Konrad Weiß: In keine Sammlung aufgenommene Gedichte


Wie im Glasbild

 

Der du aus der Quelle kommst,

mußt alle Last wie Wasser brauchen,

hinunter du und übertauchen

muß der Quell, worin du kommst.

 

Nieder du in Trank und Werk,

daß grundlos du umringt zu Füßen

in Händen dir, um Häupten fließen

Wasser. Er steht auf dem Berg.

 

Angenagelt; doch du siehst

in hellen Blitzen nur die Wunden

der Sohlen und wie augverbunden

Ritzen, wo es heller fließt,

 

bis es lichter, leichter und

dein Haupt an seiner Füße Gründen,

du mußt im eignen Blut erblinden, —

Herr, du stehst auf meinem Mund.

 

(23.11.1920)