Konrad Weiß: Gedichtfragmente und Entwürfe
Der mir die Geißel immer härter flicht
Vom Frost ein Vogel flatterlahm
Bin ich, zu dem die Sonnenkraft
Ein erdenschweres Herz und kummerfeucht
Von Grimm und Grame stumpf gemacht
Mensch nur allein verloren niemals
Des Glückes Ruh im Himmelsblau
Verlust, der Gnaden zu sich glich
Einsam ein Wandrer für sich schritt
Du hast mich, so wie ich gebeten
Was ich nicht tat, das mußte meine Seele
Als Maria über die Schwelle trat
Will die Magd des Herren sehen
Sprich du, sprich dein ganzes Lassen
Was in der Luft wie Silber bringt
Willst du umsonst gewesen sein,
Still, so daß die Sonne keinen Widerstand im Staube
Stoss zu, Macht selber ist ein Untergang
Ins Netz gestellt am 9. Mai 2018
Mit Gott mein Schritt
immer geht sein Atem mir vom Herzen mit
unbewußt und stets bewußter, schwerer und
diesen selgen Augenblick aus meinem Mund
* * * * * * * *
Berührt in immer größrer Dauer,
schneller, als die alte Schuld sich regt,
Angst nicht, uns erfriert ein stärkrer Schauer,
leiblos in Bann gelegt.
Ermittelt kaum und nicht in Milde
frühen Opfers, nein nur angehaucht,
Widerpart erst seinem Ebenbilde,
zum Maß sind wir gebraucht.
Und eh sich nun das Werk entkleidet,
schwer das Herz vor Kummer um den Dank,
einsam, wo kein Bild mehr Atem neidet,
so tief in Unrast sank.
Noch mehr, wie Gott und Seele rangen,
Folter, die des Kernes Hülle zehrt,
ärger nur als Kraft aus sich empfangen
des Keimes Wurzel nährt.
Sind wir nicht ganz wie hingeschlagen,
wissend und in hoher Form beredt,
die im Blut den Baum des Lebens tragen,
uns ist kein Stein mehr Bett.
Was war und schuldig nachgetragen
schlägt uns in den Raum von Ding und Zeit
Fluch des Menschen, eigener zu wagen
stets eilender befreit.
Gemeinsam und im Sinn verflochten
jeder angerührt vom gleichen Stab
willens oder wer nur feig gefochten
steht aus der Reihe ab
Gequälter, der in Schuld erkannte,
wuchs und der Erde Zufall überwand
Ohnmacht plangleich in Vorsehung bannte
fällt in die eigne Hand.
Sie lebt und ist es nicht ihr Wille,
einverleibt in jedes Wirbels Knauf
letzten Weilens Grund und Schauens Stille
schließt sie unendlich auf
Wie bin ich ganz mir eingeboren,
ungeheuer wie mein Wesen wird,
Schranke selber selig unverloren,
wer sich an mir nicht irrt.
(1. August 1916)
* * * * * * * *
Gott, soll ich beten um Gottlosigkeit
um Kraft des Bösen, Dir den Weg bereitend
Du handelst ja auch mit des Bösen Kraft
wie lebt denn diese Welt, dein Wurzelschaft
Dein Baum, je mehr sich aus ins Wilde spreitend
je besser zieht er auf den guten Saft.
denn alles Erbteil löst sich in der Zeit
Den bösen Willen, Herr, vollbring ich ganz
es geht verloren, was der Menschheit Beute
das Herz
Verschwender Gott, ich will die Welt mit Geiz
Gott leichter ist das Beten als das Tun
Gott willst du mich zum Narren haben
Dein Spiel zu treiben mit der Menschen Blut
Gott, Gott, Gott, wie leicht und nichtig geht der Name vom Munde
Gott fürchtest Du nicht meine Heimlichkeit
Ich fürchte mich
* * * * * * * *
Der mir die Geißel immer härter flicht
er will mich nicht.
wie Frühlingsruten wächst der Mensch empor
ihn hegt das Werk
im Blut
und dann im Augenmerk
der Menschheit und sein unteilhaftes Gut
bleibt ihm unfaßbar treu
dann kommt die Zeit
des jungen Sinns getrostes Ruhn
verwandelt sich in schweres Tun
es wird, was sich zu rasten litt
ein Wille wie ein fremder Schritt
die Kraft wird bis ins tiefste Mark entzweit
wie Blatt und Auge willenlos sich vor
der Sonne öffnet, jährlich selig neu
Unseliger, umwuchert ohne Scheu
der jeden Keim bedeckt
der wie von hartem Neid
ein unvollbrachtes Wissen in sich trägt
er trägt die Frucht im Mark
ein hohles, schon zerbrochnes Rohr
das Auge Keime regt
der Hülle lediger (?)
des Lebens Baum
unfruchtbar und ohnmächtig stark
der mutterhaft mich ihn zu leben zwang
er will den Gang
* * * * * * * *
Ich bin in mir der letzte Teil
von Deiner Fülle,
Unausgeatmeter, Dein Wille,
Halt ein, Dein Heil!
