Das Herz des Wortes
Sinnspiele des Advents

 

1

Für Christoph Flaskamp

 

Du gabst dem Wort, das in sich brach, den Sinn,
dem Willen, der nicht auferstehn im Leibe,
nur in sich fassen gleich dem ersten Weibe
die wunde Schöpfung wollte, die ich bin,

 

du gabst dem Wort verstrickt von Anbeginn,
dem willig bloßen, das die Hostienscheibe
der Erde in sich nahm, damit sie bleibe
der reine Grund der zweiten Mittlerin,

 

du gabst dem Wort des Menschenkernes Kraft;
und Adam grub die Schollen um im Land
und sammelte die ausgetriebne Schar;

 

die Erde ward bevölkert um den Schaft
des Baumes der Erkenntnis, der bestand,
bis das Vergängliche Ereignis war.

 

2

Für Karl Caspar

 

Der Bildner hat nach seinem hohen Plan
das Abbild willentlich gestaltet matt,
die Größe geht nicht in das kleine Blatt
als nur durch größern Willens weite Bahn.

 

Es hängt des Opfers kühne Lust daran,
wie er sich einsetzt, der die Fülle hat,
aus der Vollendung Bild die Seele satt
rührt frei im Mangel das Geheimnis an,

 

daß in die Menschheit hat den Sohn gestellt
der Schöpfer, der unendlich über Erden
sein Bild im Menschen nicht mehr rein erfand.

 

Er trat unendlich menschhaft in die Welt,
daß wir im Sinn des Opfers teilhaft werden,
bis uns in Demut eigner Sinn entschwand.

 

3

 

So wird in uns der reinen Liebe Kern
aus dem vergänglichen Ereignis Fülle,
bis wir abwerfen diese Erdenhülle,
die in uns Schöpfung wurde, die doch fern

 

uns durch die Fülle hält, wie Pracht den Herrn
dem armen Sinn entrückt, aus dessen Stille
ein kindlich tiefes Wort als letzter Wille
die Erdenarbeit bricht um Ziel und Stern.

 

Denn der Verflechtung Sinn ist unsre Schuld,
wir lösen langsam nur uns aus dem Schlafe,
auf die von ewig wartete das Kind;

 

die weisen Könige erfaßt Geduld,
die Hirten wandeln aus dem Kreis der Schafe,
die Seelen spielen, die nun Engel sind.

 

(10.10.1918)