Das Herz des Wortes
Vor dem Morgentor

 

Für meine Frau Maria

 

Wache du zum End der Nacht,
Ohr, weil noch im stillen Hafen
meine Augen gerne schlafen,
bleib mit Horchen aufgewacht.

 

Ja Gesicht lichtloser Spur,
perle, — eines Knäuels Rinnen
ist die Quelle schon mitinnen,
amte, Herz der dunklen Flur.

 

Eine Welle — also geht
Wind schon über alle Kronen,
also wo die Quellen wohnen,
kommt der Horcher fast zu spät.

 

Eine Glut fällt oben hin,
brechen soll des Wachstums Schauder
und doch wird das Singen lauter,
viele Stimmen sind darin.

 

Eine volle Kehle spannt
ihr fast gurgelndes Berücken
hell doch und ein Widerzücken
wirft sich kecker an den Strand;

 

daß es plätschernd sich verliert
und versiegt, indes das Zagen
hat inzwischen ausgeschlagen
in vier Winden, im Geviert.

 

Kleine Glieder sind so nackt,
wie ein Röhricht schwingt die Laube,
nein, die hart gepreßte Traube
hält so unablässig Takt.

 

Und ein Baum, ein Ast, ein Knauf
steigt der Strudel, neues Zagen,
wie ein Becken angeschlagen
nimmt das Trillern nun Verlauf.

 

Quirlend ein gezückter Schein
fährt, als ob ein Finger prüfe,
durch die Wärme, doch die Tiefe
füllt sich runder, tiefer ein.

 

Wer mit leisem Wind im Chor
amtet in dem feierlichten
Anbeginn, das Bad zu richten,
wer schafft vor dem Morgentor?

 

Ach nun steigt der linde Fluß,
ein Ereignis für die Frauen,
wie sie sprechen, wie sie schauen, —
nun verschwieg es Guß für Guß.

 

Was geschah, das Wasser weint,
still jetzt, denn die Frau der Gnade
hebt ihr Herrlein aus dem Bade,
lächelt, lächelt, Sonne scheint.