Gedichte über Blumen
MIT MARGRITEN

Diese starrten im Heißen, wo Pan anhielt seine hohe

Schwirrende Stimme; ich stand und ich vertraute mir nicht.

Zwischen den Steinen riß ich sie los, an dorrenden Hängen

Knieend, als kniet ich bei dir, nahm ich die Kindlichen fort.

Hier! Und hier! O Schlanke, du kommst! Und o die Verwegne!

Über dem Sturze! du machst mich zum Verwegeneren!

Brechen die Wiesen mit Sternen, und winken die Himmel mit Blumen?

Daß ich euch nehme, o bleibt, Blumen und Sterne mir nah,

Daß ihr mir nicht wie im Traume zerfallt, nicht zwischen den Händen

Rinnt, und ich hätt euer nie, wie ich auch seufzte, genug!

Sind es genug? Genug? Die Fülle und doch nicht genugsam!

Hält sich die Seele doch nicht, die sich verlöre - wie gern

Ihrer begäbe und stumm am Dunkeln trinkend ertränke!

Hält doch ein winziges Band noch die Vergeudende fest!

Aber es sei, und genug, und fort! Als griff ich in Wälder,

Trug ich, mit stützendem Arm hielt ich die schaukelnde Last,

Die sich am Kinn mir bog und das Haar nahm über die Schläfen -

Fort! Und es brach mir Gesang unter den Füßen hervor.

Also kam ich den Berg mit Musen und Bienen hinunter,

Dicht in die Blüte gedrängt, daß sie mir nickte im Takt,

Fremde Musik von Wonnen und Zorn bezwingend, im innern

Maße die bäumende Flut, und ich bezwang sie schon nicht,

Etwas zerriß mir den Mund und wallte mir über den Aufblick -

Zwischen Entzücken und Pein schrie mir das zitternde Herz.

Rudolf Borchardt