Wettlauf des Knechtes mit Gott, mit der Erde und dem Menschen
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Der meine Seele übermannt,

der mich mit starkem Flügelschlag

hinausträgt in das helle Land,

die Seele hilflos übermannt,

bis sie ihm gleich dem vollen Tag

wie Beute unterm Herzen lag,

von Gott die Seele übermannt

wird schwerer mit dem gleichen Schlag.

 

Der mich in seine Fänge riß,

daß in mein ruheloses Herz

des Greifes Kralle sich verbiß,

der Vogel, der mich an sich riß,

nun muß er mit mir erdenwärts

gezogen von dem einen Schmerz,

daß er die Wunde ärger riß,

als ruhelos verhieß mein Herz.

 

Nun ist er, der ich durch ihn Sinn

und Kern bin, er, der mich vermißt,

weil meines Seins Sinn geht dahin,

nun ist er und, mächtiger Sinn,

bin ich, der meinen Kern vergißt,

weil er auf mich mit Jagen schießt,

ohnmächtig jeder durch den Sinn,

weil er im andern sich vermißt.

 

O mehr als Sinn, den tiefen Riß

in meinen Kern vergißt er nie,

der mich bedeckt mit weichem Vlies,

und so barmherzig um den Riß

ringt er mit mir in Lüften wie

ein Wirbel, rot sieht man ins Knie

gefaltet Füße, und der Riß

der Wundenmale schließt sich nie.

 

Und sieht man hin, zuweilen tropft,

man sieht es glänzen und doch kaum,

man hört, wie es zu Boden klopft,

ein Blut, das aus den Lüften tropft,

ein Puls, ein Aderschlag im Raum,

unkenntlich zieht der weiße Flaum,

doch wo das Blut zu Boden tropft,

glänzt eine Blume irdisch kaum.