Das Herz des Wortes
Zungen im Wind

 

Daß ich mich in Bann getan
mit gereimtem Wort,
trug mir oft den Sinn voran
wechselnd Wort mit Ort.

 

Vor dem Willen zwanggefügt
segelnd in den Wind
gläubig, daß der Lauf nicht trügt,
bangte oft das Kind.

 

Wars gezeitenhafte Spur,
Strand mit fremder Brut,
wo die Welle unterfuhr,
rauschend auf im Blut?

 

Immer wie Erinnerung
schwieg darin ein Hauch,
wird mit dieses Herbstes Schwung
er nun stürmisch auch?

 

Vogelflüchtig und ein Laut
stärker als der Klang,
der das Herz, wo Heimat blaut,
still zum Neste zwang?

 

Noch ein Laut der Seele bar
und der immer schwieg,
ruft nun mit dem späten Jahr
seiner gleich nicht: Sieg!

 

Bis mir, der den Bann zerbrach
stumm gehegter Brut,
vollends in die Lüfte stach,
auch die Seele ruht.

 

Ungleich und wie einst mit Schall
sprang vor Lust das Kind,
horch ich in den Blätterfall,
Früchtefall im Wind.

 

Tropfen und in starker Schur
geht es niederwärts.
Bleibst du in des Blutes Spur?
Ja ich will es, Herz.

 

Einen Apfel teilend ins
offne Kerngehäus
sah mein Auge wirren Sinns
Pfingsten rings im Kreis,

 

wie Zerstörung im Gemach,
Zelt und Zelle wich,
Kern zu Kern gerüttelt sprach
und zur Seele ich:

 

Gang in eingeborner Spur
hat mich nicht verflucht,
wo der Wind zur Erde fuhr,
sammle ich die Frucht.

 

(Oktober 1921 oder Oktober 1929)