Das Herz des Wortes
Wie der Vogel Wendehals

 

Tagelang bis Nacht herein
kommt mit dunklem Schlaf
und die Brut zu Ende bringt,
die, sobald das Licht mich traf,
in mir schwingt,
bin umrungen ich allein.

 

Jeder geht und tut sein Werk,
wandelnd ich vorbei
schaue hier, bedenke dort,
gebe, horchend was es sei,
auch ein Wort,
doch es kommt wie aus dem Berg.

 

Nun behalten innerst lahm,
dann doch nirgendwo
wie der Vogel Wendehals,
war es dir Maria so
schwer damals,
als der letzte Monat kam?

 

Wieder kommt die Schlafenszeit,
gerne sink ich hin,
doch die Brut wird heute stumm
nimmer und zur Mittlerin
geht, warum
ich so ratlos erdenweit,

 

geht mein Sinn wie Dorngerank,
doch du wußtest, wer
unterm Herzen stark dich schnürt,
und es kommt ein Scheinen her,
wenn dich friert,
und du warst vor Wonne krank.

 

Ich doch weiß die Stunde nur,
die mit Schmerzen speist,
und wenn mich der Vogel hackt,
harzend, wo er an mir reißt,
tränend nackt,
narbe ich die fremde Spur.

 

Bleibt die Brut auch ungezwagt,
doch mit Körnern Salz,
daß daran die Zunge stieß,
wird der Vogel Wendehals
stiller, bis
froher meine Stunde tagt.

 

(1.9.1920)