Konrad Weiß: Tagebücher
Kriegsbuch 1 (30. Juli bis 30. September 1914)
Kriegsbuch 2 (1. Oktober 1914 bis 5. Mai 1915)
Kriegsbuch 3 (6. Mai bis 29. November 1915)
Kriegsbuch 4 (1. Dezember 1915 bis 16. Juli 1916)
Kriegsbuch 5 (16. Juli bis 15. September 1916)
Kriegsbuch 6 (17. September bis 13. Oktober 1916)
Kriegsbuch 7 (15. Oktober bis 26. Dezember 1916)
Kriegsbuch 8 (27. Dezember 1916 bis 4. April 1917)
Kriegsbuch 9 (5. April bis 19. Mai 1917)
Kriegsbuch 10 (21. Mai bis 9. August 1917)
Kriegsbuch 11 (11. August 1917 bis 6. Dezember 1917)
Kriegsbuch 12 (7. Dezember bis 21. Dezember 1917)
Kriegsbuch 13 (1. April bis 16. Mai 1918)
Kriegsbuch 14 (17. Mai bis 30. Juli 1918)
Kriegsbuch 15 (1. Dezember 1918 bis 2. Februar 1919)
Register
© Copyright Wilfried Käding 2017-2018
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Eben mein Feuilleton in der K. V. [Kölnische Volkszeitung] über Gezelle
gelesen; selber betroffen über die reine [VR] Trennung geschichtlicher und
natürlicher Reife. Nun muß ich den Entschluß fassen, die geschichtl.
Reife zu erfassen, Eingehen in alle menschl. gesellschaftli-
chen Verhältnisse. Der Gedanke gestern in Kirche: ganz
auf Gegensatzstreit in persönl. Gegenkampf, da nur auf der
Erkenntnis basiert, verzichten dadurch auch [auf?] den Verräter-
gedanken, den heimlich in der Erkenntnis, die doch auch recht
und doch nicht Wahrheit ist, schlummernden, erledigen; daß
es wahre geschichtliche Überlegenheit, all das Kampfkleine
auf sich zu nehmen für Pläne zur Ehre Gottes für
ein überpersönliches Wirken, so über den Individualis-
mus hinauskommen. In diesem Wirken für Plan
und Ehre Gottes muß auch die Welt die Verschränkung
der Geschichte verlassen. Dies ist die Idee in Wahrheit gegenüber
dem bloßen Organisationsgedanken. Sie soll nun
Schalom in Demut gegenüber persönl Ehrsucht voraus-
leben.
Nun da so viele Momente (cfr [VR] auch Lit. Echo verlangen nach [VR] neuer Zeitschrift etc.) zusammentreten,
um M. allmählich zu bedrängen, sich nicht freuen, sondern ganz zurückstehen
Diese neue Art der Zeit voraus, vorauseilen.
Das Zurückstehen der Wahrheit in sich suchen. Hier
darf man sich über Gottes Tun nicht freuen.
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Diese notwendige Verdemütigung, die sich also
geschichtlich gegenüber Gottes Geschichtsplan, Eigenschaft, die sich
also nicht aus der Geschichte in haltlos teilnehmender
Fortsetzung, sondern gegenüber der Fortsetzung als Zurücktreten, also
in Trennung und als vollkommene stete Eigengegen-
wart in Demutsicherheit bildet. Dies so noch
nicht geahnt bei den letzten Kommuniongedan-
ken, wo äußerlich aber noch ungeschichtlich aus Liebe
nur [VR] auch Gottes Planwerk gegenüber dem persönl.
Verdienst, das für sich höher, dies also als
wirkliche persönliche Opfermöglichkeit
„Immer sprach ich Opfer sieh, hier ist es möglich
gegeben, jetzt erkannt. So erhebt sich aus
der Verschränkung der Einzelne und seine Seele
aus der noch bis dahin besseren Heilsplan
geschichtssubstanz nun als der Bessere, er
selber, als der Gerettete. Indem er sich so
durch Demut erniedrigt unter die Geschichts-
substanz, wird er darüber erhöht, „wer sich selbst er-
niedrigt wird erhöht. So hebt sich ganz anschaulich
[links:] Kreuzigung und Auferstehung
[rechts:] die eigene Linie
aus der Ver
schränkung
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und Scham. Das Erschauernde der Demut,
die sich so gegen Gottes Plan stemmend, sich aus
Gottes Plan trennend (Christwerdung gegen Gedicht „Mensch-
werdung) eigenbewußt, fast hoch aufschauend, aufra-
gend selbstbewußt wird, es ist ein Gefühl wie Humor
und auch sich so frei vor Gott aus dem Weg des
Verderbes trennend.
aber ein steigendes Ge-
fühl; der Humor ist dagegen ein fallendes
Gefühl. Dies Gefühl der Demut, das erst
in Zukunft seine Bewährung und das Versprechen
seiner Gewißheit und Größe in der Erprobung
der Zukunft, das also mit dem kommenden Gang
der Geschichte zusammen will und muß, ist
etwas Zukünftiges, Zukommendes, Zukomme uns dein
Reich“ und dann Augmentierendes, die Eigen-
schaft vermehrendes der Gesellschaft, es hilft
der Gesellschaft ihre Substanz vermehren, durch
Trennung, durch Prozessus. Dagegen ist der
Humor vergänglich vergangenes, vergehendes.
Er vermindert zur Hilfe (scheinbaren {?}) für den
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Einzelnen die ges. Substanz, er macht Freiheit
los aus Eigenschaft, ohne die Eigenschaft zu
wahren, er hilft nicht der geschichtl. Substanz,
darum vielleicht auch in Zeit abnehmender
deutscher Geschichtssubstanz stark, und so wäre
also auch Humor in Weltform, Metaphysik des
Humors.
heute Mittag Staatsangehörigkeitsausweis. Ernst und Mut
zum Leben als ständige Eigenschaft erwerben.
Gegen Scheu vor Gefasst werden und wirklich eintreten.
Bis jetzt jeder Zeit Widerstand und fruchtloser
Halt, jetzt Eintreten, der Zeit helfen.
sehr schwühl, warmer Ostwind, windig, schwühl, und milchig
blau von Osten. fertig: Ein Fünklein, das vom Holze fiel
statt „Furcht und Mitleid“, weniger Furcht, aber doch auch wenn einmal
Sünde vermindert, ob vermindert werden kann, und
statt Mitleid Demut, also weniger Mitleidig, diese Eigen-
schaften im christl. Sinne mehr in eins gebracht. Ernst
Gestern M. von Österreich zurück. Beobachtung für
Novelle etc. zum Gang zu kommen. Nicht am ersten Tage mit
eigener Sache kommen, sondern die Leere nach der Reisefülle abwarten,
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dann daß alles in Dauer auf sich gleich bleibend wartet zeigen.
Dem [sic, Den?] Willigen will der Herrscher härter, Jeremias
Geisselung. Das oft fast zum Zergehen Niedergeschlagensein
über die dauernde Furchtbarkeit des Krieges und über das
Hartsein müssen in der eigenen Lage, die eigene, das stehende
Blatt beneidende Ungewißheit, daß Gott aber auch da und dies [? VR]
als erste Kraft aus der Verschränkung will, Starkmut
Schweben in gesellschaft wie in Nacht. Essen. Inmitten
Lebens schon und – nicht satt. Angst und Nahrung. Nachtbild [VR],
Lilien auf dem Felde.
Daß Deutschtum nach Reformation lauter Abfälle erlebt, diese alle
sind sozialer und angriffslustig, aber das alte Land, das
religiös belastete ist erwerbsfaul, auch dies Schalom aufgabe:
zu erwerben!! Aufgabe des Erwerbs nun aus der Ver-
schränkung.
Immer abends früh Kind und sorglos, im Alter immer mehr Sorge
und selbstversorgen
Immer wieder verderbt abfällig und ohne Festigkeit und die armen
Gesichter sehen, zuweilen ein Gesicht, und nun das Mit-
leid, das immer wieder für mich ein, und noch immer un-
fruchtbar gelassenes, Leitmittel, Liebe des Nächsten, da-
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durch jetzt dieser Punkt der Verschränkung, durch Nächstenliebe aus
eigener Not herauskommen durch die Menschheit und vielleicht, daß,
wie durch die Idee das Ding erst erkannt, so durch die
Menschheit erst der Mensch befreit, wahr, innerlich wird,
(aber doch wieder nicht so ganz gegen Christus, sondern das schmerz-
christliche bleibt, sonst wäre es ganz Gegenchrist,
Antichrist, was seine Seele verliert. Er will mich
nicht. Lieber auch, doch was habe ich getan, auf leerer Heide {aide}
ganz [gang?] durch Ruten, Mangel an Menschheit, ich will
immer, daß er mich will, ich will vielmehr mich selber,
ich soll aber Gott den Menschen bringen, jeden, den Men-
schen, dann brauche ich nicht mich, dann darf ich mich
von ihm trennen, so eigen werden, aus der Verschränkung
des Opfers, aus falscher Passion der Darbringung
die wahre Trennung machen. Kelch der Zeit, dies
nun ganz neue Ausschränkung. Heldisch für
alle statt Kelch: eingeboren, also Trennung muß sein
nicht falsche Knotung, falsche Verantwortungsübernahme.
Das ist es ja gerade: erst in der Zusammenarbeit zeigt sich
die Zerstörung, vorher einmütige Rede, das falsche
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Paradies; also was war der Friede des wahren Paradieses, das einmü-
tige Wort logos so Christus dann das Wort, „das am
Anfang war“, durch Verheißung ersetzt. Aber wenn dann Ziel
und Tun, dann Zerstörung und Verfeindung und darum von
C. die Klugheit. Das ist die große Unverletzlichkeit
der Natur. Unverletzlichkeit gegen Unvertilglichkeit
so positiv aus der Verschränkung. Weisheit das hohe
Ende der Reinheit. Wie Schuld und Unreinheit die
Erkenntnis zeigt, das untere Ende des Myste-
riums K B., so Unverletzlichkeit die Weis-
heit als Krone. Gott: Weiser.
Er will das Ganze. darum gibt er mir auch
im Kleinen keinen Erfolg, so streckt und [VR] macht
er ausgespannt. Er braucht den Helfer nicht, auch
wenn er die Erkenntnis des Ungenügend getan
werdens sieht, er aber will die ganze Substanz
will mich nicht.
So lange nicht würdig, er wegzu-
halten versteht. So wenig will er Methode, daß
er selbst, wenn Mensch sich als Mittel bietet, er diesen
Mittler nicht braucht, dies wenige sein, bloß Mittler
sein, darf bloß Gottes Sohn wagen, er ist
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Mittler. Mensch muß mehr sein: ganz getrennt,
ganz bloß durch Mittler gehalten, er darf nicht
selbst Helfer bloß sein. So das immer Gedanke
Schaloms, daß Trennung ||| statt [drei waagerechte Striche übereinander], wirklich Trennung
und ganz eigene Seelenrettung, das ist Helfer genug
dieser heilige Egoismus ist dringendste Not
Gott kann sich selber helfen, gegenüber immer mein Gedanke
Gott helfen wollen, aber ich muß ich sein, nicht Helfer.
so rein ist der Prozessus, daß Mensch nicht Mittel=zwischen
form sein kann. So ist Gott persönlich, ganz
Person {und} [VR] ich nicht einfach Teilhaft teilnehmer.
So ich Ebenbildung und <1> Gegenbildung. So Schalom
die Zeit erleben müssen, die Gott als Person nicht
mehr glauben will, daß er nämlich unfruchtbar
glaubt, erst hoffen darf fruchtbar zu werden,
wenn er alles wirklichste, so auch den wirklichsten
Gottessohn aus sich lässt.
er will mich nicht und so mich frei gehalten, schwankend siehe
ja so wie ich den Weg zu Dir gehst du zurück, so
wie ich weise werde, ziehst du Deinen Schutz ab
und so mich frei gehalten schwankend siehe
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Thomas: Kunst „supplet defectum naturae in illis,
in quibus natura defecit 4. sent. 42. 2.1.c. [Thomas von Aquin, Scriptum super Sententiis, liber IV]
Karfreitagsliturgie: O certe necessarium, Adae pec-
catum, quod Christi morte deletum ist! [sic] O felix
culpa, quae talem ac tantum meruit habere
Redemptorem! cfr gegenüber der gesellsch. Sünde diese meine
frühere Ansicht und daran teilnehmen zu müssen. Dies
jetzt aber felix culpa, Plan der Geschichte immer ein
göttliches Gut, daran teilnehmen zu dürfen
So lebt man, bis auf einmal Kampf und ob man sich bewährt
und jeder sich Platz zu sichern und innere Feindschaft, Freundschaft
wo auch Gott ist nicht gewonnen. Es einem schwer machen
und ihn dadurch höher bringen, nicht nur anderen
schwer werden, sondern auch es sich schwer machen lassen,
<1> die eigene Schwere durch Wahl und Freiheit ver-
lieren.1
heiße Tage ohne Regen und oft schwühl gewitterdrohend
Diesen Samstag Stuhlfest mit meiner Lieben Braut in St. Paul.
