Auf dem Hochstand
Es ist nicht Tag und ist nicht Nacht;
Jungstörche halten auf der freien,
Von Gras umstandnen Kiefer Wacht
So schlank, so regungslos, als seien
Sie mit dem Baum hervorgebracht:
Ein Kunstwerk aus geschweiften Gläsern,
Das in der Stille klingen kann.
Die Landschaft hält den Atem an.
Wir hören irgendwo ein Tier,
Ein äsendes, in hohen Gräsern.
Der Mond, der aufsteigt neben dir,
Erlaubt mir dein Gesicht genauer,
Das du gesenkt zur Seite drehst:
Die große, eingestandne Trauer,
Mit der du durch das Leben gehst.
Noch spähst du aus, obwohl die Heide
Schon formlos unter dir verschwimmt.
Wenn man zu lange lauscht, vernimmt
Man plötzlich sich — wie wir uns beide.
Dann fingest du zu flüstern an —
Sehr leise, um kein Wild zu stören.
Und dennoch dachte ich daran,
Wie es wohl sei, von dir zu hören,
Was nur geflüstert werden kann.