Max Kommerell: Mit gleichsam chinesischem Pinsel


Kinder spielen Ball — Ein Großer schläft

 

Sieh den goldnen Ball im Grünen liegen!

Warfest ihn nicht weit genug!

Noch einmal in deine Hand sich schmiegen,

Noch einmal und weit durchs Blaue fliegen

Will er in gekrümmtem Flug!

 

Andre Hände, eifrig ihn zu fangen!

Schlanke Füße auf den Zeh'n!

Körper, die zu fliegen selbst verlangen!

Eifer, glühender, auf allen Wangen!

Dies zu sehn — und nichts zu sehn

 

Liege ich im Gras, der leider Große!

Zwei, drei Bälle sind es schon —

Kugeln, funkelnde und makellose,

Ohne, daß ein Ball den andern stoße —

Bläuer wird das Blau davon!...

 

Was so unermüdlich hüpfen konnte,

Schlummert nun und rührt sich nicht.

Und die Wolke dort, die erst besonnte,

Neigt sich rosenrot zum Horizonte.

Hesperus! Du großes Licht!

 

Von so lieben Stimmen so beschwichtet,

An der Stille dann erwacht

Habe ich mich endlich aufgerichtet.

Sterne flüstern ein; die Seele dichtet;

Zeuge ist allein die Nacht.

 

Und indem an diesem reinen Ziele

Ich mir selber gütlich tu,

Werfen sich in namenlosem Spiele

Namenlose Hände viele, viele

Kugeln durch das Dunkel zu.