Das Sinnreich der Erde (Erste Fassung)
Am weißen Sonntag

 

Der weiße Sonntag ist bereit,

all Beet doch rings in Trockenheit

noch hart im Licht und Lichtes trunken,

noch Werdens unversunken.

 

Das Wasser floh im Osterlicht,

Gewalt, die aus in Röte bricht

am Morgen schon, liegt matt im Herzen,

matt vor des Tages Kerzen.

 

Das Wasser aus der Zelle zieht,

o weh, der Sinn wird ausgeglüht,

das Ostereisen will verrosten,

tu Blut an deinen Pfosten.

 

Die unversunkne Finsternis,

so rostgleich sie das Licht zerbiß,

steht an geschwängert mit unsatten

und unruhvollen Schatten.

 

Tritt vor das Tor, sieh an das Land,

du Held aus Osten unverwandt,

laß deiner Seitenwunde Gluten

neu in die Erde bluten.

 

Der Tag steigt an, er kommt inmitt,

das Wasser mit dem Blute stritt,

es wird, so zuckt ein Schattenfinger,

das Erdenwerk geringer.

 

Die hohen Zweige glänzen rot,

die Knospen sind wie Öl und Brot,

der blaue Himmel, Milch im Winde,

ruht wie mit Tracht die Hinde.

 

Ich sehne mich, doch Wassers nicht,

nicht Windes, den dein Licht zerbricht,

nicht Milch, nicht Blut, nicht braunen Brotes,

der Sattheit nur des Todes.

 

Ich kenne diesen letzten Quell

noch nicht, das Wasser allzuhell

blieb mit dem Blute unverbunden

mir fließend aus den Wunden.

 

Es ward des Körpers Körper schwer,

wie dunkelte die Knospe her,

gib, daß des Kelches Band zernichtet

ein trockner Stern sich lichtet.

 

Es ist, wie wenn die Biene schwärmt

um Honig nicht, den Zweig umlärmt

und hängt sich an in dunklen Trauben

ein Blut um letzten Glauben.