Konrad Weiß: In keine Sammlung aufgenommene Gedichte


Eremos

 

1

 

Irgendwo beginnt

der Laut von einer dunklen Stunde,

wachsend nicht, obwohl man sinnt,

Wort von einer Wunde;

 

seitlich fern vom Ohr

und auch kein Hauch mit Kommen waltet,

denn dies Wort von sich hervor

gehend nicht gestaltet.

 

Wort von meinem Traum,

Musik, und doch der eigenseinen

unerlösten Seele Raum

gibt sie nur den einen.

 

(22.11.1927)

 

2

 

Was kein Ende nimmt

und kann sich nicht von dannen lösen —

die Erinnrung nichts bestimmt

als in dunklen Größen.

 

Flüsternd noch im Licht,

dann wird ein Schweigen wie von Schwingen,

die an Schultern werden dicht

und sich selbst umringen.

 

All die Gegenwart

muß wie in Wendung rückwärts fallen,

Körper werden, Gang und hart,

brechen fort von allen,

 

allen Orten. Raum,

in sich und von ihm selbst verlassen,

wird dann wieder halber Traum,

fängt sich in den Gassen.

 

Wenn wer Hunger hat,

will Blicken nicht entgegen blicken,

essend wird sein Körper satt

wie ein fremder Rücken.

 

Doch wer aß und nicht,

und durch Erinnrung ganz umgeben,

lösen will sich Licht vom Licht

durch dein dunkles Leben.