Musik bei Nacht
Lebt auch kürzer ein Gesang
Als der Tau an einem Kelche,
Dennoch — oh, die Nacht ist lang —
Hole mir aus deinen Saiten
Eine weiche Hand voll Klang,
Daß sie, gleich der Hand, durch welche
Die kristallnen Wasser gleiten,
Mild und wunderbar gekühlt,
Ihn nicht faßt, allein ihn fühlt.
Nacht ist lang und ich bin wach.
Horch, und dies — nun voller, weicher,
Und noch einmal, zitternd schwach,
Dann verklingt’s; und wiederum
Alles still. Doch scheint darnach
Anders mir die Nacht, scheint reicher —
Reicher dunkel, reicher stumm
Um so Vieles, so Bewegtes!
Denn sie weiß es und sie hegt es.