Gedichte über Blumen
WILDER ROSENBUSCH

Wie steht er da vor den Verdunkelungen

des Regenabends, jung und rein;

in seinen Ranken schenkend ausgeschwungen

und doch versunken in sein Rose-sein;

 

die flachen Blüten, da und dort schon offen,

jegliche ungewollt und ungepflegt:

so, von sich selbst unendlich übertroffen

und unbeschreiblich aus sich selbst erregt,

 

ruft er dem Wandrer, der in abendlicher

Nachdenklichkeit den Weg vorüberkommt:

Oh sieh mich stehn, sieh her, was bin ich sicher

und unbeschützt und habe was mir frommt.

Rainer Maria Rilke