Konrad Weiß: In keine Sammlung aufgenommene Gedichte


Vor dem Winter

 

Kein Himmel in der Frühe,

nach halben Schritten wird es still,

und wie ein Blatt vom Baume fiel,

verzuckt ein Lichtlein ohne Will',

grämt sich und hat nicht Mühe.

 

Es will der Tag nicht raten.

Als löste sich von unserm Mund

das Blatt, so sind die Worte wund.

Im Nebel rinnen Stund um Stund,

verrinnen unsre Taten.

 

Allein in letzter Höhe

steht noch ein Blatt und zittert bald

und wird im Sterben voll Gestalt;

ein Wind als wie ein Messer kalt

nimmt auch das letzte Blatt.

 

(November 1915)