Wanderer in Tagen
Kelch am Abend

 

Abend, komm der einen Seele,

die ich habe ohne Wahl,

daß ich sie dem trunknen Gral

deines Opferschanks vermähle.

 

Bringe fließend um sie trüber

nicht ein Wissen, daß ich bin,

ach, es geht der Meingewinn

immer in Verwerfung über.

 

Und der ungehemmte Fluß

geht die Ufer schneller hin,

als den Kelch sie trinken muß.

 

Niemals bin ich jener reinen

Sonne Schild im Widerscheinen,

Blätter, wenn sie hangen dicht,

dunkeln, wie ich dunkle, nicht,

der da bleicht aus Jahrgebeinen.

 

Jenem Schein, der widerfährt,

wenn das Licht zum Ursprung nieder

tauchend netzt die wachen Lider,

trägt er ziellos nach den Herd.

 

Daß der Brand nicht scheinlos glüht,

laß die Hüllen dichter wallen,

Gluten, die hier ungewillt

mit dem Staub in nichts zerfallen,

tränen tauschwer ungemüht

doch mit Segen ins Gefild.

 

(2.7.1920)