Die Rose liebt die Lilie,
Sie steht zu ihren Füßen;
Bald löst die Glut ihr schönstes Blatt,
Es fällt, um sie zu grüßen.
Die Lilie bemerkt es wohl,
Sie hätt das Blättlein gerne;
Der Wind verwehts, und Blatt nach Blatt
Jagt er in alle Ferne.
Die Rose läß doch nimmer ab,
Läßt immer neue fallen;
Sie grüßt, und grüßt sich fast zu Tod,
Doch keines trifft von allen.
Das letzte fängt die Lilie
Und tut sich dicht zusammen.
Nun glüht das Blatt in ihrem Kelch,
Als wärs ein Herz voll Flammen.
Christian Friedrich Hebbel