Die geritzten Hände
Dornranken hast du aufgebunden,
Dir widerstrebende, am Bast
Mit unbeschützten Händen... hast
Seltsame Lust daran gefunden,
Wenn Dorn nach Dorn sich in dich riß
Um Blut. Auch war dir Lust, dem Biß
Des Winterwinds im blendenden
Durchsausten Bergland zwischen blauen
Schneeschatten einsam zu vertrauen
Den Leib, den jäh sich wendenden,
Der knabenhaftesten Mänade.
Und als dein junges Blut dir rann
Von Händen, lachtest du, gerade
So wie ein Eichhorn murren kann,
Wenn es gestört in einem Nu
Stammaufwärts huscht, der Krone zu.
Und als ich sage, daß auf Hände
Man gleiche Sorgfalt wie auf kühl
Gelagerte Essenzen wende,
Ja gleiche wohl, wie etwa gar
Auf ein beginnendes Gefühl —
Und daß du selbst nach Tag und Jahr
So achtsam Hand und Hand wirst hegen,
Wie eine Priesterin ein Paar
Wahrsagerischer Vögel hegt,
Bis Hand und Hand wohl eingeweiht
In jeden Dienst der Innigkeit,
Was du nicht sagst, in ein Bewegen
Verkündigend hineinverlegt:
Da ward das Leben im Gesichte
Auf einmal stille dir, genau
Als lauschtest du auf die Geschichte
Einer im Lieben großen Frau,
Der vor Jahrhunderten ein Leben,
Das die Geheimnisse versteht,
Gelungen ist, und die jetzt eben
Durch die Gedanken eines Mädchens geht.