Sinn der Regel, die doch eigentlich Sünde vermehrt,
auch die Kirchengebote, doch das ist ihre Substanz
Seinerzeit ich mit Denken über Sinn der Regel, wie betroffen
an einem Sonntag [VR: Samstag] über Stachus gehend angefangen.
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Und dieser Sinn der Regel ist: Sich und andern schwer machen
und schwer machen lassen, das ist die wahre Schwere,
Klugheit und Kühnheit in Freiheit und meine Aufgabe
in der Welt, zu der aus Lässigkeit der Seele und Aus-
flüchtend in Brotangst mich so schwer bekenne.
Das Fortschrittsgnadengeschenk dieser eigen
Seele. härtet meinen Bestand.
Köster Besuch nachmittags. Etwas Regen
Nachts. Mutterfortsetzung der Geschichte. das Haltende
in allem Abfall, das immer in Ebenbildlichkeit
wieder sein, das nahtlose Gewand. Dann aber auch gravidus
ich in Gottes Schoß mit der wahren Schwere, mit
meiner Weltaufgabe.
von Kirche vormittags heim Gedanke in Ring gravieren:
K. W. M. R. m. c. c. m. misericordia consors
caritate mitis
r. v. v. r redemptoris vates
veniam redde.
Kein Werk mehr wert, als sein Schöpfer würdig; aber
Zeitgnade. gestattet nur außen, aber diese unteilhaft
gegebene Würdigung. Also so hilft jetzt
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auch der Verstand aus der Verschränkung. Er begnadet zu
tun.
Gestern abend M. Gezellebändchen verlangt und dann gleich,
da ich Beitraganfang für Hochl. über dies flämisches Bändchen zusammen
zeigte, die Frage prinzipiell aufgeworfen, das gehe nicht, daß ich zuerst im K. V. [Kölnischen Volkanzeiger]
und dann erst in Hochl. die Aufsätze und überhaupt, keine andere Red.
gestatte diese Freiheit dieser Arbeit nebenher für andere u. er habe der
Sache zugesehen, so lange ich die gleiche Kunst, die ich in H. vertrete,
auch in einzelnen Erscheinungen in K. V., jetzt aber, da auch Lit., da
erhebe sich die Frage prinzipiell, ob mit meiner Stellung an H. vereinigen
lasse. Also mir wie Ettl. früher <1> druckte, <..>frage gestellt
und dies in dem Augenblick, da ich heiraten will und morgens mit ihm
beraten wollte wegen Hochzeiturlaub, was er dann nachmittags zu
besprechen versprach. Ich, daß er ja nicht nehme, andere nehmen
und es seien diese Beiträge ja ganz leicht gemacht, Zeitungsartikel.
M. gerade dies leichte habe er immer gewünscht. (Er würde also jetzt meine
Zeitungsartikel nehmen: Ich: dann könnte ich dort wirklich meine Meinung
schreiben, an H. sei ich gebunden. M: er schreibe mir die Meinung nicht vor,
nur der Stil müsse verständlich sein. Ich: Diesem Stil, dieser inneren Führung
verdanke ich so viel, daß ich dankbar sein und treu bleiben muß.
M: er gebe ja zu, daß ich auch einzelnnützliche! Gedanken in H.
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ausgesprochen, aber ich eigne mich dann eben nicht zum Redakteur an dieser
Stelle sei ein Redakteur vorgesehen (immer so statuarisch zu schieben
in den Worten) der einfach über die Sachen, die vorkommen schreiben könne,
ich könnte es ja ohne Namen tun! (früher sagte er es ähnlich, nur noch
deutlicher: ich brauche keine solche Köpfe, Querköpfe wie Fl. und mich, „ich will
diesen Eigensinn brechen“, „ich brauche Journalisten“) Ich führe für
den Ansichtenkonflikt mein Ehmke feuilleton X Heumann für
H. an. Er kommt wieder darauf zurück und merkt, daß er angelegentlich
betonen muß, daß er nie Ansicht und eig [? VR] verlangt, sondern nur Stil.
(ja wie billig äußere Feststellung.) Diese neuen Sätze seien Phrasen, aber
schließlich auch damit wolle er sich abfinden, wenn nur verständ-
lich. Ich: Przywaras Anerkennung meines Drosteartikels genannt aus
Fl. Brief. M: Dieser habe keine gute Stellung im Orden und bekomme jede
Arbeit aus der Hand genommen und ein ganz junger Mensch. Ich: der
neue Stil sei es eben, es könne nicht jede Sache in anderm Stil ausge-
drückt werden. Mystik zu B. (wie Klassik, Gotik nicht wie Renaissance
M: das sei Formalismus | Ich: nein das ist höhere Einheit mit dem Stil;
M: Scheler habe übrigens (der doch Lobesbrief an Fl. geschrieben) gesagt,
daß er nur einige Seiten gelesen und ihm (M.) ganz recht gebe.
Ich im heimgehen dann: Ich weiß, du hast mich aufgespart
und läßt mich leben
in meiner Kreatur
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wie hell der Blitz, der eben vor die Sonne fuhr.“ Auf Umweg über
Theresienwiese, abendgewitterig. abends dies „Gewitter-
abend“ [Sinnreich der Erde] noch fertig gemacht.
Morgens Gedanke: die Härtung im Feuer auf sich nehmen, diese Zer-
quälung, Niederschlagung, Schwere in Schmerzen gerne als Strafe.
Aber dann wie körperliche Kraft erschüttert. Fl anteleph.; warum vor
M. immer diese Verleugnungsabsicht, wie Verrat fürchten. als wie Bewußtsein nicht
gut. oder bloß Feigheit. Existenzangst vor dem Freiruhgeben.
Gieb mir Gott die Kraft des Ertragens, wahre Bitte! Auch dies Folge
des eigenen faulen Nachgebens. Klugheit in Haltung mit
körperl. Bändigung. Das Aufrichten des Kelches. Herrlichkeit.
Knabe Scheit, Pflug angesetzt ungeführt geht immer
tiefer und zu schnell ausspringt.
[Einer muß mit der Liebe Ernst machen
Nun muß ich in der Welt durchbrechen und will mir [nur?]
genau sammeln, wie ein Weltbuch gegenüber Or-
densbuch, wie Gott sich einnehmen läßt für die Eroberung
der Welt. Ich ihm nach, er muß alles hinter und
neben mir wegräumen. Stil ist wie Gnade,
dies ist nicht nur eine formale Richtunggabe, sondern
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eine Substanz-, eine Planverdienstzugabewendung,
so auch Stil geschichtliche zuwendung.
Kraft immer wieder durch Nichtrache holen.
(wie ich es doch immer wußte, daß M. arme [?] Heirat zu Druck ausnützen
würde, prompt geschehen). Gedanke heftig an die Machabäischen
Brüder. Wie schwer es ist, bis über jemand hinauf-
kommen wollen und die Stärkung an eigener Kraft nicht
zugleich als Rachegefühl zu empfinden. cfr. Machabäer
Hohn gegenüber dem Schinder. Wie aber Bild geht, kühn
und gut in dieser Zeit. Wort schlecht. Joh. Kom. Wort-
schaft und Sohnschaft. Fr. C. Florenz 3000 M.
Jetzt kommt die harte Zeit, den Eigensinn zu brechen
(was früher nie in dieser Art auch gegen mich gewendet gedacht) Sorge,
ob in Not der Zeit Nahrung. Und statt Kraft des
Geistes (nicht liberal) Klugheit. Verstehen, was früher
anstößig empfunden. Klug wie die Schlangen.
Freier Tag. An diesem sorgenvollen [?] freien Tag
Klugheit als notwendige Aufgabe und [VR] auch der Berufung
angemessen erkennen. Gedanke: Kraft aus
Kraft gesternabend während Maiandacht Ge-
witterabend fertig. heute Kühnheit und Lust,
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die Stelle und Richtung, die mir nach allen Abspaltungen und da
ich mich niemand mehr zusammengehörig, fremder Weltwe-
sensart fühlen muß (so z. B. Paramentik, „Seppelt“, diese
vollständig andere Welt des Gedankensein) das aus einander-
trennen Mitteilen, kühn und mit Lust verfolgen müssen.
Mein Platz ist hier.
Auch die Rache, die Strafe muß groß und des Werk-
zeugs würdig, geschmeidig, geschmiedet sein.
Schmerzherzberührung mit dem Nächsten gefühlt: Kniet
mancher wohl aus Liebe, oder aus Hungers Not, daß
treu ihm bliebe. Diese schmerz herzberührung Pietà.
Schmerz in eigentlichstem Mitteilungswillen.
Nuntius Pacelli „noch nie sei es so klar, daß wie in dieser sorgen-
schweren Stunde, zutage getreten, daß wie notwendig es sei,
die menschl. Gesellschaft auf der sicheren Grundlage der christl. Weisheit
wieder aufzubauen, und daß der Gerechte und dauerhafte Friede nur auf
der Grundfeste des öffentl. christl. Rechts bestehen könne. Kraft aus Kraft
ganz aus Qualitierung, ganz prozessus der Kraft. Dieser prozessus
bei Gott ohne Zeitverschränkung ist quantitieren in reine Dualität
[rechts unten:]
Am Nachmittag spaziergang Steinhausen
Flieger Abwehrartillerie: „Der Himmel täglich ge
witterschwanger, entlädt sich nicht.[Erste Zeile des Gedichts 'Harter Tag' (Sinnreich der Erde)]
<–– plötzlich 15. VII. 17
16
Diese Angst wie Feigheit, frei zu stehen zu dem Erkannten: Ist
denn am guten Werkwillen einer Schuld? noch nicht
zugedeckt, büßt man auch immer die Unvollkommenheit
nicht nur der gewesenen, sondern der kommenden
Zeit. Schwere durch Schwere ausgleichen. z. B.
muß doch Wert haben für später, daß C. Artikel schwer.
Erlösung eins für den andern. Erlöser auch für Zukunft.
darum in Gegenwart Werke immer auch ungelösten
Fleck haben, wie Erde in mir sitzt, Geschichte, ich
in ihr sitze, von mir ist sie nicht frei, groß Gefühl
wie am Kreuz, sie wird nicht frei, Angel-
hacken des Kreuzes als immer wieder unabwendbar
tiefer dringender. Mittel, die [der?] Verstummung, kaum
laut des Wortes, dann wieder tiefere Erkenntnis zu
Hauch, daß verstummt mich dürstet, wie Fisch
am Angelhacken, so Mensch an Wort und Gaumen
schlägt sich tiefer ein, wie Erkenntnis und Unterkiefer
klappt wie Erfahrung ist der ganze Mensch. Da doch
das Wort sonst zur Vollendung drängt, die [?] Paradies-
stück aber aus geschichtl. Erbschaft und Geist geb<..>
das Ziel ist das Erbe der Erkenntnis aus Paradies, logos
verheißen.
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Opfer sieh. Mit Freiheit tun, nicht wie Gewitterabend in Drang Not,
sondern [VR] Mannlied, Jonas freier gestalten, anbieten, auch hier nötigen,
ob Gott nimmt. Kelch der Zeit, Erfüller in der Zeit gekommen.
Daß weise sein, jetzt so wichtig wie Zeit und für Bewegung, so
auch M. sich Undank erntet, weil nicht weise das Ziel, sondern nur Zweck
und niederer Dienst, über Wasser halten.
wenn Brutalität aus Lüge kommt, Buch der Erlösung, wie
Christus den Judas durch das Bessere, den Engen vertreibt
durch das Weitere. Teufel vorspiel. Quäle mich nicht so.