Gib, laß, verlaß, bleibst Du mir Späher?
Bin ich Dir erste Stille?
Ich bin ein schwaches Ohr,
Verklungener, Dein Ruf
zuvor,
der erst mich rief,
Maria schuf,
der in des Odems Allmacht schlief
den überlaut gebrochnen Chor:
Ich bin ...
War ich im Wind
entfaltet, der mich schlug dein letzter Sinn
der um uns schlug, mir näher?
Noch steht der weiße Flor.
Schlage, schlage, unnennbar lind
Wesen der Gnade die körperhaft quillt
demütigste Frage, noch ungestillt,
den Namen sage
eröffne dein Auge Dein Ebenbild
erraffe mich jäher:
Hier schlummert das Kind
Wer sitzet des Herrn
seligster Knecht, fahrender Stern geboren
dinglich verloren, mir anvertraut
Maria, Magd, Mutter und Braut
Allelujah
Zeugnis gern
namenlos fern
bin ich nah
leichte Welt gebe durch
Glaube nein durch Dinge
es muß alles dinglich werden
(20. August 1917)
* * * * * * * *
Ich, der ich binde
bin befreit
Du Mutter, blinde
falte Dein Kleid
Du bangst nur immer
Seelenangst
Mutter, und schlimmer,
was du zwangst
verwirkt auf Erden
in Dich drang
Schwerer zu werden
ist unser Hang
von wannen schuldig,
selber dann
unwürdig geduldig
fing ich an
aus Muttersorgen
neuem Geschlecht
in mir verborgen
war ich Knecht
mich selber fing
nach Gott zu rufen
auf allen Stufen
Untergang
Du bargst dem Kinde
das Zukunftskleid
Ich der ich binde
bin befreit
(19. Oktober 1917)
* * * * * * * *
Da ich im Wort mich quälte
mich nur Erkenntnis stählte
schrak mir in Brust und Poren
Verzweiflung eingefroren
Die Angst mich zu verlieren
mußte Verderben schüren
gepflanzt in alle Knochen
unsinnig und gebrochen
und schoß in solche Strahlen
wie Baum verwurzelt allen
Dir blieben deine Lasten
Eva, in der wir rasten
noch tiefer als gerechter
du Mutter der Geschlechter
Vergeblich als ob wehrte
was mich zu sich begehrte
ein Abgrund blieb mir offen
in dem ich mich getroffen
(19. Oktober 1917)
* * * * * * * *
Menschenkern in Gestalt
einer des andern Gewalt
brechend gliedert der Zaum
aller alle im Raum
Töte mich, ehe ich Sohn
Vater und Mutter entflohn
stockt die Zeit
bin zum Weibe bereit
Wer mit sinkendem Gram
neu die Schöpfung vernahm
Stundenglas rinnt
Unterm dauernden Fluch
der ich noch Menschen such
so oder anders Empfang
stetig im Übergang
Darf nicht beten um Brot
Hilfe nimm oder gib
Werk bis im Werke lieb
Du nur gerettet
alle in eines gekettet
(9. Oktober 1918)
* * * * * * * *
Vom Frost ein Vogel flatterlahm
schlug auf im weißen Feld
das Sterben kam
ein Schneekorn sonnenblickerhellt
sein harter Schnabel brach und nahm
im Abschiedskrampf
die schwarzen Augen himmelstarr
erhöhten ihren harten Glanz
* * * * * * * *
Bin ich, zu dem die Sonnenkraft
ins steinerne Gewölbe dringt
dem Blütenschaum durch Scheibenringe winkt
bin ich verjüngt
bin ich nicht neigetief erschlafft
mich schlägt der Hauch, der frostgleich auf mir bleibt
von hinnen und es treibt
das Wort
wie Taumel mich im Kreise fort
Heraus du bist im toten Klang
ein Kelch mit Perlen Luft im Glas
mit Alterfraß
der immer in sich selber drang
* * * * * * * *
Ein erdenschweres Herz und kummerfeucht
erkältet und gelähmt schon unterm Eis
nun aufgedeckt
aus stiller Unrast aufgescheucht
vom ersten Strahl, in dem die Zweige treiben,
bevor die Seele Richtung weiß
und irrend hinter blind gewordnen Scheiben
um schal verkümmerten Besitz
den Neid versteckt,
wird aufgerufen
ein feierlich und schnell bewegter Raum
ein Spalt eröffnet sich dem Wissen kaum
kein Zweig gibt Halt
zu hundert Lichtern wird der Knospen Blitz
Das Auge geizt mit seinem schmalen Ritz
und sucht Gestalt
