Konrad Weiß: In keine Sammlung aufgenommene Gedichte


Echo

 

Wie ich bin und was ich tue,

wird bedrängt,

kommt mir nahe,

allzuweit und unbeengt,

daß ich eine Lampe fahe,

wie der Mond in Wolken hängt,

meine Ruhe keine Ruhe.

 

Geist nicht noch Gefühl der Dichte,

ich bin nur

Hungerwelle

und darunter weite Flur,

stärkrer Herzen Wandelquelle

um der Dinge letzte Spur,

irrer Kern im starken Lichte.

 

Mächte, die den Tag erschließen,

sind mein Kleid,

sind entbunden,

Geist gerinnt, Gefühl entzweit,

harrend meiner vollen Wunden,

dinglich fortgetragnes Leid,

fürchte ich den dunklen Riesen.

 

Kummer aus der Flucht geboren,

der ich bin,

nie ich selber,

hungernd um den eignen Sinn,

wie der Schein der Sonne gelber

nur im Auf- und Abgang schien,

nur im Wandel unverloren.

 

Wer bereitet in mir Bette,

wann die Statt,

wo der Jäger

in mir selber Ruhe hat?

Jubelnd wirft der Stimmenträger

eine Kette:

Gönne dich, dich nimmersatt,

Magnifikat!

 

(5.9.1918)