Judas vermeiden, nur eins, daß ich Deinen Weltplan
{diese Sichgabe des Sinnlich-agressus} [VR]
nicht verderbe und nicht als Lüge mache, gegenüber dem Judas-
gedicht, wo selber noch; jetzt Judas abtrennen, so wird
Judas zum Urteiler und Richter, zum Vermittler des Lebens gegenüber
dem falschen Judas2, der den Plan auch in sich habend
egoistisch behauptet, die Klassikerlüge an der Weltsubstanz
das Abfällige wird so vollendet, wendet sich Judas in
Christus und Christus in Judas. Dies ist der geschichtlich
wahre Kern des Paradoxons
er vollzieht sich in der
Art der Gerechtigkeit als Verschränkung gegenüber Eigenschaft als Freiheit
15. VII. 17
18
Humorlos diese Art des Judas, diese Art Gerechtigkeit
1. Auftritt, παραδὁξον Vorspiel und Schluß
gib Stoff, auch in Vorspiel, die ganze Welt ist Stoff und
Christus ihr Halter, Teufel lebt nur davon, daß Gott
Stoff gab, [und er sein Leben einteilen kann, diese
falsche Substanz freiheit, Pascal]
Ich brauche mehr Vertrauen als ein anderer. Mut und Kraft,
andere tragen zu lassen. Daß dies immer fehlen wird, aber gerade
dies den ganzen Menschen hinausgeben in dieser Richtung, Neigung
wollen, Wert.
Aus Sünde, Zersetzung und Verdumpfung Kraft von Stoff, jetzt
will ich wagen, so auch Fülle der Zeit verstehen, die Sünde der
reclusa des Heidentumes hat Gottes Sohnerscheinen ermöglicht.
[Auch in Katholischem Lit. Betrieb: „Sebald und die Dirne, Thais,
Taor [?], Hochland, das sittliche engneugierige. Ob der Enge, der
zuerst auch [? VR] im Weiteren etwas gutes findet, durch das Bessere
ins Bösere zum Verderb getrieben, Judas. Fl. treibt
M. Dramatriebgedanke, Welt, Geschichtstriebgedanke
aber selber sich ganz neben Moderne stellen.
daß sich verhältnismäßig plötzlich so schiebt, daß eine
Entscheidung, voranempfindend [? VR] dachte, kommen muß, wie
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bei Exerzieren, so in Natur und Geschichte. Dieses wahre Un-
ausweichliche gegenüber dem Unvertilglichen und Unver-
letzlichen. Das Unausweichliche.
Früher denken, daß mit Werk wie mit Rache siegen können
nun aber nahe und es ist anders, wie Schuld und schuld-
hafter Kampf, sich dafür nun einsetzen zu sollen
wie für ein Unrecht. So Unrecht in Welt fort,
diese Belastung aus der Natur ist und bleibt
der Kern des Menschen und erschreckende Frage:
hat daran auch der Nächste Teil und [VR: in] Gott?
[Auch Kunstwart überhaupt diese volkstüml. Art demokratische
Kompetenz überschreitung].
Gestern abend die Gedichte von Kurt Wolff zurückbekommen.
und auch heute Gedanke, bis man Welt nach sich einrenkt,
wenn man zb. an Aufgabe alles Unwesen der Mystik (Bern-
hart) denkt, in Roman darzustellen, also aus der Ver-
schränkung nicht alles als Verantwortung tot auf sich ziehen,
sondern Einrenken |||| [vier waagerechte Striche] nach sich.
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Die scheinbare Gerechtigkeit der Untreue. „Sehen Sie, auch
andere. Untreue immer mit vereinten Kräften
(Aushang im Rathaus unter Balken Kreuzbalk [Zeichnung]
Gestern die Verdienste der heidnischen reclusa, darum auch huma-
nistische Bildung berechtigt.
Jonas, der nur durch Flucht Gerechter bleibt,
Prophet, alle Lehre verlieren an Herz und an alle Welt.
wer verliert, gewinnt. klassisch gestaltet: Das
Ausankern, aus dem Gewicht bringen, wagend
wiegend, überwältigt, (wie Erde unter Leib auf Ölberg)
vor wahrer Wahrheit x Lebensform.
Nun Fortgang aus Not und Verschränkung, Rückerinnerung an
die Angst um Brot und Nahrung und nirgends Sicherung.
langes Leben, das Brot braucht, s. Ende April Notizen, die
eben geschrieben, heute wieder schöner Morgen Gedanke fortgehen von
Kraft aus Kraft zu wahrem Mitleid, statt falsches Leiden
zu wahrem Mitleiden und Arbeiten, Anteil an Menschheit
in [und?] sich dadurch retten und auch die Stoffe fühlen, die der
Arbeit harren, daß sie nur auf diesem Wege gearbeitet
werden können, in Gegenmitwirkung, daß sie um
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so näher kommen, als sie bei Gang in die Verschränkung
zurückgewichen sind. Sich nichts mehr versprechen und
hoffen, sondern gleich tun; Hoffnung so enden als Liebe,
nicht also den Trotz der Erkenntnis, „in 50 Jahren wird man
sehen“, sondern den Willen der Gegenwart wal-
ten lassen.
Einer ist bestimmt, wohl dem, der noch
ergrimmt. mir neidet Essen und Hungers steh ich auf ver-
messen, und Freude in den Augen glimmt.
die Mitte der Verschränkung ist äußerste Freiheit
(Gnade wie Rückfall, ganz unverbunden, das innerste
Extrem wie innere Extrem. gestern abend bei C.
Neid ferntod. Kindgedanke vor Üppigkeit des Segens
Prangen des Mutes, Felizitas. Zu Glück Entschluß brauchen
Der Selbstmörder, der alles nur aus Feigheit auf
sich nimmt, statt es von andern zu verlangen, Judas [?]
Entschluß zu Glück, das Armseinopfer als Unverdienst
Glück vorwärts unbedingt nötig als Charakter-
stärke und [VR, gegen?] Charakterleid
Die Tragik der jetzigen Schwäche Rußlands, der
Vaterschaft in diesem Kriegsaugenblick, des Vaters
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Segen baut den Kindern Häuser, der Fluch der Mutter
reißt sie nieder.
Es muß nicht alles für mich zeugen
Regen, Reue, komisches Gefühl der Über-
legenheit, aus der Leib herausfällt, wieder wie ein Gleicher
nur über Wassern. nicht reuen können, Regenohn-
macht. in größtem Schmerz nicht mehr diese Wohltat
Heulen und Zähneknirschen, Frost und Lachen.
Unglücklich und nicht mehr zu tragen, – fast
mit Behagen. mit sittl. Rechtfertigung, daß
das falsch sittliche so wächst. Jobs Freunde
ja als Gesetz, sich {als} welt füger findend (Wilson
Griechenland).
Aber auch das wäre noch Enge, nicht alle Gelegen-
heit zu geben. Das ist erst der prozessus des milde
schmeidigen Geistes, des Widerstreit <1> Klugheit zum
Vorteil des Plans nach eigener Auffassung und be-
dingungslos fügsamer Milde, dieser Streit im Geist.
Zu nichts ist der Mensch so frei wie zum Guten.
Das Böse ist in der Naturverhängung, das Gute somit
geschichtlicher Auftrag, ist in der natürl. Geschichtl.
Ordnung. Die auch guten Freunde raten mir das
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das planmäßig Gute, das wahre freie Gute, {sich zur Milde zu bringen} sich zu ent-
äußern für den unselbstgemachten Plan ich
ganz frei, ganz eigen. Im Planmäßigen
in der Geschichte also ein natürlich Gutes
und ein erlöst übernatürl., in freiheit ange-
hörendes Gutes. Die Geschichte spaltet sich
also [Zeichnung] diese Substanzver-
mehrung Blutverdienst. Dies Geheimnis,
daß wer die Substanz hat, den Plan nicht ver-
derben nicht verraten will, durch das milde
Blut Substanz vermehrt erhält. Eigen-
schaft wieder ganz in Unwürdigkeit empfangen
So hat auch Judas Geschichte gespalten und Sub-
stanz vermehrt
Abendmahlsrede: Meine Stunde ist gekommen.
Wie man auf die Stunde warten muß (immer
auf das gleiche verwiesen), nicht durch Arbeit ersetzen
kann.
vorgestern Fl. Titel mitgeteilt: Gethsemane
er scheut sich bei dieser geistigen Sache, das Wort
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zu nehmen, er nicht bei Worfler, wo ich dagegen
mich scheue. Mutig gegen Zeit x ich mutig ? Gegen
Gott, aber falsch, dieser Muth ist Feigheit.
Traum der 3 Jünger am Ölberg über Mut
zu Erlösung. Der mutigere Fl: Petrus kann
leichter abfallen (Petri Verrat) als der Jünger
Johannes. Dabei der Zeuge Jakobus C!; der
echte.
2. Auftritt: Traumerzählungen, wo alle beide
Abfall fürchten, nur der geschichtl. Jakobus
di Compostela nicht. Petrus aus Dogma-
kraft, gegenüber Judas Abfall. Joh. aus Untreue
und Feigheit an Worttreue.
Pascal, Pannwitz Renaissance x Sittlichkeit
Dies [VR] ist die Frage, die heute noch am wichtigsten. Jesuiten
sind in der Geschichtslosigkeit der Ordensidee
das geschichtliche Extrem im gleichen, statt ihrer
(ihrer Zweck X Mittel) Mittel geschichtl. Substanz
setzen, die das außerpersönlich Sittliche Gute enthält.
Rokoko, Sinn des Winkel (Seiteneckigen) in Sinnlich und Angelus-
vernünftelnden, das sich ausgestorben behaupten
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gegenüber dem blutvollen Barock. Sinn dieses Tages aus
Verschränkung das Sinnliche die gleiche ganze Stärke der Weltmehrung
vereinen. aber hier ist das Geschichtliche eine Gefahr, wie auch
Barock in Rokoko kam [kann?].
Gedanke über die Eigenart Italiens,
der freie, so geschichtl. (wandelfähige) Mensch
Wissen, daß man zu Reifung bestimmt, dieser Art an Wurzel
gehen, zur Sprengung der seelischen Erlebnis Stimmung mit
ihrer sinnl und Extremhaltung Brutalität und Verlogenheit,
Freundlichkeitslüge (gegen Ausgeher) Diese Art Freundlichkeit ohne
Mannesseele zu beachten bloß für Zweck und auch ohne seelische Idee.
Fratze. Unterschied im Gemeinen. Das Ärmste und Herzfressende,
wenn man aus Geist Willen [VR] tägliches Leben fristen soll. Aber nicht
rächen, bis Auftrag von oben. Machabäer.
daß Gott keine Ruhe gibt, bis man ganz hart ihn
als Hasser ansieht. „Er will mich nicht.“
Gedanke, wie andere an dieser Spanne und Ab-
schnitt des Lebens mit äußerer und innerer Fröhlichkeit
und Segnung eintreten. Introitus, ich nur in Zerstoßenheit.
Mich drückt alles. Aber wieder aus dieser [?] ernste Gewährung bis
hierher, wenigstens Gewährung der Sicherung der Richtung,
wenn auch ohne Verleihung des inneren und äußeren Gutes.
26
So kann ich den Gedanken drehen. „Ich kann mich drehen“,
ich kann mich wenden“, dieser Geisttanz wie in
Schmerz der Geißelung, Dornenkrönung. Das für
Hochzeits Carmen
abends Beichte in Kapuzinerkirche. Wieder Andacht
Gedanke: brechen mit dem Geschichtl. Organismus.
wie dieser Gedanke aus der Gegenüberstellung von
Gnade und Demut in Gegenwärtigkeit bei Osterbeichte her-
vorgeht. Nicht mehr geschichtl. Spannung und Organismus ver-
folgen wollen, sondern sich frei anbieten, Opfer der wahren Gegen-
wärtigkeit. Kelche reinstes Wort im Augenblick mit
immer aller Kraft. Magnificat, Seele, ancilla. Prae-
sepe Kuppel. Nun von Harmen Führung auf Praesepe
verlegen, diese Demut auf Marie, Maria, und statt geschichtl. Orga-
nismus das Brechen damit, die Freiheit.
Kommunion mit M in Paulskirche.
