Ob dieses Wort das tiefste ist,
der Aushub letzten Seelenwesens,
so weit ich grub
und über eigner Grube hin
floß stromgleich in der Weltzeit Sinn,
ich fand es in der Stunde stillen Lesens:
Im Einzelnen gewährt sich Gott Aufschub,
verlängert er die Gnadenfrist.
In unfaßbarer Väterzeit
im Bruch von Wüsten und Oasen
da floß der Nil,
und wuchernd aus uraltem Schlamm
wie immer neu das Leben kam,
da wuchtete der Geist, um Gott zu fassen,
und alle Weltzeit stand im Herzen still,
so schlug der Hammer in entzweit
wie Tag und Nacht schiedlose Brust,
schlug härter als mit Tropfen Reue,
die noch betrügt,
die mit dem Schein der Sonne lebt
und mit dem Tau zur Erde klebt, —
die tiefste Ader ist die Wesenstreue;
zum Brunnen, der dich saugt in dich gestückt,
schlag zu in Schmerzen bis zur Lust.
Noch klebend an der Tränen Ort
was will die Seele überflügeln,
die Gnade fließt,
aufrauschend noch vor ihrem Ziel,
daß sie in diese Grube fiel,
hier ist der Abgrund, nicht mehr sie zu zügeln,
Barmherzigkeit, ich bin, in den sie gießt,
gestrandet in dem letzten Wort.
Du eingekrümmt im Seelenschacht
bohr fort zur Tiefe dich und Weite,
wenn dann sein Schritt,
sein Schatten schon vor dich gerückt
und er in diese Tiefe blickt,
ein Palmbaum, so der Augenstrahl der benedeite
schießt auf, wo ihm sein Bild entgegenglitt, —
furchtbarer Wuchs der stillen Nacht
im dunklen Schmerz bist du dann auch vollbracht.
(7./9.12.1917)