Daß sich die Schrift erfüllt;
nicht oben und nicht unten,
denn es geschah zu Tag und Stunden,
daß Freiheit in uns wühlt.
Das Fleisch ist uns gesetzt;
und nicht in unserm Namen,
doch in der ganzen Menschheit Samen,
so steht die Erde jetzt.
Es wechselt die Natur
und häuft uns an zu Jahren,
doch was wir täglich mehr erfahren,
es ist nur unsre Spur.
In uns ist jeder Keim
und wachsend mit den Winden,
was wir in eigner Brust entzünden,
fällt nicht gebrochen heim.
Das gibt sich uns zu Gast,
dem müssen wir nun folgen,
bis es mit uns zu dunklen Wolken
aufwindet ohne Hast.
Und wird es nun Gestalt,
je mehr wir ihm entfliehen,
daß wir den ganzen Himmel ziehen,
dazu braucht es Gewalt.
So weist sich uns der Gang,
den doppelt auch durchmessen,
wer Treue nicht im Blut besessen,
bleibt elend und im Zwang.
Ja von Natur entzwei,
was wir einander dulden,
das muß die Seele einzeln schulden,
so ringen wir uns frei.
Ein aufgeriegelt Tor,
dess' weite Flügel rasten,
von stetig durchgetragnen Lasten
hallt laut der Schritt empor,
ein Gleichnis ist die Welt;
ob spät ob früh vollendet,
wer durch die Pforte wird gesendet,
die Joche selber stellt.
Und trägt das Urteil mit
und wächst als stummer Zeuge,
je tiefer er den Rücken beuge,
und hat die Welt im Schritt.
Das Herz macht sich bereit,
es ahnt in bittrer Freude,
daß es sich selber nun zur Beute
pocht in dem Schoß der Zeit.
Da öffnet sich der Schoß
und wieder eingeschlossen
und wieder neu ins Blut geflossen
erfüllt sich unser Los.
Wir dauern ungestillt.
Es bleibt in uns vorhanden,
bis daß die Erde abgestanden,
bis sich die Schrift erfüllt.
(13.9.1916)