Fronleichnamsprozession in der Pfarrei: ich 1/2 8 Uhr auf Red. wie auch gestern
nicht frei machen [VR] konnte). Wieder wie an Ostern/Kommunion das Gemurr
stilldunkel in Leib und Blut und Seele wie abschneidend (Lästig-unlästig)
Ist einer über Wassern, der mit mir auferstand, schwebt
über Wassern, ein gleicher mir, der auferstand. Gegenüber
27
Gottes Geist über d. Wassern ist ein solcher Geist wie Gegenengel
auch mir. Nicht nur Geist der Geschichte, sondern ein feindlicher Geist
in der Natur, Gemurr und stilles Gähren, Hadern, auch ohne
Anteil der Seele. So Erkenntnis: auch die Natur ist ohne
meine Förderung gestört. Paradiesfluch, Störung der Natur
so auch Schmerz verstehen. Schmerz der Liebe bei Knien
zur Kommunion, (daß die empfindl. Knie Andacht stören) und
Schmerz in Schlacht. Störung der Natur.
S. Nachfolge Christi 4. Buch Anfang Das Brot ist mein
Fleisch für das Leben der Welt: Jetzt kommt wieder der Sa-
kramentsgedanke wie früher schon in Paris etc. als
eigentl. dogm. Welterhaltungskraft. Dagegen ara coeli {<1>}
Italienreise „Jungfrau<..>gebiert.“ der geschichtl. Gedanke
Tag meiner Trauung mit meiner lieben Braut.
Ende dieser Kummerzeit. 1/2 7 Uhr stille Messe am Josephsaltar
der Paulskirche. nach dieser noch Schuhe gekauft und Rosen. um
10 Uhr C. als Zeuge (und Fl.) kam zu spät auf Standesamt
in Ruppertstr. dann Paulskirche von H. Stadtpfarrer selber. Wagen durch
Bavariaring. nachher von Haus noch kurz mit Fr. C. und Fl. Dann C. in Neue
Börse dann Fahrt nach Ulm. Nichts aufgeschrieben. Möchte
Herz und Wort gestillt hineinlegen und in Erfülltsein schweigen.
die kurze schon [VR] immer erwartende Stille des Genügens erst in Zukunft
28
Abends Ulm, mit Agnes Spaziergang auf Feld, Roggen und Weg zu Quitten-
bäumen, kühl Bäume, und Gras. Still reif. Dienstag. vormittags
ziemlich starker Regen Ulmer Münster, alte Gassen und Wein-
wirtschaft auf Weinhof, Roßmarkt. Nachmittags heim. heiß. heute
hinüber. wie alle von Haus fortkommen, eins nach andern und zuletzt [VR]
Mutter.. Montag früh zuerst [VR] Klee, dann mit Marie nach Aal [VR] {<1>} Dienstag.
Einkorn, Kocher. <1> Wald Erdbeeren, Samstag Komburg, Hall.
Sonntag. Stuttgart Ulm. München [? VR] Heuernte Hitze, laute Stille.
Wieder Redaktion Nachkorrektur von Schelers Aufsatz „Von kommenden Dingen“
Schelers Fehler, zu viel Schuld und Verantwortung S. 387
Die Uhr ist neu im Gang. Beginn des Genusses an Geschichte
und Freiheit jetzt diese Stunde ohne Feindschaft durch
Grüße [? VR: Größe], das ist Güte siegen. Heute das freie frohe Gesicht
von Bewegungsweite wie Atem leicht in Feld. diese Um-
kehrung der Passion, des Leidens in Genuß. Nachts Hochzeit
zu Kana gelesen.
Schalom. prozessus Kinderjahre in Steinbach eingefallen
Antwort: Geist ist Hauch zwischen Vater und Sohn. Diese prozessus
verfolgung als Lebensaufgabe. ||
Von M. Vase als Hochzeitsgeschenk charaktervoll, Material etc.
spricht immer in dieser Art von Material als von Charakter. Nach Erfahrungssatz:
wovon man spricht oder nicht. Ich früher in Gesprächen gegen Charakter {gewendet.}
Hätte also nach diesem Satz Charakter gehabt.
29
Mein eigenes Tun z. B. mit Scheler sprechen S. 380 geplantes
von Gott als Fügung betrachten, romantisch. Schöpfung,
zuerst falsch sich selbst zerteilen, ausbreiten, jetzt so [?] Stoff
der Erde welt hinsinkend unverdient, nicht mehr so
viel die Menschen beschauen [? VR], sondern sie mähen.
Naivität als wieder mögliche Unschuld aus Ver-
schränkung, im größten Sinne reinste Erkenntnis ohne
Leiden und ohne Reue. Schnitter, verschiedene
Nähe, Drängen und Abstand. Fl. Romantik büchlein wirkung,
ich nicht, das auf den Schritt folgen.
Judas. Das ist das wichtigste, daß ich das Beispiel
aufstelle, gegen mindere also nicht schreibe und arbeite durch
bloß Erkenntnis, sich trennen von Judas
X
mit Judas anfangen. die Passion
auch ortzeitpunkt der Geschichte so
Dornenkrönung Herwig, Künzelmann auch so der eine
durch Dasein von andern gequält und quälend, ihr
Tun und Hassen auf den dritten, Erlöser abzielen, fast
ohne daß das Opfer es merkt, fast Unschuld ihres
Tuns am Erlöser, es hat die Scham ihres Tun wie
eigenen. Qual der Schergen für sich schon in der
Bewegung gegen ihn, aber gegen einander [Zeichnung]
30
Gegenüber Bahr, Rathenau, Scheler, nicht sich
auseinandersetzen, sondern die menschlichen Verhältnisse
zeigen. Verkehr anbahnen, brieflich etc.
Willegis Schluß alle Wege {buchstäblich geistig} führen nach Rom, die
Hoffnung stärke
Charakter Märker Brief! Trennung von Kathol. aus „Reinlichkeitsgründen“ [VR].
Lust der Wirkung im Kreis der Nächsten. Stärke der
Jungfrau. Man muß an den Dingen der Welt
den gebührenden Anteil begehren. Dienstag abend
Schnitter; „hängt schwer nun der Gedanke nach
der Tat; – der früh wie taube Blüte
brach. – am Baum und aus sich nährte keinen Rat – man schlägt die Mahd.
[Anfang des Gedichts "Schnitter" (Sinnreich der Erde)]
zu Caspar über die Abendmahlszenen bei uns, in Heimat
ist wie etwas gespaltenes, auch der Klang der Stimmen
besonders der Frauenstimmen wie blasse Häubchen über
Narben [?], so auch hier [VR] verwundeter Raum gegen Judas.
Das Hilflose bei sich verstehen Wie können wir durch Taten
für uns sein und leben. Jedes Denken und Schreiben
mit Handlung gehen und Arbeiten verbinden. Gegen
M. auf Rache verzichten. Verzicht auf Rache, dafür
wächst immer Erkenntnis zu, diese Erfahrung (auch hier kommt [VR]
Erkenntnis der Liebe in etwa voraus,) Verzicht auf
31
Rache als größte geschichtliche Kraft und Erkenntniserfahrung
Liebe durch Erkenntniswillen.
Martyrium |
[geschweifte Klammer über 3 Zeilen] |
am getrenntesten vereinigt, so verstehen |
geschlossen, Mutterschaft und Pietà.
[daß die Grenzen nicht verwischt werden, sonst wird auch der Begriff verwischt.
so ein freies Opfer. Das Gehen ins Feuer
wie römisches Recht, so auch klassische Bildung ihre und sie als Grund-
lage, als Verschränkung des Christentums brauchbare
Grundlage, wie heute wieder Mittel der Verschränkung, Methode
für neue Weltform geben.
Rembrandt „Pallas Athene“: Daß M. dies schöne Bild gebracht hat.
er könnte zu meinem Text sagen: also gäbe es doch eine Vermischung
von Klassik und deutscher Romantik! Ja aber nicht auf sittlichem
Weg, indem man die formale gültige Substanz in eine auch sittl.
Ersatz gültige allgemeine statt einzeln überträgt. Die Klassik
und Renaissance ist die Kreuzung, wo die Weltverschränkung in
sittl. Trennung auf einzelnen übergehen müßte, stattdessen
hat sich, statt Kreuzung von Erkenntnis und Erfahrung, in der Refor-
mation die Welt gespalten.
32
Ja aber nicht auf sittl Weg, sondern in Fleisch überwindungs-
station, auf Weg der Erfahrung. Gedicht Pallas? Rembrandt, Kunst-
gedichte? Pallas, Gesicht dies alles möglich, aber Michelangelo
nicht Bild, sondern durch lange sich in Wort leben, Judas X Wort
C. hat mir Passiondichtung vorgeschlagen
Zu dem gestern gedachten Racheverzicht über Erkenntnis-
kraft über die Zeitspanne hinweg. Naivität wird so
am Ende der Verschränkung zu reiner Anschauung
offener Erkenntnis reclusa. Gespräch über
Liebe und Empfängnis; jetzt, daß diese alten Gedanken
wie neu erfüllt kommen.
Auferstehung als Verzeihung und schwindende
Höhe der Liebe. Ich kann begraben bleiben
aus Rache, aber will als Opfer auferstehen gegen „keine
Ehre Feld und Opfer. Christi Auferstehung ist Sieg als
Opfer
Dismas Kampf gegen die falschen Mittler, dies ist, was [VR] Dörfler nicht los-
bekommen kann.
Drang zum Epischen, zum Lebensroman diese Woche. Wie hier in
Romanbesprechung Herwig das Fabeln den Mittelschlag zusprechend, dagegen
das Ringen mit Problem der Großen. Gerade Fabeln und Erzählend
Worturteil ist Schluß der Anschauung, Stoff und Weltherrschaft.
33
Das Verbitternde, Bösblutmachen des Kampfes gegen den Mittelschlag, der
es auch gut meint. Dies Rationale für misericordia als Erkenntnis.
Auch für die Erkenntnis kommt die Größe durch Trennung aus Mittelgut
und Verschränkung
Nachmittags in Neue Sezess. Was ist der Fehler von Schinnerer,
der doch tiefer will? Er tut die Sache und Wesenheit nicht aus sich,
nicht aus ihm heraus. Judas Anfang. er besiegt die
Welt nicht, er will den Stoff nicht sich untertan machen
x den willigen will der Herrscher härter; sich untertan
machen dem Sinn, aber den Stoff sich untertan machen.
Gebet für die Kirche, also für die Wirkung
dieser Substanz, dieses größten Gutes in Geschichte ist Be-
tätigung größter Freiheit
nicht nur Methode mit radikal. Fortschritt auf-
nehmend konkurrieren, sondern ganz auch den Fortschritt, das
Radikale in sich fassen, ganz alles Welt in sich gewicht nicht katho-
lisch aus Einseitigkeit und Kraftnutzlosigkeit <.> sonst auch
die aufgetragenen Werke nicht ausführen können, schon [VR] weil prak-
tisch kathol. kein Publikum.
Seitenwunde, die Sünde dieser Welt klug wie eine Schlange,
die Stunde zu nutzen. nützt [?]: empfand mein [VR] Herz wie Seitenwunde
fließen unaufhörlich. Fiebererkenntnis, lieber Überwindung [VR].
34
einige Bemerkungen zu C. dieser Tage über Wichtigkeit des Porträts.
anläßlich Abendmahl und wieder Gedanke warum Reformation nötig,
oder warum gescheitert (cfr auch Gespräch mit Fl. über Michelangelo in
Puchheim) warum Klassik nötig sei, während [VR] doch Reformation die Hoffnung
verlassen hat. jetzt auf einmal Einsicht, das Gefährlichste, das Porträt
und der freieste Mensch und sein Charakter muß in Religion Ebenbild-
lichkeit gewagt werden, dies auch eigentlichste Aufgabe, ganz frei
aller Zeit teilnehmer sein, Kelch der Zeit, nicht bloß als <1>
Methode, sondern wirklich alles aus der Zeit auf sich nehmen. wie
werde ich doch immer wie durch Zufall geführt, indem ich z. B. letzter
Tage den Diederichs AltedeutscheMeisterband zu Hand nahm. Inwiefern
also Klassiker nötig? und die Reformation nötig? Beide nicht nötig,
beide ein Ausweichen, erstere in das formal absolute Räumliche,
letzte das sittlich absolute Zeitliche: zusammen aber beides nötig,
das Sittl. im dogmatisch sacramental<.> Räumlichen. In
Geschichte muß als steter höchster Punkt die Verschränkung und
Schnitt sein, „wo [? VR] der Wind [? VR]“, Weltsorge, das im Per-
sönlichen überwunden sein muß. Der Einzelne und die
Geschicht kann also nie [VR: hier] ein [?] gleicher Scheitelpunkt sein
der Mensch ist Kelch und Fuß gegenüber der Verknotung, nur
einer war auch geschichtl. Scheitel-
35
punkt, Christus. es war aber er einer, Dank und den Zufall
der Empfängnis in sich als Absicht, Giotto, wenden.
so auch das sittliche statt in sich in die Welt zu verlangen
gibt die mißlungene Sohnschaft, die Formlosigkeit
daher die Unkunst der protest. deutsch. sittl.
