Gedichte über Blumen
DIE GRABROSE

Du Grabesrose wurzelst wohl

In ihren Herzens Schooß,

Und ihres ewgen Schlafes Hauch

Zog deine Keime groß.

 

Du saugest Glut und Lebenskraft

Aus ihres Herzens Blut,

Sie gab ja Freude stets und Lust

Und gibts noch, wenn sie ruht.

 

Dein Lächeln und dein Duften stahlst

Und schlürftest du aus ihr,

Den roten Kelch, den formtest du

Aus ihren Wangen dir;

 

Die Purpurblätter sogest du

Aus ihrem süßen Mund,

Drum sind sie auch so rot und lind,

So duftig und so rund.

 

Sie gab dir Blätter, Farb und Duft,

Gab Glut und Leben dir.

Woher doch nahmst die Dornen du?

Die kommen nicht von ihr! —

 

Willkommen denn und bleibe mein!

Wenn Haß und Nacht mir droht,

Erinnre mich dein Flammenkelch

An Lieb und Morgenrot.

Anastasius Grün