wie schwer die Ruten schlagen um den Baum
das fahle Land erzittert unterm Zaum
und giert nach Pflug und Hufen
Als wie ein Fenster hart von Schattenstufen
und unverletzt
so unzerbrechlich wird die Seele jetzt
und schärft und mildet mit dem Himmelsblau
* * * * * * * *
Von Grimm und Grame stumpf gemacht
hinblickend in die schwarze Nacht
wohin, du Mensch, der Stachel sticht
den leer du zückst, du siehst es nicht
holt ich mit Sinnen ohne Plan
ein altes Reimstück nah heran
und las nicht lange, da gefiel
mir eines Verses Bild und Spiel
wie einer lag, Gedanken spann
und nachts von Tür zu Türe sann
es hing des Sinnes Nahrung (?) quer
wie eine Bienentraube her
bis wie ein Zweig in halbem Ring
der Vers das Reimstück ab mir fing
der auf und ab die jähe (?) Last
und schräg geneigten Nackens fast
in sich Last ertrug
ich lag und sah den heißen Flug
und sann noch fort durch Tür und Tor
* * * * * * * *
Mensch nur allein verloren niemals
immer durch die Wüste immer
tausendfach gebrochen
sammelnd mit der Stimme Hohn
allgewaltig durch des Lichtes Schimmer
hör den Eremiten pochen
immer nur in einem Ton
eines ganz zerstückten Sinnes Trümmer
niemals willig zu verlieren
was ich finde,
daß ein Flugkorn ich mich gründe,
muß ich mich ins Opfer schnüren
irdisch zu den Dingen, die ich binde,
ach sie sind wie Worte willig niemals
nur der Wille, doch die Spur
die wie Blut, daran ein Lüsten leckte
ehe meine eigne Seele ich erschmeckte
fühlend eines Sterbens Ziel
diese Spur lockte, schreckte
leidend nimmer zu verlieren
ringend mit des Spieles Spiel
daß endlose Schlingen
sinnlos wie ein Wirbel von den Dingen
heiß und heißer mich durchdringen
alles außer mir
nicht die Spur, der Wille nur
allein zu graben, wo ich gründe
nicht mehr tiefer finde.
* * * * * * * *
Danke, daß die Erde
ihre dunklen Schollen
in die donnervollen
Himmel hebt
daß ein Kampf von Winden
um die Bäume strebt
danke dem geschwinden
Licht du unterm Schwerte
daß es dich begräbt.
Tose Sturm ein Lästern
will die Blätter kehren
auf ein Zungenschwären
in den Blitz verschwestern
Bist dem ungreifbaren
Wind ein Spiel
Ohne Halt im Freien
hör ein schweres Rauschen
und um ihm zu lauschen
mußt du dich entzweien
In des Sturmes Zischen
bist du selbst inzwischen
Danke daß das fahle
Licht nicht von der Erde
unter dunklem Schwerte
überdringt
nur in dem Bausche
dunkler Geister lausche
bis es dich bezwingt.
* * * * * * * *
Gib hin, Leib, in Ruhe,
Wirrnis, was ich tue,
die mich selig preist
in dem wacheren Geist
dieser Seele Schauer
immer mehr zur Dauer
löst das enge Band
das der Finstere wand
Sieh gleich Opfern schlagen
Hände, dich zu tragen
ledig, die sie schafft
ihrer eigenen Kraft
Ausgetan im Worte
fällt mich bis zum Morde
die du mit mir rangst
blinder Sicherheit Angst
an mein eigner Retter
zwingt zum Schritt mich steter,
Geist mir schwer gesellt
in der eilenden Welt
Ach woher entsprungen
sinnlos mit dem jungen
Kind er in mich neigt,
Torheit wider mich zeugt.
Kind er ungeboren
ringend mit dem Toren
in der Zukunft rein
öffnet mich zu stillen
schlichtend Aug und Willen
Brunnen himmlischen Stern
Ach bevor entschieden
dieser Kampf zum Frieden
diese Erde flieh
unbeseligter nie
dein gerundet Auge
als darin es sauge
irdisch dich umflicht
dieses ewige Licht
was es dir auch raube
tauscht nur das Gewand
und das volle Pfand
faßt der nackte Glaube
* * * * * * * *
Der Sprecher
Denn will ich als dein Nichts
so werd ich als dein See
es tut dir weil ich zehre
dein Tauchgesicht im Meere
die Hand dir nicht mehr weh
du Schrecken des Gerichts.
