Weil wir so leicht wie Geister alle Stufen

Im Lebensspiele auf und nieder klimmen,

So schnell hineingebannt als abberufen

Durch mich, durch dich, durch unsre eignen Stimmen.

 

Viel schicksalloser ging, und wie gemessen

Vom Klang der Glocken, jenen Kleinsten hin

Ihr Leben. Sorgfalt war der Stunden Sinn.

Doch nun ist Mittag, und in leichten Dressen

(Die Sonne stäche, wenn so gütig breit

Uns die Platane nicht beschützte) halten

Die Puppen sich gerad mit Ängstlichkeit

Und beten «Herr, hab Dank», auf unsern alten,

Uns jetzt zu kleinen Stühlchen. Darum ließ

Man sie den Puppen. Diese sind jetzt fast

Wie damals wir. — Wir haben das Service

Dem Leben auf dem Lande angepaßt.

Für Fleischgerichte ist als Platte sehr

Geeignet ein Seerosenblatt. Die Puppen

Essen mit Zweiglein. Tannenzapfenschuppen

Auf Rosenblatt serviert man als Dessert.

Zum Trunk... doch horch! o — eine leise Brise

Schlägt Gläser an, im Laubwerk aufgehangne,

Und hebt das eben noch im Stoff befangne

Gemüt in blasse Puppenparadiese.

 

Gleichzeitig sind die Puppenpädagogen

Durch ein Mysterium, das die Mutter leis

Den Größern dort eröffnet, angezogen.

Die Puppen essen mittlerweil. Man weiß,

Sie zieren sich. Doch wenn man fortging, aß

Noch immer jede ordentlich zu Ende.

 

Für Christoph, der so gern von Heiligen las,

Hat Mutter die Chrysostomus-Legende

Der Wirklichkeit des Gartens angeglichen.

Die Rolle des Marienbilds erlegt

Sie dem katholischen, dem jungfräulichen

Ernst einer Lilie auf. «Und unentwegt

Gehst du zur Schule, bis ein feiner Ton

(Ich sag’ nicht welcher) durch die Lüfte schwirrt.

Die Stimme ist’s, die dich berufen wird.

Ihr folge nach. Das Weitre gibt sich schon.»

Doch zwischen Lilien steht und nur das helle

Aug und die fromme Stirn hebt über sie

Und schwingt ein Glöckchen silbrig-dünn Sophie,

Das Hauses Kind, das eben auf der Schwelle

Des Mädchentums, den andern wie entrückt ist.

Und Christoph, dem noch nicht so ganz bisher

Der Ausdruck echter Heiligkeit geglückt ist,

Geht jetzt ergriffen im Geleit des Klanges.

Zwei blaue Sterne über einem Meer

Von Kelchen sehen ihn. Und leise drang es

Von dort zu ihm: «Senk deine Stirne, um

Das Gold inmitten eines dieser Kelche,

Der sich dir neigen wird, andächtig stumm

Mit deinem Mund zu streifen !» (Worte, welche

Sie Christophs Mutter sprechen hieß.) Und während

Er sich herabneigt, neigt sich ihm herab

Ein Lilienkelch, sich wie von selbst gewährend.

Und weiter spricht es ihm: «Gezeichnet hab’

Ich deinen Mund für immer mit der Spur

Goldenen Kusses. Und hinfüro heiße

Goldmund!» Die Kinder, die dies sahn, durchfuhr

Ein frommer Schauder, und sie sagen leise:

«’s ist wahr. Christoph hat einen goldnen Mund.»

Ihn aber trifft die Sendung nun: «Erlös

Idealia von Schnurr, dem Drachen!» Bös

Steht’s um die Puppe, die von Schnurr dem Hund

Höchst drachenhaft gezauste! Da erschlaffen

Die Pfoten, und es legt sich das Geknurr.

Und unterm Strahl des Brunnens umgeschaffen

Wird aus dem Drachen Schnurr der Pudel Schnurr.

