Die Briefe von Konrad Weiß an Veit Roßkopf umfassen den Zeitraum vom Sommer 1933 bis kurz vor dem Tod von Konrad Weiß am 4. Januar 1940. Es handelt sich um insgesamt 69 Briefe und Karten, die im Stadtarchiv Schwäbisch Hall als Teil des Konrad Weiß betreffenden Nachlasses von Veit Roßkopf aufbewahrt werden. In den ersten Jahren ist ein großer Teil der Briefe noch handschriftlich abgefaßt. Ab 1936 sind die Briefe zunehmend mit der Maschine geschrieben; ab 1938 fast ausschließlich maschinenschriftlich. Einige Briefe vom Anfang 1938 sind in der Handschrift von Marie Weiß, da Konrad Weiß wegen einer Augenerkrankung weder lesen noch schreiben konnte. Nach einer leichten Besserung schreibt Konrad Weiß dann wieder selber, aber nur noch mit der Maschine; wie schwer ihm das gefallen sein muß, kann man aus der Anzahl der Tipp- und Schreibfehler schließen, die nur teilweise im Nachhinein handschriftlich korrigiert wurden.
Der Text dieser Erstveröffentlichung der Briefe an Roßkopf ist eine genaue Transskription der Briefe und Karten in der Schreibweise der Originale. Lediglich offensichtliche Verschreiber wurden in eckigen Klammern und grauer Schrift korrigiert bzw. ergänzt; pure Flüchtigkeitsfehler, soweit sie nicht sinnentstellend sind, wurden nur mit einem [sic] gekennzeichnet oder unverändert gelassen. Der Zeilenfall der Originale wurde der besseren Lesbarkeit halber durch Fließtext ersetzt, außer bei Auflistungen und den abschließenden Grußformeln. Zusätze des Herausgebers stehen in grauer Schrift in eckigen Klammern. Nicht entzifferte Wörter stehen in spitzen Klammern, also z. B. <1> für ein nicht entziffertes Wort, <2> für zwei nicht entzifferte Wörter etc., nicht entzifferte Wortteile sind durch <.> gekennzeichnet.
Die Anmerkungen beschränken sich auf einige wenige Hinweise zu Briefen, die sonst nicht verständlich wären oder mißverstanden werden könnten. Sie stehen jeweils unter dem Brief, auf den sie sich beziehen, um unnötiges Hin- und Herspringen zu vermeiden. Vieles, was zunächst eines Kommentars bedürftig erscheint, klärt sich durch spätere Ausführungen in den Briefen von selbst. Fakten zu Konrad Weiß, die man dem ihm gewidmeten Marbacher Magazin 15/1980 entnehmen kann, werden hier nicht wiederholt.
Das Personenregister enthält alle in den Briefen vorkommenden Namen mit dem Geburts- und Sterbejahr, soweit ermittelbar. Weitergehende Informationen zu den Personen sind in den meisten Fällen über eine Websuche unschwer zu finden.
Hauptthemen der Briefe an Veit Roßkopf sind die gemeinsam in diesen Jahren unternommenen Reisen und die während dieser Zeit entstandenen oder veröffentlichten Werke von Weiß.
Zwischen 1933 und 1937 unternahm Konrad Weiß eine Anzahl Reisen hauptsächlich durch Nord- und Westdeutschland, begleitet (und chauffiert) teils von Franz Schranz und Eugen Senge-Platten, Freunden aus dem später so genannten Siedlinghauser Kreis, teils von Veit Roßkopf selbst. Auf diesen Reisen entstanden die Notizen zu einer großen Anzahl von Artikeln vorwiegend über mittelalterliche Architektur und Kunst, vor allem romanische und gotische Kirchen, von denen die meisten in den Münchner Neuesten Nachrichten (in den Briefen als M. N. N. abgekürzt) erschienen. Diese Reisen, die meist im Auftrag der M. N. N. unternommen wurden, kann man als einen Versuch auffassen, Konrad Weiß politisch „aus der Schußlinie zu nehmen“, indem man ihn über Themen schreiben ließ, die in den Augen der Nazis harmlos erscheinen mußten. Eigentlich war Konrad Weiß bei den M. N. N. für das Kunstreferat zuständig; allerdings war er in seiner Kunstauffassung modern, und seine künstlerischen Vorlieben, die Gegenwartskunst betreffend, galten eher dem, was von den Nazis als entartete Kunst diffamiert wurde.
In einigen Briefen äußert sich Weiß in sehr vorsichtiger, zurückhaltender Weise zu seiner Stellung zur NSdAP bzw. der Haltung der Nazis zu ihm. Diese Briefe sind Ausdruck der Angst und entspringen teils der Sorge um seinen Arbeitsplatz, teils dem (erfolglosen) Bemühen, etwas für seinen Freund Karl Caspar zu tun, der von den Nazis gezwungen wurde, seinen Abschied als Professor für Malerei einzureichen, und dessen Bilder aus Museen und Ausstellungen entfernt wurden und teils bis heute nicht wieder aufgetaucht sind (Nachweise dazu finden sich in München leuchtete. Karl Caspar und die Erneuerung christlicher Kunst, hg. von Peter-Klaus Schuster, München 1984). Konrad Weiß war politisch sicher dem rechten Lager zuzuordnen, aber vor allem war er gläubiger Katholik und kein Nazi. Das geht auch, wenn auch sehr verhüllt, aus seinem Traktat Der christliche Epimetheus hervor.
Aus den Artikeln, die die Frucht seiner Reisen durch Deutschland bildeten, stellte Konrad Weiß später – und dies ist ein Hauptthema der Briefe ab 1937 – das Buch zusammen, das er in den Briefen meist „Deutschlandbuch“ nennt. Es ging nach Auskunft der Chronik im Marbacher Magazin 15/1980 im Jahr 1943 in Satz, konnte aber kriegsbedingt erst 1950 unter dem Titel „Deutschlands Morgenspiegel“ erscheinen, herausgegeben von Friedhelm Kemp. (Ein großer Teil der Briefe, die Marie Weiß nach dem Tod von Konrad Weiß an Veit Roßkopf richtete, und die ebenfalls im Stadtarchiv Schwäbisch Hall aufbewahrt werden, befaßt sich mit der geplanten Herausgabe von Deutschlands Morgenspiegel.)
Neben und vor den Arbeiten am „Deutschlandbuch“ geht es in den Briefen immer wieder um die zwischen 1934 und 1939 entstandenen oder verlegten Werke: Das kaiserliche Liebesgespräch und die König Heinrich-Ballade, Das Sinnreich der Erde und Konradin von Hohenstaufen.
In diesem Zusammenhang enthalten einige Briefe teils ausführliche Auskünfte und Reflexionen von Konrad Weiß über das eigene Schaffen, vor allem Brief 31 über die Frage, warum seine Gedichte so schwierig seien. Diese Ausführungen allerdings sind selbst wiederum so schwierig, daß sie zum Verständnis der Gedichte von Weiß nicht wesentlich weiterhelfen.
In den letzten Jahren schließlich ist der sich verschlechternde Gesundheitszustand von Konrad Weiß Thema mehrerer Briefe.