O der ich Kühlung und
dein Widerspiel und mich
dir selber widersage
das Nichts der Flamme wage
Ich will mit dir der Nichts
der ein und Alles ist
das uns du All und einer
den von dir teilt das Nichts
Geht deine Kraft hinweg
entsteht der Erde Brand
das dinglich harte Modern
fängt schwindend an zu lodern
Ich sinke, deine Hand
hilft mir den Weg hinweg
Ja kennt des Weges Ruh
und ruht sich in der Luft
doch brennt das Nichts im Feuer
dann deine Hand unteuer
dir, weil mein Abgrund ruft
reich deine Hand mir zu
* * * * * * * *
(1)
Gib mir, wie du Körner füllst
in den nachtverlornen Trichter
lauschend über allen Ähren
heftiger als Sternenlichter
gib mir alles wie du willst
nimmer kannst du mich vermehren
immer stehe ich noch dichter
Gib mir, was mein eigen ist
eine Mutter, die nun nimmer
wenn sie selig sich verschließt
starrend in des Tages Schimmer
wie ein Schrein gebrochen ist
gib mir, was mich in dich schließt
(2)
Stoß mich in den tiefen Brunnen
wie du willst
der den Geist mit Sternen stillst
du und keiner Seele gunnen
kannst das Wort
Selber daß ich mich entführe
du mir nimmst
über mir im Schachte klimmst
du von dem ich Quellen spüre
der mich dorrt
Hauch, der war und ich gewesen
bin von dir
tiefer dreht mich jede Zier
dich von mir und mich zum Bösen
dreht mich fort
Keiner ich und reine Seelen
sind dein Kleid
ich bin deines Kernes Neid
sieh du mußt mich weiter schälen
um dein Wort
Hauch mich, dreh mich in die Neige
Hauch mich aus
enger als das Schneckenhaus
ich in mir dein Widerzeuge
bleibt dein Ort.
(3)
Ich muß leben hungerhaft
fürchte nicht das Wort zu sprechen
selbst die Fülle läßt sich brechen
nur von unerfüllter Kraft.
Doch ich bin mit nichts erfüllt
selbst der Fülle ganze Schwere
wenn die Erde stillt die Meere
Sinne nicht, welche Speise du ißt
bis du selbst ein Zeugnis bist
* * * * * * * *
Morgenröte ohnegleichen
wie ein Wind
hebt den Vorhang und beginnt
Nacht und Unkraft zu verscheuchen
Eine Frucht, die, goldner Samen,
nieder in sich rinnt
wird ein Werden ohne Namen
mit dem Augenblick erwachen
der versank
ehe satt die Wimper trank
sinken in den dunklen Nachen
krank
stets zu leben ohne Habe
Ist der erste Keim des Lebens
Wille doch?
Höher wird das Himmelsjoch
und Empfängnis schmerzt vergebens.
* * * * * * * *
Ich habe Glauben
wie Lebens Pfand, das du mir rauben
nicht kannst, du müßtest so in mir verlassen
dich selber hassen.
Im Wortgefieder
was schwirrt die Seele auf und nieder
und will sich immer doch in sich nur kehren
vor dir sich wehren,
Daß ich dich trage
und stärke dich, je mehr ich wage
Dir Habicht in mir, der um mich zu speisen
in seine Flucht muß reißen
(14. Januar 1918)
* * * * * * * *
Des Glückes Ruh im Himmelsblau
fällt in die Brust gleich Morgentau
schon ist das stille Bild verdeckt
wie schwarze Erde hingestreckt
So aus und ein der Sinne Fahrt
die Seele neidlos aufgespart
hat alles gleich in ihrem Schoß
und wacht darüber schlummerlos
Das ist wie ungebornes Kind
die Mutter sinnt
kost
Augentrost
Das innre Bild im trüben Tag
wird wacher mit dem Donnerschlag
das ist wie aufgeschloßner Mund
Das wie im Tod sich siegeln läßt
Nur angeschaut in Wetterrast
auch du darin nur fremder Gast
bedrängt von heute stetem Tun
so will die Seele in sich ruhn
Vom Zweige wolkenweiß erblüht
die Raupe ihren Faden zieht
der steht zu hohem Tun gestimmt
wenn sich das kleine Wesen krümmt
Das kleine Brausen wird zum Sturm
der Scholle regsam überm Wurm
(1. Mai 1918)
* * * * * * * *
Ohne Schwankung lebt der Sinn
treu in allem Schein
unfehlbarer Schrein
daß ich Dir verfallen bin
doppelt reine Schöpferin
untilgbare Treue in
Dauer macht uns rein
* * * * * * * *
Verlust, der Gnaden zu sich glich
mit Erde gattend Gott und dies Verlangen
als wär Verlieren nur Empfangen
mit Schmerzen faltend sich in sich
dies Seelendunkel kümmerlich
das ist vergangen.