 

Von der Terrasse, wo man Mittag hält,

Sieht man von fern die Puppen essen, sieht

Manch andern Ort, auf den ein Abglanz fällt

Getaner Taten, sieht auch manch Gebiet

Das noch in Zukunft liegt, und man ißt Dinge,

Halb Duft, halb Schaum, wie Nektar schmeckende,

Im Ichor dieser Menschenschmetterlinge

Die Lust, den Flug, das Wunder weckende...

 

Nun, da sie schlafen soll — o Mittagsschlaf,

Halbwacher, zu Eingebungen erlesner,

Wenn auf dem schrägen Steg, der nichts als Licht ist,

Das durch den Laden drang, ein kaum gewesner

Vormittag im Entfliehn zusammentraf

Mit dem Nachmittage, der noch Gedicht ist —,

Nun, da sie schlafen soll, hört Erika

Geflüstert, doch von wem? vielleicht der Bonne

Und ihrer Mutter? welch ein Wort, ein Ja

Von Genien auf ein Gebet um Wonne —:

«Voll lief das Becken.» O! Ihr dämmert schnell

Der Umriß einer Landschaft auf. Welch jähe

Gebirgswand (Tuffstein ist es in der Nähe,

Darauf ein Gartenhaus) und welch Kastell!

In seinem Schutze Ebenen, alther

Berufene um Wein und weiche Öle;

Und unten, tief, verliert sich in die Höhle

Moosgrünen Schweigens das gemiedne Meer.

Auf diesem Meer sieht sie sich selber schiffen,

Jedoch womit? Durch ihre Sinne jagt

Ein Plan, so neu, daß sie zuerst verzagt.

Dann lächelt sie. Sie hat sich ganz begriffen.

«Sag, Teddy, willst du steuern?»

Er, den sie heftiger umflicht,

Verliert vor diesem Ungeheuern,

Verliert auch diesesmal den Ausdruck nicht

Von grenzenlos bereitem Eifer.

Er denkt so groß wie sie, und so viel reifer,

Als ihn das Warten offenbar nicht quält.

Wann endlich schlägt die Turmuhr voll? Sie zählt.

Es ist soweit. Sie huscht hinab zum Becken.

Grün funkelt es. Noch niemand kam. Sie wählt

Die schnellsten Mittel zu den kühnsten Zwecken.

 

«Kannst für ein Stündlein du vielleicht die Stütze,

Die dir die Äpfel tragen hilft, entbehren »,

Spricht sie zu einem Zweig, zu einem schweren —

«Damit ich ihn als Ruderstock benütze?...

Du siehst — für das da!» Und sie nickt mit kecker

Bewegung ihn verständigend hinüber

Nach einem jener leeren Wäschezüber,

Der, ihrer Schöpfung fügsam, sich verstellte

Zur kühngeschweiften Barke der Entdecker.

 

Der Baum, so schien ihr, lächelte. Doch wie?

Als der beladne Zweig herunterschnellte,

Der ihr so freundlich seine Stütze lieh,

Da lösten sich und winkten ihr durchs Gras

Und sagten fünf Zwergrosenäpfel «ja»,

So wie ein Baum ja sagt. Doch keinen aß

Und mit der Hand nur strich sie lieb und nah

Dem Zweig durch seine Haare, dem gottlob

Ganz unverletzten... «Glaub, ich bring’ zurück sie,

Und das sehr bald!» Und schon schifft auf gut Glück sie,

Nachdem die Brücke erst hinweg sie hob

Aus Brettern, die man über Küchenhocker

Gelegt hat, durchs Bassin in ihrem Floß.

 

Tuffsteine, hohlgesichtige, mit Ocker

Und Grün gezeichnete von Pilz und Moos,

Sehn auf sie her, das Licht legt Diademe.

Nun, nun der Schatten eine angenehme

Verderbnis ihr ums Haupt, da sie ein Tor

Aus Fels durchfährt. Nichts als das Niedertropfen

Am Ruder hört man — oder, ach, das Klopfen,

Laut, schnell, da drinnen?. . . Eine Côte d’or

Wird ihr die letzte Zacke, und genau

Wie im Atlas Neuntausendmetertiefen

Sind gar nicht wenig Stellen grünlich-blau

Auch ihres Meers. Ihr dünkt, mit Wehmut riefen

Sie heim die Pfade drüben am Gestade.

