Konrad Weiß: In keine Sammlung aufgenommene Gedichte


 

Langsam daß es so lebt, dunkel in seiner Brust

ungebrochen das Herz, während der Hunger steigt,

wie durch Erde Verwesung

atmend keine Geduld mehr hat.

 

Noch lebt eine Natur, willig und willenlos,

wie sie hoffend gelebt, schrecklicher doch sein Pfand

will das menschliche Alter,

wie ein Fluch nach dem Kind begehrt.

 

Dies ist wider das Mark, doch der Bewußte schreckt

nicht vor Speise zurück, die ihn mit Grauen füllt,

jener glückliche Jünger

er Johannes verzehrt das Buch.

 

Der im Hauche empfängt, Nährender durch ein Bild

hebt im Angesicht alt ganz das Ereignis auf,

vor dem kommenden Lichte,

was gewesen, verzehrt der Mund.

 

Schlage, schlage du Wildflügel o andrer Geist,

weil du anders bestimmt ohne Verhüllung Leib

und der Jünger des Blutes

Adams Früchte lebendig braucht.

 

Und so willigt es ein, flüsternd im Glanz zerstört

doch noch immer Geschöpf, das die Zerstückung liebt,

wann ist diese Genesung

aufgeteilt in das letzte Blatt?

 

Eines nämlich erliegt immer zuletzt, o Herz,

zur Gebärung gedrängt, öffnet die Pforte nicht,

eines ist mit den Gräsern

dunkel Schreitendem zugewandt.

 

Und der Kommende kommt, der in den Lüften Glanz

unaufhaltsam berührt, ehe das Kindlein steigt,

sein die Waage des Morgens

ist wie Wasser vom Hauche schwer.

 

Ist es wieder Gesang, der meine Speise bringt,

denn ich wollte ihn nicht, will in das stumme Herz,

das uns tötet und wie die

Mutter singend das Kindlein stillt,

 

mit der Scholle hinab, aber im Zwielicht wächst,

und ich nenne ihn du, jener schon alt von Licht

dem die Brücke der Augen

meiner Augen nicht weichen kann.