Gleichnis
Wächst aus Trieben das Verlangen
höchst bewußt mit einem Mal,
bis die letzte Kraft empfangen,
ist zu groß der Dinge Qual.
Immer muß die Seele proben,
ob der Geist den Geist bezwingt
von der Erde abgehoben,
die sich nährend selbst verjüngt.
Wohl und rastlos aufgeschossen
tausendfältig in die Frucht
steht die Ähre eingeschlossen
zwischen Himmelreich und Schlucht.
Über sich hinweggebogen,
während rings die Sense fliegt,
in der Summe hingewogen
jede in der Ernte liegt.
Will der Geist nun Brot gestalten,
der mit in der Tenne lag,
ehe sich die Hände falten,
springt er unterm gleichen Schlag.
Aufgeweckt und hochgetrieben,
nicht vom steten Keim geheilt,
gleicht den Dingen er zerrieben,
die die Kraft der Erde teilt.
In die Garbe mitgebunden
Gleichmut oder Lust und Zorn,
eins dem andern gleich entwunden
liegt zerronnen Korn an Korn.
(11.11.1916)