Als die schmale Flamme ihrer Knospe
sich geöffnet, lohten hierhin, dorthin
Blätter aus der Blüte, weit und weiter,
Bis das violette Herz entblößt lag,
Bis sie überm dringenden Sichöffnen
Aufrecht in der eignen Form zu stehen,
Selig Sinkende, vergaß.
Breitend alle Blätter, die bereiten
Einzugehen in das uralt blasse,
Flüsternde Geweb des ewigen Teppichs,
Dargeboten ruht die welke Rose.
In ein raumlos Inneres versanken
Saft und Feuer ihres reichen Blühens,
Dort verwandelt sie und mischt und läutert
Sie die reine Alchemie des Todes,
Und die Blüte horcht in jenes Innen,
Abgewandt.
Edelstaub des Sterbens dämpft ihr Gelb,
Löscht die leise Röte, trocknet ihr die
Letzte Feuchte aus den Farben, doch ein andrer
Glanz erwacht in ihrem Abschiednehmen:
Gold verschweigt sie überall.
Ludwig Strauß
Mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung