Was sitzest du und sinnest nur,
Maria lind?
Ich trage, dem ich bin die Spur,
dies eine Kind
in meines Leibes Wiege,
die Spur, daran ich Monde wachsend trage,
in der ich mich erliege,
fährt über mich wie laute Frage:
warum ich so empfänglich bin
und sinnenwund,
die linde Luft bereift mich in
der Lippe Grund
und flammt mir in die Kehle,
ich bin gezweigt in meines Hauches Nöte
und trinke in der Seele,
davon entblüht mir Rosenröte.
Es treibt mich unter Menschen groß
ein Ungestüm,
daß ich so tief in meinem Schoß
gefangen bin,
und schließt mich in die Kammer,
es ist der Judas, eh mein Kind entglommen,
mit seiner Menschenklammer,
mit allen Kindern schon gekommen.
So spielt in mir das nimmersatt
wie Herbsteswind,
das nur ein Hauch beseligt hat,
dies eine Kind
und sammelt meine Hauche,
die Blüte, die ich dornenvoll ertrage,
daran ich mich verbrauche,
beknospet mich mit bittrer Klage.
(23.10.1918)