Teddy im Zuber-Griff sitzt kerzgerade —

Wikingerschiffe, sagt der Bruder, liefen

Gewöhnlich vorn in Wappentiere aus.

Nichts fehlt. Auf hoher See. Schon wogt es haus-,

Wankt bergeshoh, so daß man ernstlich blaß wird.

Im Schaukeln selbsterregter Fährnis scheint ihr

Das leichte Kleid zu viel. Denn wenn es naß wird,

Ist es vielleicht ein Schade, oder meint ihr?

Und wirft es übers Meer mit einem kecken

Schwung nach Europa, so, und jauchzt halblaut

Und leuchtet — gar zu leicht jetzt zu entdecken,

Und schon entdeckt! Denn was für ein an Haut

Verwitterter, am Scheitel kraß-umbuschter

Korsar, nackt bis zum Gurt, betritt die Zinke

Dort des Kastells? Sind Roberts diese Winke

So düster lockend? Schnell wie Geister huscht er

Nur über Spitzen hin von Klippen, steht

Im Bootsraum neben ihr mit einem Sprunge,

Der Klafter mißt, indes im Sturm verweht

Sein barscher Zuruf unbekannter Zunge,

Und hoch die See nach ihnen leckt. Ihr Haar

Dreimal aufwindend um sein Handgelenk,

Und ohne von der Hüfte die Umschnürung

Zu lösen, flüstert er — (Gott! Welch Geschenk

Doch solch ein Wort ist, ein uns nur vom Lesen

Bekanntes, unentweiht durch die Berührung

Des Tischgesprächs, und im Familienwesen

Ganz außer Brauch und Umlauf) — derart war

Sein Wort, das länderöffnende: «Entführung!»

 

Ein ander Grün war dies, verräterisch

Geheimnisvoller und abgründig glätter,

Als das herabschien auf den Gartentisch,

Das Grün durchleuchteter Kastanienblätter.

Denn dorthin ruft, schon lang für uns beflissen,

Uns die Gestalt, die oft aus den Kulissen

Des Gartens wie ein selig Wesen tritt.

Jedoch, trotz Sahne, Himbeer und Biskuit,

Geschehen ist geschehn. Und nicht vergaß

Robert das in Gefahr wie niemals schöne,

Entfesselt schöne Antlitz Erikas,

Noch auch vergaßen sie, die Heldensöhne,

Daß durch ein Mädchen sie um das Gepränge

Der ersten Ausfahrt kamen. Des fraß Scham sie.

Man lauerte nicht lang im Tann. Schon kam sie,

Wird an den dicksten Stamm geflochten, Stränge

Um Hand und Knöchel. Kein Gesicht ist kennbar,

Fremd durch Bemalung, fremder durch unnennbar

Grausame Lüste johlender Ekstase.

 

Mit Lasso, Cowboyhut und Dolch im Gurt

Vergreift man sich an Haar und Ohr und Nase

Der Lieblichen. Sie kichert und sie murrt,

Sie windet sich, ihr Atem geht wie fliegend,

Sie zerrt am Strick, beißt sich die Lippe, schließt

Sodann ihr Auge, königlich erliegend.

Roberten reifen die Erinnerungen

Der Fahrt, in denen er sich selbst genießt,

Nun vom Korsar zum Ritter. Unbezwungen

Dank einer Waffe, die dem weißen Mann

Gehorcht, tritt er die roten Häute an,

Er, einer nur; es ist die Gartenspritze.

Und o! wie schnell verwischt sie auf den Häuten

Der Fliehenden die aufgemalte Skizze

Der Wildernis. Sie gleichen andern Leuten.

Losbinden. Jubel. Er gelobt. Sie dankt,

Bis an die mexikanische Novelle

Das letzte leider sich der Spiele rankt:

Anschlagverstecken. Ziel ist im Rondelle

Die Vase. Wo ist Erika? Sie fehlt.

«Wird schon versteckt sein. Eins zwei drei. Ich bin es.»

Voll schlauer Rachsucht hat sie sich verhehlt

Im Vasen-Innern. Stetigen Gewinnes

Schlägt sie sich selber an, durch alle Runden

Allüberall gesucht, doch nie gefunden

Von ihren Brüdern — immer schon am Ziel.

