Konrad Weiß: In keine Sammlung aufgenommene Gedichte


Rosenstück im Worte

 

Laß die Seele lauschen,

sprach ich,

sah ich in dem Morgenwinde rauschen,

ja wie rauschen

Rosen, die sich zueinander neigten,

während sie sich zweigten,

welches ist die meine, sprach ich,

meine Rose?

 

Denn es war dort dunkel,

sah ich,

sprach ich, die ich mein begehre, funkel,

deutlich funkel,

doch die sich einander neigend scharten,

Adams Erde wahrten,

rauschen vor Bewegung sah ich

über Erde.

 

Wie auf einem Teller,

sprach ich,

sah ich, sind die weißen Rosen heller,

und der Teller

scheint mir näher, doch er trägt die fremden

und die ungehemmten

stören alles Lichte, sprach ich,

jene roten.

 

Eine unerblühte

sah ich,

sprach ich, die umsonst vom Wind bemühte

unerblühte

Knospe, diese hat ein dunkles Schlagen

zwischen Nacht und Tagen,

ungezähmt vom Winde, sah ich,

wie ein Klöppel.

 

Ungefügte Glocke,

Glocke,

die du, sprach ich, die ich flüsternd locke,

Himmelsglocke

wandernd du um Adams Feld mich führest,

Körper Körper rührest,

kann das Herz im Winde, sprach ich,

lauter schlagen?

 

Nur mit stummen Zeichen,

sah ich,

sprach ich, ich vom Lichte ohne Gleichen

will nicht Zeichen,

welche dauern; denn das innre Pochen

kommend in die Wochen

ist im Wurf empfangen, sprach ich,

eines Helmes.

 

Nimm den Helm vom Munde,

sprach ich,

sah ich, Blutgericht am stummen Grunde

Zweig im Munde

sind die Rosen rauschender im Spielen

wie von trocknen Schwielen,

stärker wird und schüttert, sprach ich,

die Berührung.

 

Denn, so sprach ich, offen,

sah ich,

sprach ich, jenes Feld vom Wind getroffen

ist nicht offen,

flüsternd, nicht das Obre und das Untre,

sprach, der ich mich wundre,

hartes Licht der Blüte sah ich

in der Mitte.

 

(15.2.1924)