Gedichte über Blumen
EINE BLUME

Einmal zu blühen! einfach eine Blume

Aufschlagen groß und weiß

Über dem dunklen Grund der Krume,

Mit einem Dufte leis —

 

Und niemand weiß, wer ihn geschaffen hat.

Aber ich habe ihn

Still so wie Stiel und Blatt

Und schenke ihn hin.

 

Nehmt! Nehmt! Ich zähle nicht

Die Gabe,

Die aus meinem Kelche bricht,

Glück, das ich zu tragen habe.

 

Denn wer sie mir zubereitet hat,

Kann ich euch nicht sagen.

Ja, ich trage sie an Herzens statt.

Warum soll ich fragen?

 

Wenig ist es! Eurem Auge nicht

Sichtbar. Doch es muß

Einmal ein unnennbar Angesicht

Mir genaht sein und mit einem Kuß.

 

Und nun quillt das himmlische Arom

Aus mir seit der Zeit:

Aus der Armut solch ein Strom

Von Unirdischkeit.

 

In den Gräserwald gebückt,

Unscheinbar,

Wachsend und verzückt

Daure ich mein Jahr —

 

Das ist alles: Nichts als aus der Krume

Steigen und bestehen in der Wesen Kreis.

Einmal zu blühen! Einfach eine Blume

Aufschlagen groß und weiß!

Fritz Usinger