Zweige der Jahre
Erde Mutter

 

Erde, Mutter grenzenleer,

Augen fassen es nicht mehr,

blinden wie in Furchen Tau,

Himmel überfließt die Au,

erdüberwärts

weht der späte Wind ins Herz.

 

Ausgeronnen alte Schrift

neu verdorrte Wurzeln trifft,

blinder Seele heller Geist

kälter seine Fenster weist,

bis weltverstummt

jede Stunde sich vermummt.

 

Weißt du, wer du gestern warst,

treibend, bis die Hülle barst?

Heute wandelt sich der Sinn,

taumelnd zwischen Mauern hin

so schicksalbloß,

wie die Knospe nicht in ihrem Schoß.

 

(9.9.1916)