so wie das Armrohr Hände trägt
die es vollbrachten
ist das Gemüt kaum mehr bewegt,
das ungeborne Kindlein pflegt,
ob Totenleinwand Windeln legt
so reinem Bangen
so ohne Schmerzen Wort entbrich
Was offenbar, will nicht mehr nachten
wie Augenlicht und Mundeshauch entwich
so Blick und Wort in eines trachten
daß wie ein Mund des Tags das Grab verblich
* * * * * * * *
Einsam ein Wandrer für sich schritt
trug einen schweren Schlüssel mit
Wo schloß der müde Wandrer
Wo öffnet er, kein andrer
errät den Ort, um den der Schlüssel stritt
Der erste, der ihm gegenkam,
er sah ihn nicht in seinem Gram
der erste in die Höhle
des Schlüssels gab die Seele
er wußte nicht, daß der dafür sein Herz mitnahm
Der Teufel rief: Viel leichter
trägst du den Schlüssel ohne langen Bart
er ging ihm selbst entgegen
nahm mit dem Bart die Seele
Ein jeder kommt zu seiner Zeit
und geht die Erde meilenweit
macht einmal eine Pause
da ist er dann zu Hause
ruhlosem Wanderer tut niemand leid
Du trägst sprach der mit Scherzen
genug an deinem Herzen
die ganze Welt an meines Schlüssels Bart
kann ich ein Mausloch schließen
kann
wie bin ich klein geworden
Der Schlüsselhalter wie er ging nach Haus
(22. Juni 1918)
* * * * * * * *
Du hast mich, so wie ich gebeten
mehr Blick als ein Wille für Dich
dein williges Leben für mich
mich wie in die Kelter getreten
wer emsiger zieht an der Spindel
bin ich meiner Fügung bist du
barmherziger Herz
weichende
treibende Ruh
nicht Demut, ein surrendes Bündel
verzehrt mich, kein redlicher Wille
die gegen dich ringende Flut
es bleibt nur immer mein Blut
Mein Wein ist nicht Wille noch Stille
noch trinkt meine eigene Kehle
und brennt im Herzen mich leer
noch immer die Seele nicht schwer
zu Hefe wann wird mir die Seele.
(August 1918 oder später)
* * * * * * * *
Immer in die Dinge
weichend, daß ich mich nicht bringe
mich zur Gnade
schlagen Pfade
schauend bloß nach deinem Bilde
Meine Augen meine Schilde
Eitel in dem Winde
wo ich Hauches Härtung finde
aber keine
keine reine
ungespannte Liebe spüre,
nicht mein Herz geschildet führe
hängt die halbe Liebe
in den Dingen spiegeltrübe
toter Letze
leere Netze
eitel ihrer selber inne
sitzt die gottverlaßne Spinne
wirst du dich mit Sehnen
aus dem Erdenpanzer dehnen
durch Gesichte
nein zernichte
dieses stete Wohlgefallen
eitle Dinge nachzulallen
und den stillen Willen
in die Augen nur zu füllen
Schnitt und Ernte
sieh der unbesternte
Himmel blitzt die Lösung, frei zu wählen
Michael und arme Seelen.
(20. August 1918)
* * * * * * * *
Wie ist dieses Korn erwacht
zwischen Schollen in der Grube
seiner Hülle eine Schuppe
nimmer eigen, trägt es Fracht
der empfangen doppelt gibt
ihm ist seiner nicht mehr Namen
das Vergehen ist sein Samen
den die reinste Liebe liebt.
Mehrend dies, daß ihm die Scheu
nicht mehr lasse sein Beerben
in der Ahnung hinzusterben
wird ihm Treue über Treu
wieder wie ein Wirbelhauch
seines Mundes in die Brüste
der Empfängnis, die ihn mißte
wird er reinsten Wesens Brauch
wird das Wort ihm offenbar
daß der Unwürdigste gönnen
sich, wie Sinne sterben können
einmal kann und immerdar
toter als nur unbelebt
ausgeronnen seiner Dürre
wallt er mit dem Rauch der Myrrhe
sinkt er in den Hauch der hebt
(1. Juni 1920)
* * * * * * * *
Was ich nicht tat, das mußte meine Seele
werden.
Ist diese innerliche Schau,
um die ich Nichts,
um die ein Staubkorn ich mein Hauchen quäle,
mein Herz auf Erden?
Je weniger ich bin,
daß ich noch weniger zu sein mich tue
das ist mein hauchend Sein, ist meine Ruhe.
Es reiht sich Mensch an Mensch gefügt wie Blätter
des Lebensbuches Zahl endlos bemannt
der Starke, Schwache gleich und gleich gebannt
ein Jeglicher, Geschöpf von eigner Hand
von eigner nicht, doch seines Menschseins Retter
sobald er seinen Ort und sich erkannt.
Wo ist mein Ort und Stand?
Hier sind sie, andre, die ihr Sein nicht sparten
O Menschheit, daß ich finde hier mich nicht,
Nur ein entblättertes Gesicht
und ungeschrieben.
Wie kann ein Mensch sein Ungestilltsein lieben
und dessen warten?
Je mehr mein eignes Ich das Ziel
je weiter außer mir das Los mir fiel
o Wanderwesen, ich bin innig hart
dein treuer, unlösbarer Widerpart
bis ich mich fand an jedem Ort
und meine Seele ward unendlich Wort.
