Des Morgens heimlich blasser Schein
hüllt alle Klarheit in sich ein.
O Lebensmark
getroffen in der ersten Frühe,
daraus ich wundentiefe Blumen ziehe,
wie bist du unvertilglich stark.
Es wurde tiefe Finsternis,
als Gott den Erdenleib verließ,
es ist vollbracht.
Was keimt dem milden Licht entgegen,
das mächtig wird im unstillbaren Regen,
es drängte sich durch stumme Nacht.
Wie alles sich um mich verhängt!
Ich bin verlassen und bedrängt
von mir allein;
da kreisend in dem trüben Moste
der Neige zu, eh ich die bittre koste,
fließt Gnadenregen in mich ein.
O Armut sonder Seelenzahl,
du schaffend Wunder aus der Qual,
bist du mein Teil?
Ja Teil, der ich dich neu gebäre,
daß du Zerfloßner rundest dich zur Zähre,
bis kein Gedanke dir mehr feil.
Ich bin, dem ein geheimes Licht
den Sinn in alle Welt verflicht,
ich bin gewirkt,
geworden, um des Leibs zu frieren,
muß ich die teppichgleiche Ohnmacht rühren,
die mir den Lebensgeist verbirgt.
Der Webewille, der mich schlägt,
der in die Hechel mich gelegt,
bis ich entkeimt,
die Wurzel aus dem eignen Willen
gebrochen und zerstückt, der Sinn im stillen
ein Faden in sein Kleid gereimt,
o nein, nicht gleich ins Werk geschickt,
der Wille, der dies Bild bestickt,
das ich gelähmt,
eh ich den letzten Halt verliere
im Sinne brüchig, hier hat er schon ihre
Hauchschwachheit mit Zierat gezähmt.
Und wie ein schwerer Vorhang hängt
die Seele insgeheim bedrängt
und waltet stumm,
es wird, je mehr ihr Hauch gefochten,
in ihre Schau die ganze Welt verflochten
und harret vor dem Heiligtum.
Das bin ich nicht, das ist das Tun,
das still zerreibend stete Ruhn
der Hungerzeit,
o Atem silbern, wie da springen
im Regen Brunnen, ich will mich durchdringen,
bin nie bereitet doch bereit.
O goldnes Licht, das schon geahnt
sich dunkel durch den Vorhang bahnt,
der Vorhang reißt,
ich Ungetüm von Gut und Böse
verhaftet meiner menschgewordnen Blöße
gesättigt bin ich armer Geist.
(21.9.1919)