Die cumäische Sibylle
In exitu

 

Immer steht der Baum in Mitt und Enden,

Vögel singen und in Gottes Lenden

ruht der Kreis der Schöpfung selig aus.

Was du an dir tust, sinnlose Seele,

sei es blickverzehrend ein Verblenden,

wie der Giebel starrer wird und länger

hingelegt auf unser dunkles Haus,

sei es, nun die Welt sich weitet, enger

nur ein Wort, das aus erstickter Kehle

nimmer will und willig muß heraus,

was das Herz, sein Schicksal zu vermehren,

innerlich gefügt durch Worte sagt

oder, dem entsperrten Bild zu wehren,

zitternd von den fremden Dingen fragt,

wie der Wächter spricht, sei es vernommen,

sammle nicht die Dinge, laß sie kommen.

 

Liegt dann, wo der Strahl am härtsten zückte,

Dunkel, und wo erst das sinnentrückte

Widerlicht gesammelt wie zur Narbe

glimmend noch die letzte Weile hielt,

liegt das Heimatfeld dann ganz im Schoße

dieses Herzens und ein Flämmchen spielt

dunkler wechselnd und nicht mehr gezielt,

wie ein Riß dem Tod zuvor die Farbe

eines Auges mächtig unterkielt,

dann die Erde, Krone oder Rose,

ankert dichter und ihr Kelch geht auf

ganz zur Schale, deren nur ein Knauf

schweigt dies Herz, und zückend ein Geweih,

wie der Blitz im Weine, so den Lauf

trennend wird vom Mark die Seele frei.

Dann und unablässiger zum Stoße

treibt die Wellen an das lichte Band

noch ein Geist und der Erlösung fand.

 

Krone oder Rose, wunde Male,

spricht der Wächter und gehört im Saale

wird das innerlichste letzte Wort,

Seele, die du hingehst durch Symbole,

Dinge, die du brichst und rufst Zum Wohle,

alles wird in dich verwandelt Ort.

Wunde Rose, Krone, Dorn und Stützen,

wolle nichts, dir pfänden nichts, nichts nützen,

trage alles aus dem Kreise fort.

Lege alles in die offne Hand,

alles hingetragen höher, weiter,

was du nicht willst, und zur Himmelsleiter,

was du willst, und so wird es Gewicht

und du Stufe und dann selbst du Pfand.

 

Bild an Bild, die ihre Fügung tragen,

Wort an Wort, die eine Seele wagen,

sieh es ist dies Haus, darin du wohnst,

Frager an die Zukunft, dir umsonst.

Sieh und weile nicht, er geht voraus,

wie ein schicksalstummes Angesicht

steht der starke Hirsch vor deinem Haus.

Sieh das Tor ist nächtig ganz verschlossen,

dunkelruhig unter Baum und Sprossen,

Pfand der Mutter über Weg und Nacht,

liegt ein Hügel, der nach Osten wacht.