(15. Januar 1919)
* * * * * * * *
Als Maria über die Schwelle trat
zu Elisabeth
wende dein Auge nicht
sieh es hält das gewaltige Licht
aufrecht ihre Gestalt und geht
und die Blumen auf ihrem Pfad
Oft bin ich in Ängsten und fürchte mich
unter Lebensnot
Aber anders, schwerer, der Neige zu
wie ein Abendtrunk
Tropfen fallen vom Halm
geht mein Bein entbürdet zur Ruh
sieht des gezimmerten Hauses Prunk
Eine Last die außen zerfällt
innen wird sie aufwärts geschnellt
aufgerichtet mit einem Ruck
trinkt man selber sich Schluck für Schluck
eine rote Rose und eine sah
überm Gartengrund
weiß ich gegen ihr stehn
hohe Sonne leuchtete nah
und wie Schwärze so war ihr Mund
welche war, die selber sich trank
jene der das Antlitz versank
lichtvertaut, der sie sich wehrt
und die Schwere wie Schuld vermehrt?
* * * * * * * *
(1)
Jener aber brach nicht das Gesicht
nein daß er es auf den Sockel hebt
seines Himmels, der im Festen schwebt
meines Himmels Säule, daß er spricht
Säule, sieh, des Horizontes Born
wo von Körnern seine Mitte reift
nun sie stehen, sieh, so weit er schweift
um mich her gelegt wie einen Dorn
Nun er spricht und eine Walze schwer
weil die Erde bang und trocken ist
daß sie ihre Stärke nicht vergißt
zieht er Zeichen auf der Saat daher
(2)
Brechend gibt er seines Bildes Laut
so die schwere Regelung der Farbe
örtlich überschießend in die Narbe
widerfällig wie es niedertaut
wo sich ihr Gedanke sonnenheiß
unbeweglich Einhalt, eine Schranke
wiederfindet, und so wächst Gedanke
brechend gibt er ihr Geheimnis preis
und noch stärker wird die Fassung hier
denn nun regt sich frei durch alle Milde
Ähren dreschend dreschend das Gefilde
in der Widerwahl regt sich das Tier
(3)
Wie es sei, von wannen kommt der Knecht
lechzend legt er in den letzten Schatten
selbst sein niederbrechendes Ermatten
fühllos gibt er seinem Bilde recht
hier vereint, daß wir das Erbe brachen
alles schaffend wie in einem Rachen
barer Zufall heute jener Blick
Jener Augenblick o daß er blind
und so steht die ganze Welt zur Ehre
auf und widerwandelt seiner Schwere
und du hast das ganze Erbe Kind
was die Mutter sinnt und meint
denn es wird im Schaun die schwache Krume
nährender die unverzagte Blume
und sie löste das Gesicht versteint
* * * * * * * *
Will die Magd des Herren sehen
Sinn und seines Fingers Zeig
muß sie ihm entgegengehen
wie ein abgehauner Zweig
So der Schnitt im eignen Blicke
wird wie Mark des Baumes wund
diesen Gang daß sie beschicke
geht die Dienstschaft auf den Grund
ist ein Auge, das empfangen
sich Bewahrung nicht vermißt
dünkelhaft unverhangen
wie es schön und einfach ist
denn sie trägt und trägt es nicht
fächelnd gehn ihr wie Aurore
Winde um das Angesicht
Flicht man oft mit einem Haare
fremdes Korn in fremden Schnitt
Zweig an Zweig die wunderbare
Steigung fast auf Wurzeln tritt
Will die Magd die sehen
wissen soll ihr Wort es nicht
entgegengehen
Er doch klingend in dem Winde
Wind auch über dürres Land
trägt er sie in seiner Hand
(März 1923 oder später)
* * * * * * * *
Zu dem Tier in meinem Rachen
sprich: du bist mein Widergang
sein vernichteter Gesang
kündet heiser, fast mit Lachen
feßle, daß ich zu dir finde
meine Schritte wie mit Gold
lege deinen schweren Sold
wie um Ärmel eine Binde
daß des Sinnes nicht mehr fließen
Wasser, denn er kann erwacht
nicht des Dunkels Dunkel schließen
leg ihm Fesseln in die Nacht
Mit der Worte Schlag und Scharte
daß es zuckend widerfährt
so in deinem Widerparte
wird die Gegenwart geehrt
Groß wird ihm der Raum im Bunde
der nicht überwältigt steht
ich bin nur der Hauch im Hunde
der im Blicke seitwärts geht
feßle du den Raum der Erde
teile schlage geh vor dir
innerlich vom Lichterschwerte
wann erglüht die Wangenzier?
(Juni 1923 oder später)
* * * * * * * *
Allein und geschehen
verwundet und fort
heut wird man es sehen
mein Ritter lag dort
Allein eine Krume
lebendig im Traum
ihr perlte die Blume
ein Äugeln gibt Raum
»du komme«, »ich kann nicht«
»mir Perle«
»du Fraue, ich bin
verlassen«, »doch kann nicht
mein Auge dorthin«
»ja, all
»du nein, meine Binde
ist tausendfach rot
verhangen und linde
ich singe«, »ja Tod
noch weiter zum Schlafen
wohl Schlaf ist mein Ort
o langsames Strafen
kein Zielen trägt fort
es singt meine Krume
die Erde wird laut
alleinige Blume
von Rosen betaut
* * * * * * * *
Stumme Magd:
Unbewußter spricht der Mund
die bewußter eingegraben
letzten Dinge, bis der Gaben
nächste Gottes wir uns kund,
dann erst dürfen wir uns haben
Schöpfung ganz im neuen Bund.