Welt. Das sittl. als eigen ges. absolut gewollter
Scheitelpunkt kann gar keine Form geben. Auf-
klärung, Klassizistik, Goethe.
Die Ruine, das abgetragene Haus, wohlgemeint [VR: Wohlgemut],
Meister des Peringsdörfer Altars, liegt schon in Gotik, diese Dach-
abhebung, die Schwere von unten nach oben über hinaus
frei. cfr. mein Gedicht: Nachts Haus innen. Die Gesellschaft-
auflösung X der persönl. Auflösung. So auch der Zufall in
Rom, das Haus vor Fahrt nach Tivoli, wie Stockwerke innen gestürzt
[Zeichnung] daß die gleiche Behandlung der Menschen M. Dienstboten
meist eine Herabwürdigung, keine seelisch gleiche Herauf-
hebung wird. Knabe Scheit. Daß doch wenn man einen
aufrechten Mann denkt, auch in untergeordneter Stand, dieser hier nicht leben
könnte, da er nicht ertragen werden könnte. Bin ich, Judas, kein
aufrechter Mann. Ist nicht Judas auch aufrechter Mann gewesen.
„Schnitter“ fertig, So glaube doch, daß
36
so das Werk getan wird und tue die Passion, wie zum Fluge
sich aufgehoben fühlen, den Flug wagen und an Schnelle
ohne Verdienst glauben.
Mombert, George, Ich, Fischer etc. weit werden für die ganze
Welt, wohl und wehe [VR], Wasser-Hoffnung, Kraftfindung Wasser
füllt, Kraft wie Stufen aufwärts Rippen, wächst, reckt
sich dauernd, das Ersterben als Erleben, fortzergehen Kraft
allein Gewalt.
Aus der Menge treu weggehen <1>, Judas
dies es gibt Kraft.
Bedenken wegen Text zu Fl. Gedichten
am Schluß von Nachwort zu Romantik. Ist es nun Feigheit, die
Wahrheit zu vertreten, oder ich noch nicht würdig, vertreten
zu dürfen. Weiter die Qual der geringen Arbeit? Noch taube
Blüte, wieder Wort Gamaliels, daß es mit Willen noch nicht
entschieden, ob mit Recht vertreten. Gamaliel über Hochl.
liberal oder wie gemeint?
Sinn ist bestimmt, von dieser Persönlichkeit, von Lebenskämpfer immer wieder
zu Demut verwiesen. Diesen Ausdruck hineinbringen, daß nicht auf
natürl. geschichtl. Weg, sondern erst durch Trennung in die eigene
Substanz diese Demut gefunden wird. Diese wahre Eile aus der
Verschränkung.
37
Seitenwunde: Plötzlich das Gefühl (Herr Hub. dagewesen) auf Heimweg an Pauls-
Kirche mein Tun und Getanhaben „den Menschen eine Tor-
heit“. Diese Heirat ohne materielles. wie Christus, so noch mehr
demutgebensollende Vergleichspunkte Auch andere unfügsame Arbeit.
das Angeheftet sein, während andere so leicht leben
und wirken, vielwendig sind, Kraft leiden, bleiben
müssen, nicht loskommen, Hier hängt das Weltgericht, der
tote Schwerpunkt; Pietà.
Der Umkehr treue und Dauer. Man kann lange lenken, aber
dann auf einmal zeigt sich Treue wie Verrat, ob Judas stand
hält gegen Christus, der ändert, obgleich er gerade standhält,
Blick und Wage. Hier ist scheinbar weltsubstanz, Tor
der sich nicht zu ihr bekennt, aber dieser ist doch der reine, der
plötzlich scheinbar Treue bricht. Je mehr durch
Haft getötet, desto mehr soll Baum der Er-
kenntnis und des Lebens werden, daran die
Welt sich scheidet. das Persönliche Ersterben, um als
Richtende Verlassenskraft zu bleiben. (in Wahrheit
Kaiser Karl in München [VR]. Szene und Gespräch, da [der?]
sagt so sicher und fast zu beneiden ruhig, unbelastet.
„Ich glaube nichts.“, ich habe noch nie geglaubt
38
Einberufung auf Montag, 2. Juli 10 Uhr. Wieder zurückgestellt
K. V. Honorar für letztes Quartal: Seelenverkäufer. Dies Bachemsch<..> [?]
für das kathol. Deutschland, dies Sparprinzip schundiger Bezahlung, dabei Geld
für Stiftungen, die dann nicht Lebendiges zu funktionieren haben.
Daß man ähnlich wie Kunst C. organisiert ist, sich auch in <1> [VR: exklusive]
Verlage organisieren soll und nicht vermittelnd sich gleich schief stellen
soll. Aber leider, das Wort ist verraten!
Aufgabe: Alles so schreiben, wie es vor sich geht und herankommt, daß und
bis man würdig, sich als Richter, An- und Abstoßer wie Christus in
Mitte der Ereignisse zu stellen, daß sie durch dieses Stehen und
Erzählen ihr Urteil empfangen. Entschluß fassen, nun
Weg in Welt, die ganze, nicht katholisch getötete zu
gehen, wie Kreuz weg.
Werke wie Palladius legende illustrieren, daß man auch das nicht
bei Kathol. machen soll, weil darin solche Dinge dann nicht wahr,
nicht aus der kathol. Verdrängung und Gegenwart. Wie
man so immer mehr zu Entschluß kommt, aus kathol. äußerer Treue hinauszu-
gehen; was auch ist in kathol. engern Kreis an weltchristl. wahrer
Kraft hochgekommen? Dieser Schmerz Schaloms, wie ich so in
dieser äußeren Anhänglichkeit und Abhängigkeit so spät gespart
bin, und auch diese Faulheit, daß bequem leerer Platz in
39
äußerer Abhängigkeit und scheinbar notwendige äußere Treue.
So immer Treue befestigt, nun darf der bloß totwahre [?] Abfall
kommen, damit Rührigkeit, das Freiheitsschicksal des katholiken
an mir selbst demonstriert werden. Nicht H. in Kathol zu
behaupten und dies Unterschiedslos magma zu bessern, sondern das
Ganze zu drehen, darum handelt sichs. Es handelt sich
um die eigentliche Weltrichtung, nicht um Seitengänge, die
der geistige Weggang mit innerer Treue nicht sind. Es ist auch un-
möglich, für Metaform, ara coeli und z. B. wenn eben Feuer-
bach durchblättere, für die Erkenntnis des faltenkantigunzu-
länglichen Sittlichen, auf katholischem Boden Unterkunft und Verständnis
zu finden. Daß ich bis jetzt, wieder auch Gespräch mit C., in einer
Art sittl. gegensätzl. Fanatismus (Seitenwunde) zu eng
gewesen auch dem kathol. gegenüber [hat die K. V. mir zum Einrenken
geholfen?
Mitteilen, nur Leben können durch Anteil geben.
so lebe ich noch nicht. Abendmahl
Daß Erkenntnis so Erleichterung auf neuen Weg
gibt, Vertrauen, wie wenn nun gesichert wäre und
leicht wie hoch gespeist und doch Erfahrung wird erst hart
neu wiederkommen [und kam auch wie ein Erkranken, mit
und statt dieser Sicherheit in Geführtwerden durch Erkenntnis sein Schick-
sal ganz herzugeben, sich richten zu lassen am 20. VII
40
Auferstehung: das Wort nun in die Welt zu tragen, wo Bild
voraus geht, ob gleich wissen, daß dann wieder Passion
und scheitern und Verderb der Welt und dies immer schlagend
wiederholende Erkaufen lösende Geschichts füllung.
Zuerst diese Trennung in Freundschaft zur Größe, dann der Gedanke, daß es
doch Verrat sei. Nicht Trennen, ja, aber künstlerisch.
Ebenbildvorbeischiebung, Geißelung. Flüchten
zur Freundschaft, wie Vögel, aber allein stehen müssen
durch alleinige Existenz wirkend wie Kreuzigung.
Und über diese Wirkung mütterlich, pietà, misericordia
Englands Angriff auf Ölberg. Dieser Kern unseres Gefühls.
Wie alles so [VR] einfach und alle menschl. Verhältnisse geklärt,
wenn die Schwere der eigenen Beladung und Sondergewalt nicht hängend
wäre. Fl. Aber Schwere Michelangelos betroffen.
das unfruchtbar Männliche meines bisherigen παρα-
δὁξονs cfr Leonardo, diese Art Baum der Erkenntnis unfrucht-
barkeit, das weib männliche Michelangelo in zurück-
weichen. Auch Zurückweichen des Barock. Zurückweichen
in Milde, um das Unrecht zu schleudern
und Moses noch nicht so reif in Christentum
mehr geschichtl. Das Deutsche Geistmüssen
41
muß aber gerade gegenüber diesem geschicht. Nichtgenügend zurückgehen
gegenüber Moses ganz ins Seelische zurückgehen und so
die kathol. deutsche Milde gegenüber dem bloßen leiden-
den Pietismus Rembrandts. So sich immer wieder
selbst verurteilen.
R. Klein Aufsatz [VR] über Leonardo wie auch ich das Sinnliche früher aus-
gelegt aus Person, weil sinnl selbst empfunden. Auch solcher Selbst-
verrat. Zeitsubstanz ist aber bei Leonardo nicht in dieser
Art sinnlich, sonst wäre es auch unfruchtbares Wort bloß,
Verhältnis des Sinnlichen in Bild und Wort.
Die Zahl als bloßer Schnitt zwischen Raum und Zeit
statt erfahrener Verschränkung, daß sie gerade
Raffael und so Beuron als falsche Keuschheit. Die Zahl hat
etwas Verworfenes an sich.
der ungespeiste Kern dieser Zeit, nicht eingehen können
in Substanz der Zeit
Ich stehe ihm und vor ihm ich im Licht.
Rache in Recht der Forderung verwandeln durch Einsicht.
Aber dies alles ist ja auch Methode, die nicht leistet und nährt
Ich wachse ohne Sichtbarkeit 7. VII.
42
So in Scheinsubstanz der Welt nehme ich ab. wie Wandbild
Das heimlichbelastende Wuchern des Pfundes, so auch
der Begrabene Gottgeist
Munde blühe, wie lange läßt du warten, dies schein-
bar mir recht gebende und die ganze Geschichte
mich bestäubt [VR: betäubt], wachsen ohne Sichtbarkeit, innerer
Schrecken
Ich weiß, wie dankbar ich einst werde sein müssen, daß alles
sich so fügt, daß diese Stellung z. B. nicht bei Staatszeitung. Eile
des Erkennens immer schneller als Gedanke. Komplex
wie Atem ruhig, daß ich so zu Werken kommen werde, Körner
bilde, Munde blühe
(Der Wechselbetrüger diese Tage, hereingefallen, schärfer in
Sicherheit zu Menschen) auch eigen Schuldigkeit<.>
Fortschrittsprinzip Gespräch mit <2> über Cornelius Kunstver-
gleich nur Gute und Bessere. Auch Handelsprinzip
Nun in der Wendung zum kathol. Konkurrierenden vorangehen
müssen als früher aus bloßem Gegensatz; hier ist Feigheit und Tapfer-
keit statt der früheren Angstfeigheit am Platze, hier statt
sich zu Verlierensangst Tapferkeit, sich im Besseren
43
Besten zu gewinnen. den Kern der Welt in sich zu bringen, da
nicht in Kern der Welt gehen kann. Die Dämmerung hegt die
Brust, auf einmal fällt der Regen. Kampf der Treue. Sich
durch Treue ganz bloß stellen. Halbheit <1> Fanatismus.
