Gedichte über Blumen
DIE TULPE

Andre mögen andre loben,

Mir behagt dein reich Gewand,

Durch sein eigen Lied erhoben

Pflückt dich eines Dichters Hand.

 

In des Regenbogens sieben

Farben wardst du eingeweiht,

Und wir sehen, was wir lieben,

An dir zu derselben Zeit.

 

Als mit ihrem Zauberstabe

Flora dich entstehen ließ,

Einte sie des Duftes Gabe

Deinem hellen, bunten Vlies.

 

Doch die Blumen all, die frohen,

Standen nun voll Kummers da,

Als die Erde deinen hohen

Doppelzauber werden sah.

 

"Göttin! o zerstör uns wieder,

Denn wer blickt uns nur noch an?"

Sprach's die Rose, sprach's der Flieder,

Sprach's der niedre Thymian.

 

Flora kam, um auszusaugen

Deinen Blättern ihren Duft:

Du erfreust, sie sagt's, die Augen,

Sie erfreun die trunkne Luft.

August von Platen