Blinde Magd:
Wie durch eines Brunnens Schacht
wehrlos in uns aufgemacht
wird das Herz des Herzens weit
steigend in die Dunkelheit.
Die Stumme:
Schafft noch der bedungne Wille
ist Bewußtheit ihm verhangen
rein zur Antwort eingegangen
wird die Dingschaft mit uns stille
Die Blinde:
Hingegeben doch wie schuldig
* * * * * * * *
Sprich du, sprich dein ganzes Lassen
mein im Zweigefühl verdrossen
dürstend Herz will die entschlossen
ungeschreckten Dinge hassen
Warum sie wie eine Mauer
stehn und meine Erde trocknen
Kann ich warten, um zu loben
ist auch dieser Tod Gewährung
in das Schweigen der Entbehrung
sind die Dinge eingeschoben
Wie ein morgendlicher Wille
daß im übervollen Tauen
frommer, Dinge schwerer grauen
hat die Erde harte Fülle
* * * * * * * *
Schlafend seiner Augen Lauf
wie ein Brunnen zuckt es auf
daß das Land von ihm erquillt
plötzlich sich der Brunnen füllt
tief von unten zieht es auf
lauschend nicht, ein andres lauscht,
leiser plötzlich heftig rauscht
dann ist In- und Außensein
still geworden, und allein
leises Schilf so heftig rauscht
nicht Gefieder, plötzlich sinkt
fast ein Halm so ganz und hinkt
wie zur Seite, schwerer dann
kommt er die entwundne Bahn
wieder ganz und wird umringt
weiter rauschend, was man schaut
langsam wie Zerstörung laut
und Erzählung wie ein Weib
stoßend, wankend Halm und Leib
wie hinein in sich gebaut
Keines ist von Schwankens Last
das so rings wie Wasser fast
leise rauscht und tiefer nickt
plötzlich von sich fortgeschickt
das sein Recht wie Schrift nicht faßt
groß Gesicht und wieder dann
hebt die Schrift zu schreiben an
groß Gesicht und wie ein Weib
ganz zu Boden sinkt, o bleib
große Schrift hebt wieder an.
Schrift hat wie Zerstörens Kraft
in der Wurzel doppelt Haft
Gerechtigkeit ist wie ein Wind
hilflos in sich eingesinnt
(21./25. September 1931)
* * * * * * * *
Ehe noch der starke Held
aufgestanden, und sein blasser
Schild, wie daß er auf ihn falle,
lehnt an seinem Leib wie Wasser
eh, daß Erde noch nicht lalle,
er den Schild dazwischenstellt,
ehe Körper ihn befällt
fängt so eine Stimme an,
singen, und im andern stillen
Wasser liegt der Morgenkahn
zwischen Traumgesicht und Frühe
hingelegt, wie daß der Mühe
Sein am Sein von allem Leibe
rein sich in dem Reinen schreibe
vor der reinen Stimme Quillen
hat das Herz noch keinen Willen
fängt mit Macht die Stimme an
stummer Macht und wie zum Streite
war der Mondlauf schon entglitten
treibt noch hin mit Sichelschritten
sinkend die bestellte Bahn
in der traumlos leichten weiten
Gürtung wie in Rückstand bleiben
muß gesichelt gleich dem Mond
fliehend fast am Horizont
muß das Herz sich fortzutreiben
wie in einem Opfer leiben.
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Was in der Luft wie Silber bringt
sich selber heut und doch nicht schwingt
man hört nicht und nach Kälte ringt
es ist im blau und bleichen Licht
noch braun des Tagwerks Angesicht
zur Scholle noch gesunken nicht
das Licht der Taube leuchtet weit
der Schatten doch verschluckt ihr Kleid
nah hat das Haus Verschlossenheit
doch ist der Mond ein Silbermal
und steht in Mauern wie im Saal
ein Silberleib mit Rosenzahl
Der hohen Narbe Oberhang
wie unsichtbar gibt allen Klang
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Willst du umsonst gewesen sein,
du selig silberblauer Tag?
Schon dunkel schwebt dein Flügelschlag,
dein letzter, laß uns nicht allein!