Gegen Sicherheit durch ganz geschicht. Geführtsein. Schenkende
Liebe. Zufall, Giotto. Sich ganz verlieren, um sich
geopfert zu erhalten. Sich treu bleiben nun auch
aus Verschränkung.
gestern wie heute, das Fügsame, verborgen-
lenksam, bis ich aus deinem Munde blühe. Der Schmerz
und immer tiefer empfunden diese Drehung wie zu Licht um sich
selber.
Daß nicht das geplante Künstlerische, sondern das dazwischen
rastlos fortlebende, das dazwischen entstehende, so wie
die Zwischen- und Trennräume am Ölberg, daß so auch der
Verstand nichts weiß und aus Verschränkung jetzt nicht
mehr Erkenntnis führt, sondern Fortsetzung, aktive Passion
Tun. Leib kann er demütigen, die Seele nicht. Ihr alle
die ihr vorübergeht. würdig durch Glaube mehr als Leben gegenüber M.
nicht der Gedanke, sondern alles muß durch Tat vollzogen sein. Das ist
die wahre Hoffnung gegen Glaube in reclusa, wo [VR] in Heiden-
tum die
44
Tat noch nicht möglich. Alles darf nicht nur in Gedanken
vollzogen, sondern muß auch in der Tat vollzogen sein. Auch auf
Racheverzicht muß gegen mich selber wirksam von mir aus sein.
M. Brief wegen Hochlandkunst „ein für allemal“! die schlechte geringe
Arbeit und ihr Lohn, nicht Rache und genug verächtlich sich los-
wenden, sondern so hingehalten sein, wie geschaffen
gelegt in Richtung zur geistesauferstehung, daß Erde wie
diese geringe Knechtsarbeit erst abfällt, wenn Geist frei.
Diese Freiheit, den Geist schneller zu machen und Eile frei
zu machen. Dies ist gegeben. Gegenüber falsche Kommunion mit
der irdischen Geschichte, dies sprengen steht frei in der
gleichen Richtung. Wie Murren steht die Schöpfung gleich
mit mir und unerlöst mit mir.
Pietà. wie strömt mir zu, was ich nicht fassen
kann. Leichnam mit Leben
wo so getrieben, freier Blick und an innerer Weisung so überall [? VR]
freier Blick, wenn in mir alles wieder auf einmal wie [VR] abgefallen, was
erst vor mir liegt, und Sicherheit der Nahrung und dann wieder Länge des
Weges ob Nahrung langt, noch größerer Blick und doch wieder Angst
der Freiheit leerer Zwang
des gleichen Rechts Ungerechtigkeit, Geschlecht von Brü-
dern, wo [VR: der] Vater nicht in Sohn (filioque) mehr Geist gebiert.
45
Immer dieses an sich binden und sich nichts entscheiden lassen.
Entlaß die Welt aus dir, damit sie Unrecht werde,
daß die Häßlichkeit, die Unrechtsformen entstehen können,
diese 2. Weltschöpfung, die häßliche Welt.
das Häßliche des Geldrecht trennens, Verhaltens Triumphie-
rendes M. bei Wechselgeschichte. Aber auch Maries [VR] falsches
Leidenwollen. Weltbehauptung auch falscher auf sich
nehmender Geldbegriff, äußere [? VR] Geldgerechtigkeit
bei Ettl. und bei mir falsche Unstreitlust in Geldsachen
Man muß sich aber auch für Geld wehren. Das Bewußtsein
der Kraft, z. B. Geld doch wieder schnell [VR] verdienen und Verlust
wettmachen zu können, ist nicht wahr, Täuschung des Baums
der Erkenntnis. Zahl, Wechsel, das Schnittige dieses [VR]
Rechts, Zahl und Häßlichkeit, absolute Eigenschafts-
losigkeit, Ungeschichtlichkeit
Judas, sich lösen, nicht in Gegensatz, sondern indem man
mittut, also Kraft aus Kraft der Güte
46
und mehr Ehre, statt Geld, aber auch Judas hat mitgetan
im guten Kampf Bewährung geben, bis selber sich ab-
wendet. Nicht immer warten. durch Tun stellt sich selbst die
Pietàruhe her. das ist das wahre Leidvertrauen.
Dank. Wieder einmal aus sich das nicht erfahren können. Es ist immer
noch der Sinn dir gebaut. Erst im Geiste
kommt die große Häßlichkeit.
Ungeschick nicht gelten {Wechselgeschichte} lassen dürfen, sondern
glauben an die natürlich [VR] notwendige Selbst-
behauptung wie C. sonst und immer dies Gefühl
des Gespieltsein [?] aus Geschichte. Ironie der
geschichtlich Wahrheit
[rechter Rand:]
Dies nun auch Gefühl der Größe lächer-
lich Unbehilflichen von früher
Pietà, das nicht mehr bloß an einem hängen, sondern
vielverteilt tragen lernen, indem man [VR] auch vielver-
teilt arbeitet und sich ausgibt z. B. auf den Brief M
dies stete böse Niederhalten Druck wegen K V. Mit-
arbeit nicht auf Wirkung meines Gegenbriefes, sondern
Leichnahm [sic] Mutter Erde, Haus, Wohnung Leichnam der Sohnschaft
Mut Stolz wagen
47
Das Anhänglichsein wollen, Treu sein mehr als C., das ich
von meiner Mutter trage. Auch Mutter nicht wandelnd
genug, das eine festhalten wollen wie toten Sohn. Solcher
Mensch hat mehr weibliches in sich, mehr geschichtliche
Erkenntnis hergebracht, Erfahrene Substanz in sich, nicht so viel [VR]
persönlich seelische Zutätigkeit, willentlichen Zudrang.
Er [?], der also gerade nicht im Zudrang zu Selbstbehauptung
geschichtlicher Mensch ist, als nicht in ital. Sinne wie Mitte
Juni notiert, sondern im mütterlichen Sinne im älter-
jüngeren geschaffeneren Sinne, aber ewig geschaffen diese
Welt in sich tragen könnend. So das 4. Gebot neue
Einsicht.
Ich nur immer zum Ertragen wie eine
Mutter zum Empfangen, nicht zum entscheiden, Kern
der Pietà, immer mehr gerichtet, nie beschieden.
Mutter als Gegenseite des prozessus, christl.
Schicksalsidee.
C. und CF. Mut zu Glück der immaculata, des Welt empfangens [VR]
Sicherheit Mut wie Opfer Felizitas
48
Die Demokratisierung. der charakteristische
Anteil der Katholiken. Das Volk nimmt, was es braucht,
um sich mit mehr Berechtigung selber strafen zu können.
Das Konservative Besitzenwollen und auch daß andere besitzen,
das sittl. soziale, fast gerechtigkeit wollen, daß der andere nichts be-
sitzt und dazu sich selbst Besitz nicht gönnen.
{Ölberg}
wodurch die Zwischenräume entstehen, die Zeitspannen
der Örtlichen Abstände entgegen der natürlichen Trennung.
Pieta Weibmutter, eine alte Frau sehen, in Gegenwart-
streithärte ihre Milde, in Erfahrung des Lebens und Nichts ist
härter als was geschehen. Über [? VR] die letzten Dinge.
Schon Rauschen des Windes wie Herbst
in Bäumen.
Ehrlich aus Bequemlichkeit, auch
dies falsch sittlich. Meine stete Strafe, daß ich Hesse
Saitschick etc. lesen muß. Die Wesensaufgabe der
Menschheit, den Menschenkern nicht konservativ, sondern
49
ganz frei zu greifen, wie C. sich lösen
Geißelung Sklave wie geschlagener Nußsack
X
geschichtl Mensch aber auch frei wandelbar
Daß man nicht einfach Stellvertreter sein kann
wenn man will, und Ziel nicht selber hochstecken, Kelch, Zeit
gekommen; dem Ratschluß ausgeliefert, Nun
geht die Erkenntnis aus sich und Gott muß Schluß
geben, Umdrehung. Baum der Erkenntnis fällt.
den höchsten Ratschluß herausfordern gegenüber der
Dummheit, eine unendliche Treue bringt die
Fülle der Zeit.
daß man fertig machen muß nicht skizzenhaft
alles ganz, daß man nirgends Anschluß hat,
seine eigene Aufgabe erstaunt.
50
jetzt etwas persönl. Trägheit, das allg Nichtwissen
der Linken mit natürl. Zentrum, Ihren willen nicht
wissen. Zu apolitisch faul
18. VII. s. hinten im Linierten erste Seite [Seite 65]
die Forderungen auch für eigenen Vorteil werden alle
zu schwer, wenn man sie zu menschlich erhebt,
zu eigen traglastig, man muß sie sachlich er-
heben. Welt schiebt immer etwas ein.] Diese linke Mensch-
heit der Schwächlinge, Befestigung nach Meinungsbildung,
Quantitierung, nicht nach Qualität, Demokratie erbärmlich
das giftig geistig Triumphierende, das erbärmlich Feige,
wenn auf Menschheits meinung stützend auftrumpft, wie schaal und steril.
Georg Michaelis
Orvieto, daß Treue ohne alle Eigenschaft bloß als Heftig-
keit Fanatismus und Muttererbe erst spät belohnt wird,
dies als Orvietogedanke, gegen Ebner-Schaukal Überlegenheit
51
Der Treff dieses Vormittags: soll ihm Linzen und Dörfler für
Katalog Ratgeber {Acker [? VR]} schreiben. Die größte Kunst der Menschheit ist,
Mitschuldige zu machen, so sich und Richtung zu retten und
die Gesellschaft zusammenzuhalten. Ich will aber wie Michaelis
mit Soz und Centrum zurecht kommen geistige Mörder.
Daniel in der Löwengrube.
„Tor“ in Mitschuld Sicherheit <.> Warum hast Du dich
erhoben, einfacheren Sinnes geblieben hättest du
mit Ehre und gutem Gewissen tun können. Daß so
Gewissen von Erkenntnis abhängen kann.
Den willigen will er härter. Tor machen, aber Sieger durch Verstand [VR],
ich sehe Euch. Dörfler dienen, Linzen! dem geringsten meiner
Brüder geben, bis man wirklich {auch} auf Erkenntnisrache warten
verzichtet und ganz bloß in Tun geltenlassen lebt.
Nicht das Schlechte, sondern das weniger Gute ist der wahre
Kampf, die wahre weltverräterische Verderbung
52
Es ist mehr die Verderbnis der geschicht Substanz, die
geschicht Sünde, als das gegenwärtig persönlich Schlechte
Immer das als Strafe auffassen, die Dummheit, die Korrekturen,
das tote Dasein. Durch das einfache Urteil stark sein
und alle gleich überwältigend gerecht werden, so Gesellschaft
drin seiend besiegen wie Christus auferstehend, diese
wahrste dauerndste Gegenwart. Von Hochmut über die ge-
ringsten Brüder bis zu wahrer Demut. wahre De-
mut ist kein Verstandesopfer, sondern neu beginnen
wie παραδὁξα neu des Lebens, der Erfahrung, ist das
Widerstrebende immer, nicht bloß Schein. wahre
Demut ist das geschichtlich Unsinnige ist nicht
nur sacrificium intellectus, sondern Selbst-
vernichtung, Verzicht auf geschichtl Selbstbe-
hauptung von sich aus, reinstes Vertrauen
auf Geplantsein. So tritt erst nach [? VR: aus] Verschränkung
die Ertötung ein
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„vorlaute Bemerkung“ Herwigs, „keinen Stein in Brot gesetzt“, Magen verkorxt mit
letzten Heiligengeschichten.
Tor Demütigung, 2. Szene geistig sein X häßlich Demut-
szene auf die erste erhebende 1. Szene geistiger
Stolz sinnlich geistige Erfahrung Umgang um Mauer
mit aller Welt leben, Neid, Stich, Erkennen X Ge-
wissen dieser Stich, daß Erkenntnis das Gewissen
bildet, Baum der Erkenntnis, das Gute wie ein
Verrat aus sich treibt, dadurch frei werden, ganz
frei, weil nicht mehr an Abneigung gebunden.
durch Treue Schicksal gegenüber Ges. finden verloren
gehend Komödie
Jonas – Kleist mitteilen sollen
nicht können Daniel – Jeremias
Lyrik ist der Zwang zur freiheit durch Selbsterkenntnis
Drama ist Gesinnung und Wille zur Erfüllung des Plans, Einfügung
in den Plan, Opfer
Roman ist Erfahrungsmitteilung [?] und Urteil durch Erfahrung
nachbildung
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Du zehrst an deinem eigenen Atem
Bei Erkenntnis in [?] näher Beschäftigung immer wieder die Wirklichkeit für
Menschheit sich verschiebend. Diese Notwendigkeit, stete
Pflege der Verschiebung so dem faulen Knecht ganz unange-
nehm gegenüber falschen 7. Tag und Sabattruhe. Diese
eigentl. geschichtl. Substanzzwingung.