 

Mit spielt der Garten, raschelt bald im Stil

Der Kinderfüße um ein Lauerndes,

Wirft dem ein Dunkel über und erhascht

Ein anderes mit Licht, und überrascht

Ein zwischen Moos und Rinde Kauerndes

Mit seines Schweigens schönster grünster Tiefe,

Und fällt mit einem sich aus letztem Schein

Und längstem Schatten webenden Motive

In dieses Fest erglühter Wangen ein.

 

Die schöne Mutter, die sich überneigt

Die Welt zu löschen, die sie im Beginnen

Des Tags aufgehn ließ, schweigt; und mit ihr schweigt

Das Kind, und alles sammelt sich tiefinnen,

Was draußen war, bis auf den sichern Stufen

Der Mutterstimme, der mitsprechend leisen,

Die Laute des Gebetes aufwärts reisen,

Von ihr wie stets zu Dem hinaufgerufen,

Den es durch sie nur kennt. Doch ist das Lob,

Das Wort um Wort mit Gott schon ausgemacht ist,

Bevor man weiß wofür, heut so, als ob

Es aus der Brust vorbräch, die eine Nacht ist

Voll Klangs, ihn kaum verhält, die kindliche,

Und stammelt, weil das Unerfindliche,

Das Gott heut einem Kinde gab — der Stern,

Der «Erde» heißt —, die Worte des Gebetes

Weit hinten läßt. Allein vielleicht versteht es

Die Mutter, und sagt es ins Ohr des Herrn.

 

Inzwischen wird der Garten ein Gemüt,

Das von sich weiß, und spielt mit Wohlgerüchen

Von Phlox und feuchtem Gras und lockrer Erde

Sich die Nachbilder zu von jenen Psychen.

Ein Schatten, der wie lila Beete blüht,

Erinnert eine scheidende Gebärde.

Dort fing ein Lachen sich in Efeuketten,

Eh es verklang. Und aufgelöst, als streife

Ihr Fuß ihn jetzt noch einmal im Entschweben,

Gibt sich der Garten seinen Amoretten.

Aus Astern blinken Augen; eine Schleife,

Die hängen blieb, aus windgelöstem Haar,

Wird dort die Dahlie; ihrer aller Leben

Wiegt er wie etwas, das er selbst gebar.

 

Er, dem die Erde jetzt ihr Aug aufschlug

Und «Abend» sagte, daß er ihr gemessen

Antworte mit der Silbe «Nacht» — Er, dessen

Gesicht sehr ferne Orte und geheime

Ersah, verknüpfte und zusammentrug

In seinem weiten Busen — Er, zu dem

Als einem Bienenkorbe, der bequem

Sie alle faßt, die Sterne voll vom Seime

Der Ewigkeit heimwenden ihren Flug,

Sah diesen Garten an, wie wir aus Draht,

Gefärbtem Wachse, Schellack und Karton

Ein allen Winden offnes Pavillon,

Mit Beeten, Lauben, Püppchen, im Format

Entzückend kleiner Winzigkeit zugleich

Von außen sehn, von oben und von innen...

Gott sah den Garten fern und dennoch wie

Ganz Nahes, sah, und gab Gehör den Proben,

Die mit dem Chor der Herzen dort, den reich

Gestimmten, abhielt Engel Phantasie.

Wir aber streichen wohl in Büchern an,

Was uns gefiel (und lesen’s später wieder),

Wie Er, mild lächelnd, und gesenkt die Lider,

Nun seinen Hauch darüber sendete,

Worob im Thujabaum ein Klang begann,

Der in dem Traum der Kinder endete.

Und Er beschloß, wenn er dies rollende

Weltjahr, das wild aus seinem Busen brach,

Mit jenem Sinn, den er noch sucht, besprach,

Damit das jetzt sich selber grollende

Friedfertig sei und einfach und gelind

Vom alten Werde bis zum neuen Werde,

Dann ein noch Weiseres zu tun: als Kind

Die Augen aufzuschlagen auf der Erde.