»Warum, wenn jetzt um dich zerbricht
gelind und still wie nie die Welt,
gehst du nicht in mein Schattenzelt,
was willst du, den ich kenne nicht?«
Dein Schatten? - Nein, so festgebaut
wie immer noch steht heut das Haus
wie drängt auch sich der Baum heraus
so tief und dunkel aufgestaut
(September 1939)
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Sperling hüpft auf breiten Beinen
Beinen
ja er hüpft auf seinen
breitgesetzten sag ich Zehen
und hier steh ich zu verstehen
eine Handvoll Flaum, ein Ballen
Federn und mit derben Krallen
hüpfend auf den Gehwegsteinen.
Er und ich zwei fremde Dinge
Dinge
ja in diesem Ringe
äugen zwei sich zu entzweien
doch ich habe einen freien
Geist und will jetzt diesen meinen
Geist mit Dinglichkeit vereinen
Sperling tritt in meine Schlinge
Vogel, sag ich, tritt und schauen
schauen
ja und den genauen
Inbegriff und einen milden
Zustand will ich mit dir bilden
friedlich, nicht wie Kain und Abel
doch da dreht er seine Gabel
und hier herrscht noch kein Vertrauen
Hier bin ich sag ich und denken
denken
ja mit Geistgelenken
Vogel, der ich Worte sachte
wiegend dich vor mir betrachte
wie du plusterst, ich umgeisternd
wie ein Stößer dich bemeisternd
will mit mir dir Dasein schenken.
Was vergaß ich, nein ein Babel
Babel
ja mit seinem Schnabel
geht er um mich her und dieses
irdische Geschöpf was ließ es —
nein welch irdisches Gebahren
meinen Eifer muß ich wahren
und jetzt sind wir Kain und Abel
Ja jetzt kommt dein Herr und Kaiser
Kaiser
ja jetzt kommt ein Weiser
wo, das heißt ihn muß beim Thronen
stets sein eigner Geist belohnen
die Vernunft sitzt in der Mitte
rings umgeben von der Sitte,
dieses Letzte sprach ich leiser
Doch ich sprach es rührend sachte,
sachte,
ja sei leise, machte
Schritte mit dem Beingestänge
ich und zog den Kreis ins Enge
um von mir aus aufzubauen
unmißäugeltes Vertrauen
während sich mein Geist bedachte:
ja der Geist bleibt gerne sitzen
sitzen
ja und seine Spitzen
werden allzu sanft verhohlen
war ihm nicht Natur empfohlen
ja Natur, jetzt werd ich dreister
zum Behuf den Geist der Geister
teleologisch zu erhitzen.
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Still, so daß die Sonne keinen Widerstand im Staube
keine Grenze findet im bewegten Laube,
sondern wo sie will und wo sie offen darf
hinscheint und ihr Rand wird wie die Brille scharf
daß die wacker aufgedeckelte Pupille
stößt ans Firmament wie manchmal an die Brille
scilicet ihr Glas der Blick, dann wenn ein Mann
ein Gelehrter nicht genug erforschen kann
so still war es und man kann nicht stiller sagen,
so still wie ein aufgeknöpfter Hemdenkragen
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Stoss zu, Macht selber ist ein Untergang
kein Siegel und kein Bild, o freier Mensch
O Gang, der kommt, es fließt schon wie um Knie
die Erdenkrume braucht mit uns die Zeit
Zuerst kommt Ankunft, doch der Geist ist still
was schreckt, eh noch der Ton zu Ton gekommen,
weil Antwort immer Tun und Wort zerbricht
was schreckt uns, eh wir herzlich noch begonnen
ist unsre Rede schon im Schall entzweit
muß sie doch kommen wie aus einem Blut
es kennt sich nicht als nur durch Gegenwart
Feind dem, der mit zurückgebognem Blick
die feile Anwartschaft auf Horchen schickt
es schreckt den Laut und gürtet doch das Herz
wie geht der Reim doch selbst nur mit und faßt
nicht Wiederkehr
froh wie Verdammung ist die starke Tat
doch wir, den kühnen Untertan zu ehren
des Schwertes, wollen nicht des Worts entbehren
nur wie zwei Freunde, jeden übermannt
das gleiche Herz und keiner anders frei
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Ewiger Grund der Dinge Du
der Nacht und Tag am Zügel führt
dem Zeitgespann den Wechsel gibt,
daß aus sich fährt der kalte Gram
den Wanderern zum Schein des Lichts
das Nacht von Nacht noch nächtig teilt
schickt schon der Tagherold den Schrei
und macht die Bahn der Sonne frei
da wird entfacht der Morgenstern
verscheucht vom Pol die Finsternis
da weicht des Irrgelichters Schwarm
schadlos und rein wird jeder Pfad
da wird des Schiffers Arm voll Kraft
die wilde Meerflut zittert zahm
da der Fels der Kirche selbst
im Schall die Schuld sich lösen läßt
der rasche Schall kommt uns zuvor
der Hahn der in die Ohren schrillt
und der die Trägen heftig schilt
der Hahn klagt taube Ohren an
Beim Hahnenschrei kehrt Hoffnung ein
die um den Kranken Balsam gießt
den Dolch des Räubers neu verschließt