Kleist lektüre Schroffenstein. Allgewalt des
zu spät voraus nehmenden Glaubens, Vorwegge-
nommenheit Mord und Glaube. Dramagedanke so immer
weiter geführt Existenzwillen. Ich will nicht, {<1>} ich hasse Blätter,
Blüten fasste ich an, ihr harte kühl Spitz, ich Honig, und ich bin auch gezählt,
wie die Haare des Hauptes [VR]
Kleist dieser geschichtlich äußerst beladene Mensch, diese
andere Herkunft des Geistes, Männlich, auf schreckend
dieser andere seltene Deutsche; der im Vertrauen zu
spät zuvor stirbt. die Tragkraft des Untergangs.
Dies mehr Christus als Mutter, Mord X Glaube
[rechter Rand:]
Mißtrauen
X
Glaube
Zweifel, diese andere Verschränkung und Hoffnung.
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Das ist das Problem Kleists <.> – Verschränkung in Macht,
X Verstrickung in Ohnmacht das [VR] ἐλέου καὶ φόβου
[Aristoteles, Poetik: Jammer und Schaudern]
daß M. auch durch Zerstreuen lit. etc Herrschaft behauptet,
überhaupt allmählich die nicht nur Unfähigkeit, sondern
<1> in Herrschaftsabsicht und Selbstbehauptung Bosheit sehend.
Gib für Leib in Ruhe, Wirrnis, was ich
tue
Der Schnitt Amphytrion Bild Gegen-
bild. Kleist ist die Lösung der Klassik in die
christl. deutsche Zeit. der Mann der deutsche[n]
immerwährenden Mutterschaft [Zeichnung: Koordinatensystem] Bild Gegen-
bild Schnitt, du gläsern, Richter du grausamem
Spiel. Diese Art Rechtssteigerung das gerade Gegenteil der
schlecht [?] deutsch sittl. Allerweltsgehörigkeit, aber wie
Schnitt und [? VR] Verschränkung durch wenn auch verkehrten Glauben
Stoff gibt, leichtere Welt mir gebe, Glaube
Kleist. Wie gerade durch diesen Schnitt für Erfahrung
das Vergängliche aufgehoben wird.
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leichtes Spiel, Sicherheit, hier [VR: frei] schneide, Pallas, Triumph
geist kann alles. Der reinste Glaube, der Glaube
selber ist dieser Schnitt, wie Mitte so Anfang und
Ende der Verschränkung.
Gefecht der wachen Seele fertig [Sinnreich der Erde (1. Fassung)]. Bemerken wie sich
Wortselbstverlangt [VR], z B. „beschwere“ hinfort jeglich Leben, wie
das „K“ in Kehle saß und zu Wort wollte, bis bestärke“ wurde.
Gefühl Blick und [VR] starkfassende Ruhe und Haltung <1> mir meiner [?] M.
„Löwin“ gib <1> Mad. insatiabilis. Nur Kraft
geben wollen (und Kämpfer) und die Quellen verschweigen, das
ist das unfruchtbare, immer sich selber Schnitt gewesen sein, von
der Quelle zeugen. Löwin, Johannes der Täufer. Wie Ver-
hinderung der Fruchtbarkeit, des geistigen prozessus
eben durch Besitz tot, Fanatismus Besitzer
Regel, was richtet und dreht mich so diesen Tag.
zb. [VR] der früher ängstliche Hüter, daß man eigenen Stand-
punkt durch Tun anderer, z. B. Blake aufsatz
getrübt findet, jetzt gedanke stark aufstehend
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selber darf man Unrecht tun, wenn man Kraft hat,
es selber zu überbieten, aber eine Seele fällt frei
Hohenstaufen x Papst. Barbarossa.
daß sie nur den Harten verteidigt, selbst hart werden
um geliebt zu werden
Leid, daß ich mich [VR] für Dörfler und Linzen wenden kann und
doch nicht wahre Härte haben.
[Mitte rechts]
Samstag: Der Baum des Lebens
Erkenntnis, das ist der Schnitt an dem
sich die Geschichte schneidet, auch ohne
Wert bloß als
Richter fortbildet.
so auch hereintreibt [VR]
So der Gedanke: der
unfehlbar <2>
Richter immer deutlicher
auch ohne Wort, in Kunst ist
Erkenntnis und Leben
nicht <1> Geschichte für Einzelnen
unfehlbarer Richter
[unten Mitte]
so der Zusammenhalt
dieser in letzter Zeit
immer [VR] gehabten Gedanken
[unten rechts]
Blitz der Erkenntnis! richtet das Gewissen
Nachmittags mit meiner Frau auf Dult
Christus am Ölberg Apostelfiguren
bei Juden gesehen
Gedanke zu kaufen, daß es
auch Entschluß braucht, daß man
sich so von Menschheit trennen
und auch zu Vorteil
kaufen soll
wie man sich
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zu seinem Vorteil vor andern Menschen trennen darf und soll
auch von M. Dieses Denkend auf Heimweg Marie fragt mich, weil ich
gar nicht auf sie [VR] horche, ich sage ihr: daß ich gedacht habe:
„Der die Vermischung auch des Herzens von mir nimmt“
um 11 Uhr von Redaktion auf Dult gefahren, um die
2 Ölbergfiguren zu kaufen. sehr heiß. die Aufregung nach Kauf. {wie unsinnig} {man muß kaufen}
Durch Dienstmann nach Essen gebracht. geputzt und Freude, daß so schön,
Händehaltung wie wenn du ein Vöglein aus den Händen entließest.
Auch Herz (Ölberggefühl) muß getrennt sein, daß je
mehr die Liebe von Herz getrennt entsteht, in Kraft der geschichtlichen
Entfernung und Gestaltung wie C. es macht. 8. Geb. die kathol Lüge
Leute, die immer bloß den Schnitt, so Beuron wie Heckel Express., das
Absolute und können ihn nicht in Wertunterschied, während ich immer Geschichte
Die Geschichte gibt dem Schnitt den Wert, Spannung. Mein
Schicksal, Daniel, ob ich bin uneinholbar, dies Gefühl in
Löwengrube, diese Art Unvertilglich, unverwundbar
nun nicht mehr X, sondern [liegendes X] die Länge des Weges.
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Dieser Schnitt ohne geschichtl. Wert, als bloßes Gewissenszeugnis des
Nichtwachsens Könnens, mit Erkenntnis der Geschichte, der nicht erfüllt, das
ist der tote Baum der Erkenntnis, gegenüber dem Lebensbaum
Atemgroß, der Unfruchtbarste wie der Fruchtbarste, Apfel,
der nicht fallen kann „ich speise die Welt.“
stärkste Gebundenheit, stärkste Freiheit, {unter} hl. Joseph Hobeleisen
aber Hostieneisenstelle [?]
wie er sich (M.) er aufhält über diese Schwesternbräuche. Die Schwestern
Ich „das sind halt Bräuche“ „Ich erlebe es nicht mehr, auch nicht Sie,“ diese Be-
schuldigung und sich als Opfer auf Verloren Posten, man könnte sagen, „so Kämpfer auf einem
verlorenen Posten. Wir kämpfen auch, aber wir bringen dies Opfer“!! zu Fischer.
Kloster außergeschichtl Form, dieser Schnitt aber nur den natürl. Geist, aber nicht geschichtl.
gestaltet, weil er das Wort für nur geschichtlich <..>halten darf, nicht Erinnerung [VR] der natürl. Beziehung [VR] hat.
das Heiter Fröhliche, das zu C. passt [? VR] <1>, daß man es in diesen Verhältnissen
nicht haben kann. So auch durch Schuld verstrickt und [VR: nur] daraus befreien müssen.
Daniel in Löwengrube; auch daß in diesem kathol. Kunstbetrieb Un-
klarheit auch nicht verhindern kann und als ein zweifelhaftes, uner-
kanntes Wesen bleiben muß. wie lange?
Försters Artikel, dem [?] Deutschtum in Rücken fallend;
Gedanke an Schrift, die kathol. Weltpflicht und der faule
sittliche Frieden.
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Joseph zieht Strumpf aus, Maria betet, auf Bild von Pacher
Das schuldige Erwachen und Einschlafen mit Eifer für Gott
und harter Schlaf. So den Ölberg schildern.
Notwendigkeit, Welt aufzufurchen, um mehr in den Schoß einge-
schlossen zu werden. Löwin. Dies auch kathol Weltpflicht.
Petrus ging mit großen Schritten, da ein Kind von der
Seite her. Aber er ging mit so großen Schritten, daß er
sie nicht beschleunigen konnte.
Jakobus, der Nationale Traum, kann aber nicht mehr austräumen.
Scheler und Fischer. auf Red. wie Bienenflug und ich die
Drohne, nirgends gültig. muß es tun. Stückgold uns [VR] antelephoniert,
(den auf Dult streunen gesehen).
Man muß auch, um guter Katholik sein zu können, bester
Deutscher sein, denn Kleist etc. wie Rasse verliert sich sonst
die Fähigkeit in Rasse als ihr Kern und Sauerteig
zu wirken. kulturell Hochhalten setzt innerste stete Härte,
den Winkel im deutschen Wesen voraus, nicht ausgleichend wir-
ken.
an mir die Zeit sich brechend, ich zum Richter, Wort,
Urteil, statt Schranke nicht ist“
II von Erkenntnis zu Erlösung übergehen3
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je mehr wir nicht uns festigen gegen die Zeit, uns hingeben, je mehr
die Zeit uns fortschießt, reine Kelchform, so [Zeichnung] nicht so [Zeichnung],
ohne genügendes Empfangen aber, indem wir uns bereiten.
Mir selbst nicht die Süße, (auch diese durch Tun erwerben), Inhalt der Gabe
mit mir selber, sondern nur die Schärfe gegönnt, so auch anderen,
das ist Unfruchtbarkeit: Merkmal: Judas, Hungers vermessen
Jonas Schärfe, Apfel fallen. Der Du Verräter Gott zuerst
durch deine Süße ziehst und unsere blinde Kühnheit Wasser
in unser Abgeschlossensein von Mutter auf Dich und jetzt müssen
wir uns verlassen.
durch das Sittliche wird die kathol. Kirche einerseits zu sehr in
Geschichte verantwortlich hineingezogen, andererseits zu wenig!
Das aber ist das Wunder der Kirche, daß die durch ihren
Leib so engste Welthärtigkeit durch ihren Geist nicht von dieser
Welt. Regel, Rahmen und Form. „treib das Geschlecht zu
seinem Kern“, dies solche Formulierungen des Gedichts [Gefecht der wachen Seele] dann wieder Triebfedern
sich gegen mich ansetzen, wie Eingebungen, die neue Folge seither.
Wieder [VR: Es] handelt sich um die Seligkeit, also kathol. Weltpflicht
schreiben.
Kreuztragung, niemand leiten, treiben, sondern nachfolgen lassen, z. B. Scheler
etc. man kann sie nicht leiten, also das Herz endlich in dieser Art falscher Faulheit
und vergrabenem Pfund von Mensch und dem falschen Leiden
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Beeinflussen wollen loslösen und selbst Herz geben.
Das Sittliche leugnet das Gericht der Welt.
Die kathol. Aufgabe hinsichtlich der Geschichte ist geringer als die sogenannte
sittliche und sie ist größer. Leute, die vor Sittlichkeit nicht katholisch
werden können. Hier ist die [VR] geschichtl. Demut gefordert.
Der Deutsche ist als geschicht. gespanntester Mensch besonders
zum Leiden geneigt, das ohne Verdienst.
Es ist die Schwäche des heutigen Katholizismus, daß er nicht
mit seiner Stärke arbeitet. Wir sollen uns nicht
auch allen Zwiespalt des Protestantismus aneignen, einerseits
bloß Seele, anderseits bloßer Weltglaube
Die wahre Grundlage der Demokratie ist das Sittliche, Sittlich-
keit ist die Stärke der Demokratie.
