Gedichte über Blumen
IM VORÜBERGEHN

Ich ging im Felde

So für mich hin

Und nichts zu suchen

Das war mein Sinn.

 

Da stand ein Blümchen

Sogleich so nah,

Daß ich im Leben

Nichts lieber sah.

 

Icht wollt es brechen,

Da sagt' es schleunig:

Ich habe Wurzeln,

Die sind gar heimlich.

 

Im tiefen Boden

Bin ich gegründet;

Drum sind die Blüten

So schön geründet.

 

Ich kann nicht liebeln,

Ich kann nicht schranzen;

Mußt mich nicht brechen,

Mußt mich verpflanzen.

Johann Wolfgang von Goethe