Rote Rose im Juni
Wie Gewölke oben schwebt
heut mit Lasten ganz durchwebt,
wie sich drängt zum Dunkel an
langsam eine Donnerbahn,
wie nun will erdrücken fast,
dann doch steigen diese Last,
wie der Himmel alles trägt,
blau und schwerer stets bewegt,
anders nicht in seinem Los
hängt dein eignes Herz so bloß,
zeithaft in bedrängter Ruh,
und dein Auge schaut ihm zu.
Manchmal ist dein Herz so schwer
wie ein Tag und keiner mehr,
manchmal fühlt man, daß es still
gleich der Sonne lächeln will.
Manchmal blickt das Auge in
seines Lebens ganzen Sinn,
manchmal ist die viele Welt
rings ihm wie ein Gruß erhellt.
Manchmal scheint dir, was er tut,
ohne Hilfe all dein Mut,
manchmal wie der Sommerwind
hebt dich starke Lust geschwind.
Bald beseelt vom Erdenbild,
bald so völlig ungestillt
fragst du all dein Herz verirrt
nicht nach Blüte, nur was wird.
Und des Himmelsauges Blau
trägt die Last bewegter — schau,
und du siehst die erste auch
rote Rose still am Strauch.
(Juni 1938?)