Das Sinnreich der Erde (Erste Fassung)
Der Sturm auf dem Meere

 

Als Jesus auf dem Meere fuhr,

Schifflein im Sturm,

was sahen doch die Jünger nur,

war es des Elements Aufruhr,

wars nicht, als krümme sich ein Wurm

der Leib des Herrn und wie verdorrt

wie Holz, da ging ihr Atem fort.

 

Und wie mit Holz das Wasser spielt,

noch ärger und,

wenn ganz vom Grunde unterkielt

Verderben in die Öffnung zielt,

gestoßen in den leeren Mund

fuhr wie mit Seelenbrand dahin

ein Schrei aus wider allen Sinn.

 

Das Grauen ging in ihnen rund,

hilf Meister, hilf,

wie durch zerbrochnen Binsenbund,

der Herr lag wie ein Wrack vom Sund,

lag wie ein totes Holz im Schilf,

es war, wie wenn das Herz zerschellt

ein Tropfen in den Abgrund fällt.

 

Nein, nun verkehrt sich, wie der Schwarm

ohnmächtig blickt,

des Herrn Gestalt so irdisch arm,

ein Licht von ihm so wangenwarm

ward wie ein Schild im Kreis gezückt,

und ihr entsetztes Herz zerbrach,

eh nur sein Mund das Erste sprach.

 

Ja brach, bevor: Furchtsame Ihr,

so mild er warnt,

ihr Herz erst wie ein wildes Tier

schwieg lindgekühlt wie vom Zephir

die Wunde vom Verband entgarnt:

Wer ist doch dieser, daß er droht,

und Wind und Meer schweigt sein Gebot.

 

(23.4.1920)