Wandrer du von Mahl zu Mahle,
wo ein Wesen sich verzehrt,
mit des Sternes hartem Strahle
brechend nicht die eigne Schale,
die sich um und um dich kehrt,
die aus Lehm geformten Wände
öffne, öffne deine Hände.
Schon seit Nächten geht den Sternen
einer mit Gewalt voran,
sammelnd aus den fernsten Fernen,
brechend aus den härtsten Kernen
eine königliche Bahn,
wann wirst du mit Blut zu nähren
seinen Ausgang in dich kehren?
Schwingt, solang herab vom Pole
Ahnung eines Lichts dich greift,
auf im Krampf dich der Systole
Pulsung, daß es löst die Sohle,
mit dir Sternes Grenzen streift,
ach, dein Wachsen immer jünger
noch ist es ein Schattenfinger.
Suchst du ihn herabzusenken
in ein unnennbares Licht
einer Seele, nicht zu denken
mit ihr, eins in eins zu schenken
ein inwendiges Gesicht,
jener Stern ist ungespalten
nur in wenigen Gestalten.
Nicht in einer, noch in vielen,
tritt durch das Geheimnis ein,
daß im Flug mit Flügelkielen
brechend mit den starken Zielen,
daß des Vaters Lebendsein,
wie im Kiel des Markes Futter
bricht, sich irdet in der Mutter.
Deutlicher noch willst du schauen,
flügle aus des Vaters Gut,
laß in dich die Kralle hauen,
durch den trüben Blick ertauen
Geistes Kraft in Hornes Blut,
und nun brich die harte Spitze,
daß die Mutter dich besitze.
Daß sie mit des Auges Schilde,
Schild, der sich zu knospen wehrt,
gibt zu Gottes Flug die Milde,
Engel sind des Werdens Bilde
wie Gelenke zugekehrt,
gleich in der Bewegung Fächeln
ein Entrückter wirst du lächeln.
Als sie ihre Freiheit sahen,
einer durch des Wesens Ring,
wars, daß ihr beständig Nahen
wollte, daß wie sie geschahen,
ein Gedanke stets verging,
denn er ist des Goldes Schatten
und sie konnten nicht ermatten.
Du doch, der das Licht zu hüten,
immer willst es durch Gesetz,
willst es, um die Welt zu frieden,
engellos und nachtgeschieden
als ein unrückbares Netz,
horche auf zum unbeirrten
Gloria mit schlichten Hirten.
Glaube, daß schon längst geschehen
opus operatum ganz
Erde unterm Sternenwehen,
Licht im Auf- und Niedergehen,
andrer Brand in andrem Glanz,
alles führt zu Gott gerade
auf dem königlichen Pfade.
Du doch, der mit Schlangenzwecken
hast dir selber nachgestellt,
um die Ferse aufzudecken,
wüstenweit mit dunklen Schrecken
kreistest du im Zaun der Welt,
wann doch königlich im Gange
trittst auch du den Kopf der Schlange?
Der zum Joch die lichten Mächte
kerkerhaft um sich gequält,
unterm Glanz der Sternennächte,
Untertane finstrer Prächte,
Lagerfeuer abgezählt,
nimmer sollst das Holz du sparen,
laß es brennen, flammen, scharen.
Suchst du nach dem stillen Lichte
eines Herzens gleich mit dir
immer, suche nicht, verdichte,
gib der langen Nacht Gesichte,
bis sie lodert vor Begier,
laß das Herz mit Lust der Zähren
vor dem Morgenstern gebären.
Die Gestalt hindurch im Gange
geh hinfort mit keiner alt,
Bild dem Vater, mutterbange
Bild im Sohn, die alte Schlange
trägt der Adler eingekrallt,
und dein Sinn sei wie Gelenke,
daß er lobe, wo er denke.
Endunendlich hergeschwommen,
lichterlos vertropft im Wort,
heute ist das Licht entglommen,
öffne, laß die Engel kommen,
brande an des Lehmes Bord,
heute bricht die Himmelshelle
auch in deine dunkle Zelle.
Du durch Abwehr zugelassen,
wo du weichest, steigt es auf,
laß gefaßt in stilles Fassen
eines Pfeilers Flammen prassen
den in sich gekrümmten Knauf,
und nun wirf die Knospenkerne
über an die Himmelssterne.
Will noch einmal Sinn dich härten,
bis der Regelgeist gestillt
dich ergräbt aus Stein und Erden,
bis der Ring, ihm Teil zu werden,
sich mit deinem Hauch gefüllt,
der Verlornste denk im Bisse,
daß zu tiefst ihn Gott vermisse.
Horch, es geht wie Pfeiles Schwirren,
glaube, glaube sinngestillt,
laß dich ganz mit Blutes Klirren
dinglich hin und wider irren,
nirgends Herz und doch erfüllt,
stärker wirkt im neuen Spiele
Gott die ausgebrochnen Ziele.
Dem Gerechten eingeboren,
der dich ganz zur Dauer mißt,
fühle, der den Ton verloren,
sich in deine Stumpfheit bohren
heut das Abbild, das du bist,
bei des Kelches Schöpfungsdrehen
darfst du rein im Umkreis stehen.
(5.2.1921)