Konrad Weiß: In keine Sammlung aufgenommene Gedichte


Akrostichon

 

Sapientia:

 

Fernhin geht und ganz ein Blick

einmal, Anbeginn wird einmal

Lust in Lust vertauschte Kette;

 

irrt das Herz um seinen Gral

zitternd, Anbeginn wird einmal

irres Bild im Spiegelstück;

 

trinkend ruft es, atmend einmal,

Amen atmend sich zurück,

spielend, wartend um die Wette.

 

Temperantia:

 

Festlich wird der reine Spiegel

einer Einkunft ohne Eigen,

Licht will wie auf Kerzen steigen;

 

innerliche Stimmen neigen

zu dem wehrlos dunklen Riegel

ihre wie gebrochnen Reigen;

 

Tau, so wird ein Sichverschweigen

aller Ruhe wie sein Eigen,

senkt sich wie ein andres Siegel.

 

Justitia:

 

Fertiger und wie kein Recht,

Ehre nur so brennend schattet,

liegt im Innesein, im allen

 

Innesein ihm ganz gegattet,

zehrend ganz im Widerwallen

immerwährend ein Gefecht;

 

tu nur, tu, und sonder Gallen,

alles wird so unermattet,

so allein ist kein Geschlecht.

 

Fortitudo:

 

Fängt die Fülle an und ihre

erst so ungeteilte Schwere,

leicht und schwer noch wie Erliegen,

 

ist nun da und all die frühre

ziere Kraft ist wie nur Leere

in der Rüstung nicht zu wiegen,

 

taumeln kannst du nicht, du Ziere,

Anfang ist nicht mehr, nicht Ehre,

Spiegel nicht mehr, nur noch Siegen.

 

(Weihnachten 1928)