Ein Blick auf die Landkarte
Auf der Karte seh ich Länder
Wie vielleicht sie Adler sehen.
Für der Flüsse blaue Bänder
Muß ich mich noch höher denken
Als sich Adlerflügel drehen.
Um Gebirge ziehn die Senken
Solch ein Netz, daß es in Falten
Das Gesicht der Erde legt
Wie das Antlitz einer Alten.
Und ich denke unbewegt,
Denke lautlos mir dazu
Silbrige entwölkte Ruh,
Die den Sturm nicht ahnt und nicht
Dieser Zeit gewagte Spiele,
Und das Untere, das Viele
Einfach, klar und heilig spricht.
Gar ein Feldherr, wie erriete
Er dies Vorgebirg als Stufe
Seines Anstiegs auf den Wall
Weinumschlungener Gebiete ——
Dächte sich den Paß vom Schall
Klirren ungezählter Hufe,
Dächte Feinde in gehetzter
Flucht vom flachen Land zum Sumpf
Fortgetrieben. Sogleich setzt er
Seine Sohle auf die Schwelle
Jener Insel! Während dumpf
Unter ihm der Meergott schnaubt,
Dem die Sehnen er durchschnitt,
Wiegt gelassen im Zenit
Über Scholle, über Welle
Er sein Menschenvogelhaupt.
Mich, den Liebenden, wie weiht mich
Ein in all die Erdgestalten
Dies, daß du zur Seite stehst!
Denn in deines Mantels Falten
Hängt ein Sturm, mit dem du weit mich
Über Kammgebirge wehst,
Wo in nie gehörtem Laute
Lied uns zusingt, Spruch uns zusagt,
Was ich kaum mit selbst vertraute,
Bis ein unvergeßlicher
Strahl die Wolke weicher stimmt,
Daß sie zum Gebirge du sagt,
Und ein unermeßlicher
Blick die liebende Gebärde
Der im Schlaf gelösten Erde
In uns selbst herübernimmt.