Das Sittliche hat stets die Neigung, nicht mehr aufs Spiel zu
setzen als sich selber, das ist aber dann die Gefahr dieser
engen Kraftquelle, verengert sich selber auch darnach und setzt
auch sich nicht mehr, sondern bloß die falsch konservierte geschichtl.
Ordnung, hinter der die natürl. nicht sie ausfüllend stehen
kann.
nicht so viel Sinn der Dinge,
der Dich umstellt. ausbrechen in die Welt. ["Verbum caro" (Cumäische Sibylle)]
Stückgold wird nächstens [VR] zu Red. kommen durch Fischers Vermittlung: Wie die
Klette des absoluten Scheins zusammenhält, so einander [VR] hält. Dies direkte
Zugehen auf das Fremde oder auch Feindliche (wieder anders [VR] als bei A Miller)
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das weltgewandt die Askese zu sein scheint, ist ja [?] <1>
Unreinlichkeit, Frechheit, Unverfrorenheit, die aber ihre Leute kennt.
Gesellschaft. Vermischung von sich überall [VR] voraussetzt, keinen Charakter
und [? VR] so Richtung kennt. durch Ettl. teilweise [VR] hergebracht, der Schaden des
Geschaftelns, ohne Willen. und M. was früher [VR], so noch vor [VR] kurzem, da er
mich anspornen wollte, an Mod. <2> Kunst verachtet
(<1> „verstehe ich nicht. Unsinn“) jetzt wichtig nimmt und wie trium-
phierend (das Religiöse bei Stückgold findet er [VR: etc] gerade weil es nicht so
scharf, sondern suchend sein müsse [VR]) Bis jetzt alles Üble und Widrige
mir selbst geschaffen, jetzt fängst Du an, es mir zu
schaffen.
Der Sittliche Universalismus ist neuheidnisch verwandelt wieder Menschheit [VR].
Leibniz auch vermied den Schnitt der Geschichte.
Die nationale Idee ist romantisch, das Festhalten von Zeit
und Art der Berufung, dieser geschichtliche Kern, Heilsplanvertei-
digung
Charakter Schlagwort [VR]: „Ich habe darüber viel nachgedacht und bin mir ganz klar geworden
Ölberggedanke. Treue muß an der Untreue des Absoluten-Heuchelei
stets verzagen. Treue gegen Weltplan der doch bloß in mir
Sittlichkeit, das Schwächliche kämpft für die kleinen Völker, diese Art
Selbstverrat, so auch M. für die kleinen Dichter, für das Unfertige
es [?] verführend [VR: verführens]. Pö<..>. Diese Art, nicht zur Stärke, sondern zur
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Schwäche sich halten, nicht gegen sich stärken. Ihr könnt nicht Menschheit
vor sich gehen lassen, nur Sittlichkeit. Ehebrecherin vor
Christus von Rembrandt. Immer mehr sein eigener Richter
werdend ist man kein Menschenrichter mehr. Woher
kommt dies absolute Trennen – weil alle nicht der Geschichte dienen,
dadurch [VR] Held sein, sondern selbstsittlich herrschen, Alle geschichtlichen
Eigenschaften, Treue, Charakter etc Stolz gehen verloren.
Weltpflicht der Kampf der künftigen kathol. Welt wird gehen um
die sittliche gemeinschaftsidee und innere Wahrheit, innere und äußere
Grenze, nicht soll aber eine zeitlich absolute Grenze immer als [Zeichnung: Quadrat] gegenüber
der Kirche und neben der Kirche entstehen [?], gegenüber der geschicht in Grenzen politischen
körperl. Bindung des Protestantismus, jetzt will man immer eine
Ideebildung dafür absolut. der Zeitgetriebene Deutsche sucht Haltestein
so auch der (Deutsche) Katholik, er will nicht wahr bilden, er will nicht geschicht-
licher Mensch werden.
Gespräch mit Scheler aus [VR] „Summa“, zu keusch [VR]“. Er man sagt [VR],
er sei der protest. Philosoph des Katholizismus, ich das finde
ich nicht richtig [VR]. Gespräch über seine Reue. nur am erkannten
Menschen. das klassizistische Absterben [? VR]. Es ist nicht notwendig,
daß sich immer herausbildet, vorreformatorisch Ihre Zeitwahl
treibt auch Sie <3> was
<2> Schlegel
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Ettl. von Ferien zurück: Nein, Glauben Sie jetzt bald, daß die
Demokratie – – - (um [? VR: nur] <1> mehr nach rechts) - „wird noch manches
verschwinden müssen, auch der Hindenburg, wenn er sich da ge-
genstellt. der <..>fallose, würdelose Eifer der Menschenführung [VR].
Diese Bereitwilligkeit, das Unrecht, Amerika anzu-
nehmen und die leere Bewunderung und Geltenlassen, wir haben
wahrlich genug geleistet.“ hier sieht man: daß wer nicht aus-
harrt bis ans Ende, gar nichts geleistet hat. Dieser Le-
ben verzicht auf [?] Bewunderungsaskese, statt all<.> ver-
langen. Nun noch die Sorge dieser neuen demokrat.
Gesellschaft, daß diese neue Mehrheit auch wirklich fest
beisammen bleibt, wie Gesindel, das sich immer zählt,
ob keiner kneift.
aber [?] einfach auf den Weg und {sie} sind frei erlöst.
glaube und Hoffnung. die eigentliche Quelle gegenüber dem „Leichten“ [VR: Lichten]
das er „liebt“. Ich sehe es an der Kunst, wie sie [? VR] sich entwickelt
hat.
[Jesu Verborgenheit, daß es Verborgenheit des
Weges sein muß. Weg Wahrheit Leben
das Einfachste plötzlich Geheimnis des Kindes [VR: der Kinder].
der [?] Verborgenheit
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Slevogtartikel „daß heute niemand mehr lesen
könne“. (Auch dieses falsche Haltelesen. Ich: Kleist: ja ich glaube
an den innersten Zusammenhang. ich sei ganz abstrakt
ganz unanschaulich (erst durch Formel der geschichtl. Wahrheit)
Summa dieses Vorwort. Er ist aber nicht logisch und was bei ihm bildlich
ist nur vergleichsweise dazu gekommen. Meine Verse
sind noch viel [VR] stärker in diesem [VR]. Ich solle damit hinaussehen
wo ich ankomme. Er verstehe sie nicht; ich könne {<1>} nicht
auf ihn zählen (ich spiele auf mein Judasgedicht an). „Vielleicht
könne ich auch gewissen Erfolg in dieser Spielerei haben“.
das geschichtliche Satzbilden „weiter wählerisch“ ich
merke bis in kleine Wortwahl deutlich, woran sich
mein Stil organisch, geschichtliche Spannung fassend daher
gegen ein logisches Grammatikeln schiebt. ganz allein
gestellt. Wie in Ölberg von ihm trennen. Betrübnis bis
zu Vernichtungsgedanken, weil oft Weg wieder wie abgeschnitten
erscheint. Totwille, statt leiser Neigung, Gedanke
Vermessenheit, Ölberg wie Christus wollen
Herwig Symbolik Dahlke. Man kann so
viel mehr Symbolik geben und Bildheit je weniger es echt
und selber Schnitt und Symbol ist, so auch gestern das Anschauliche
von M. gemeint. Dagegen je echter, desto im Schnitt
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unfruchtbarer, selber Tragkern, so Christus am Ölberg
reinste Fruchtbarkeit aber Ende der Kunst, rein Mensch
in Gott Allmacht, wenn auch Angst (s. meine Trübsal dieser
Tage, Geldfrage etc.) vernichtet. Mensch aber darf sich dieser
Symbolik nicht vermessen. Arbeit rettet ihn und gibt in Kraft
zugebildet. So auch Sakrament und Arbeit
Das Sittliche will immer sich als Mittelglied ohne Hingabe. Das
Sittliche hat auch nie Empfinden für wahren Charakter, nicht für Geschichte
und Vergangenheit, es sucht [VR] immer nur ein absolutes leeres Ideal, statt sich
in Plan und Fügung zu wissen [VR: rüsten] und Vertrauen auf Vergangenheit zu haben
das Sittliche, merkwürdig paradox, kennt und bildet
keinen Charakter. wie auch keine geschichte. Dies auch das
Schicksal Hochlands, daß es keine Tiefe, keine
Zeitliche Festigkeit des Katholizismus in dieser
Zeit bildet. das Schicksal dieser Zeit.
ich schlage für Oktoberheft vor Dirk Bouts
„Elias in der Wüste“. Es ist „zu unbedeutend“.
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[Der folgende Eintrag entstammt einer maschinenschriftlichen Beilage (mit handschriftlichen Anmerkungen) von Konrad Weiß zum Kriegsbuch 10. Da nur die letzte Seite davon dem Originaltagebuch beiliegt, übernehme ich im folgenden weitgehend die Abschrift von Veit Roßkopf]
Scheler schreibt eben seine Beiträge für
den Prospekt zum neuen Jahrgang bei mir allein nieder. Als 4.
der ihn besonders reizt „Über falsche und richtige Verzichtleistung
auf religiöse und kirchliche Einigung des deutschen Volkes“.
Ich sagte ihm mir sei sein zweiter am wichtigsten „Über klas-
sische und romantische Auffassung des Christentums“. Im Gespräch
über das 3. Thema fragte ich ihn, als er den Verzicht und immer
stärker werdenden Mangel höherer geistiger Fragen und ihrer
Aussprache zwischen den Katholiken und Protestanten etc.
z. B. den Ausspruch der K. V. man könne sich den Luxus des
Streites darüber jetzt nicht gestatten, sich besonders am Wort
Luxus stoßend (auch mit Dr Doders im Sinne Anregung (ich sagte
der Zeitzfall sei nicht so wichtig)) und das glänzend fort-
schreitende Technische betonend höhere Fragen wie in einem Ehe-
streit, nachdem man sich 3 mal vergeblich die Köpfe blutig ge-
schlagen als zwecklos ruhen lassend, ich fragte ihn ob er glaube
daß diese höheren Ideen und ihre fruchtbare nicht bloß buch-
wissenschaftliche Aussprache allein durch solche Gedanken-
anregung so in wissenschaftlicher Weise und nicht vielmehr durch
eine innere geschichtliche Kraftsubstanz wie Charaktersubstanz,
daß also nicht eine bestimmte Kraft zugrunde sein müsse, frucht-
bar geleistet werden könne Er: ja das glaube er man müsse
sich nicht nur nach innen, sondern auch nach außen wenden.
Ich: das glaube ich nicht ich glaube viel mehr daß die ge-
schichtliche, wie persönliche Charaktersubstanzbildung als Kraft-
sammlung zu Grunde liegend voraus sein müsse,
wie auch zum Beispiel bei ihm selber das wahre tragende
(und wirkende) Wesen seines Schaffens das Reuegefühl [ab hier Abschrift des Originaltyposkripts]
sei und aus diesem nicht wissenschaftlichen dunklen Grunde (Damit auf
unser Gespräch vor einigen Tagen und auch auf die Behauptung Mü [?] von der inneren
Unverbundenheit und nichtbegreifbarkeit „was das für ein ärmlich ausgerechnete
geometrische Mensch sei etc. eben dagegen irgendwo aus der Luft schwimmend wo ich
dagegen Kleist und die Heftigkeit seines zu spät doch sich auch zum Tode
behauptenden Glaubens betonend so an Weltkraft güte glaubend und von diesem
Glaubenszeitschicksal erfasst) seine Wesensart und die zeitliche Bedeutung und
tiefere Gründung herkäme das aber sei nun der romantische Gedanke und auf sein
einverstehendes Lächeln (dass ich ihn gefangen hätte, weil er mir nämlich
die zwei Tage vorher in dieser Auffassung von ihm ausgehend recht gab nachdem
vorher auch im allgemeinen aufgefasst nicht) damit käme ich wieder auf sein
zweites Thema über klassisch und romantisch. Darauf lächelnd fernschweifendes
Ja das sei allerdings;;; Nachher gab er Jentschs Brief ich solle ihn lesen
über den Teufel sei er gestolpert ich der Pater Desiderius könne auch den
Teufel nicht brauchen so anerkenne er auch die Gotik nicht seine Kunst sei
auch nicht romantisch
In dem Gespräch einige Tage vorher hatte ich mich hauptsächlich
gegen seine zu schnelle Gemeinschaftsidee gewandt, da ich die persönliche
Schneidung und Verschränkung nicht wichtig genug genommen.